Düsseldorf Das Aus für den Stern-Verlag entsetzt viele Düsseldorfer
Das größte Buchhaus der Stadt muss Ende März schließen. Rund 120 Mitarbeiter verlieren ihren Job, für sie gibt es einen Sozialplan.
Düsseldorf. Es herrscht reges Treiben am Samstag in Düsseldorfs größter Buchhandlung, dem Stern-Verlag an der Friedrichstraße. Natürlich, in ein paar Tagen ist Weihnachten. Doch damit ist es bald vorbei: Der Stern-Verlag muss schließen, Ende März 2016 endet die 116-jährige Geschichte einer Institution in Düsseldorf.
In die Knie geht die mit Abstand größte und bestsortierte Buchhandlung der Stadt, in der immer auch genügend Raum für wirklich anspruchsvolle Literatur und wissenschaftliche Sachbücher blieb. Seit Jahren schon wird über eine Krise der Großbuchhandlung gemunkelt, nun bewahrheiten sich die dunklen Gerüchte: „Das Buchhaus mit seinen über 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist heute nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Die kleinteilige Aufteilung der Geschosse in Zwischenstufen ist zwar verkaufspsychologisch reizvoll, aber in der Betriebsorganisation zu kostenaufwendig“, teilt Klaus Janssen, der 80-jährige Inhaber des Stern-Verlags, der das Haus seit 1961 leitet, mit.
Ein Schock war diese Nachricht natürlich vor allem für die Beschäftigten. Janssen: „Sie werden für den Verlust der Arbeitsplätze auf der Basis eines umfangreichen Sozialplans entschädigt.“ Laut Filialleiterin Bettina Zobel betrifft das 113 Mitarbeiter. Fragt man sie nach den Gründen, nennt Sie „natürlich den Online-Handel“ von Amazon und Co., der Buchhäusern das Wasser abgrabe.
Betroffen ist zudem nicht nur die Zentrale des Stern-Verlages, sondern auch die 1977 eröffnete Filiale auf dem Campus der Heine-Universität wird schließen. Für die Fortführung der umfangreichen Versandbereiche (u.a. Online-Handel) bestünden Konzepte, die in den ersten Monaten 2016 ausverhandelt werden müssten.
Entsetzt von der bevorstehenden Schließung zeigten sich am Samstag viele Kunden. „Das schockiert mich“, sagte Ilka Marthar. „Der Stern-Verlag war immer meine Lieblingsbuchhandlung, etwas auch nur annähernd vergleichbares kenne ich nicht“, sagt sie. Sie schätze vor allem auch das Antiquariat. „Seit Generationen kauft meine Familie hier ein.“
Ähnlich Manfred Berger. Aus Köln kommt er regelmäßig, um hier einzukaufen — oder einfach nur zu schmökern. „Dieses Haus ist einmalig“, sagt er. In anderen Buchhandlungen komme längst nicht das gleiche Gefühl auf wie im Haus zwischen Friedrich- und Talstraße. „Hier ist es entspannter, hier herrscht eine Kaufhaus-Atmosphäre“, sagt er. Andernorts gehe es eher zu wie beim Discounter.
Auch Susanne Bonn kann es kaum fassen: „Man bekommt fast ein schlechtes Gewissen, weil man nicht öfter und mehr hier gekauft hat, sagt sie, „aber mir war auch nicht klar, wie brenzlig die Lage ist.“ Gabriele Blesch ist überzeugt, dass die Schließung ein großer Verlust für die ganze Stadt ist. „Das ist beinahe eine Schande“, sagt sie: „Ich bin sprachlos.“