Stolpersterine in Düsseldorf Comenius-Schüler säubern Stolpersteine
Düsseldorf · Schüler des Comenius-Gymnasiums haben Stolpersteine gesäubert und sich mit den Schicksalen dahinter beschäftigt.
Es hat etwas Sinnbildliches. Die Schüler und Schülerinnen der 9c des Comenius-Gymnasiums hocken vor dem Haus an der Cheruskerstraße 46 und reinigen mit Schwämmen und Reinigungsmitteln den Stolperstein, der an Heinrich Pfingst erinnert. So wie der Stein immer heller wird, so wird auch die Vorstellung der Jugendlichen über das Schicksal des jüdischen Kaufmanns und seiner Familie immer klarer. In einem lebendigen Frage- und Antwortspiel lässt Lehrer Markus Bußmann Geschichte greifbarer werden.
Heinrich Pfingst hat für die Schüler und Schülerinnen eine besondere Bedeutung. Sein Sohn, Werner, machte 1933 sein Abitur am Comenius-Gymnasium, war also irgendwie einer von ihnen. „Dadurch hat man eine andere Sicht auf das Ganze“, findet Tanja. Die Vernichtung der Juden sei groß, irreal und unmenschlich gewesen. Das seien Zahlen, die man sich gar nicht vorstellen könne, meinen die Schülerinnen Violet und Ira. Wenn man sich allerdings mit nur einer Person näher beschäftige, sei es, als ob man mit einer Lupe ganz nah herangehe und nicht mehr nur Menschen, sondern ganz viele Einzelschicksale sehe, beschreibt Rochelle ihre Eindrücke.
Den Schülern fällt es sichtlich schwer, das Gehörte zu verarbeiten. Warum hat keiner etwas getan und warum haben sich die Deportierten nicht gewehrt, fragen sie. Für die Jugendlichen ist es wichtig, dass die Menschen nicht vergessen. „Es gibt leider auch Leute, die den Holocaust leugnen. Unsere Generation muss aus der Geschichte lernen und sie weitertragen, damit so etwas nie wieder geschieht“, sagt Rochelle.
Pfingsts Schicksal hat die Schüler und Schülerinnen neugierig gemacht. „Wenn man jetzt einen Stolperstein sieht, fragt man sich immer, was für eine Geschichte hinter der Person stecken mag“, sagt Katharina. Für viele Menschen sei das Leben mit dem Konzentrationslager vorbei gewesen und keiner wisse mehr, wer sie waren. Daher sei es wichtig, sich mit ihren Schicksalen zu beschäftigen, denn das sorge dafür, dass die Opfer nicht vergessen würden, so wie die Nationalsozialisten sich das gewünscht hätten, setzt Felix hinzu.
Vor zehn Jahren hatte sich eine AG schon einmal mit dem Thema beschäftigt und ein Buch über Pfingsts Sohn Werner herausgegeben. „Da wurde das Schularchiv durchforstet und daher wissen wir, dass es noch andere jüdische Schüler gab. Jetzt wollen wir versuchen herauszufinden, was aus ihnen geworden ist“, sagt Markus Bußmann.