Das Apollo wird zum Platz der orientalischen Gaukler

Die Königsstadt Marokko steht im Mittelpunkt der neuen Varieté-Show „1001 Nacht in Marrakesch“.

Foto: Apollo-Varieté

Düsseldorf. Nur wer die Fähigkeit besitzt, genau hinzuschauen, kann die Wirklichkeit von der Illusion trennen. Eine Weisheit, die der türkische Moderator Oguz Engin während der Pressepremiere „1001 Nacht in Marrakesch“ im Apollo-Theater seinen Gästen auf den Weg gab. Doch für die meisten wohl blieb sie nur ein ehrgeiziges Unterfangen: Der Schleier der orientalischen Magie blieb ungelüftet — und damit der Zauber einer fremden Welt erhalten.

Ein Zauber, der sich im neuen Apollo-Programm weniger in atemberaubender Artistik entlädt denn in bunter Vielfalt und gauklerischer Experimentierfreudigkeit wie auf dem Djamaa al Fna, dem Platz der Märchenerzähler in der Königsstadt Marokkos. Zu einem Höhepunkt des Abends wird so eine Marmorstatue, die auf der Bühne zum Leben erwacht.

Ein zweiter Kopf erwächst aus der dämonischen Gestalt. Dessen Lippen liebkosen die Wangen des Originals — oder ist dieses Haupt die Fälschung? Verwirrend, unheimlich, die überarbeitete Nummer „La Statue aux deux têtes“ von Sofiane Aberkane aus Algerien.

Ein romantisches Liebesmärchen zeichnet Svetlana Gonacharenko aus Kiew auf eine Glasplatte. Jede ihrer künstlerischen Streichbewegungen wird per Großleinwand übertragen, doch wie bei einer Fata Morgana überleben die einzelnen Pudersandgebilde nur wenige Sekunden. Eine ähnlich kurze Haltbarkeit haben die Schwarzlichtbilder von Omar Pasha, nur ist deren Entstehung bereits eine Illusion. So wandern Flammen von einer Kerze zur nächsten, Köpfe schweben in der Finsternis — und verschwinden dann in der Dunkelheit.

Viele Tore zur anderen Welt werden an diesem Abend aufgestoßen durch die Märchen aus 1001 Nacht. Mit akrobatischen Einlagen runden Erna Sommer (Luftakrobatik), die Gruppe Nafsi African, Ornella Marana (Antipoden) sowie Zaida Liazeed und Francisco Arano (Handstand & Pole) das Programm ab.