Gastronomie Das En de Canon wird jetzt zu einem Weinlokal

Düsseldorf · In Jan Wellems Stammlokal will Winzer Herbert Engist im Sommer eröffnen — und auch Altbier anbieten.

Herbert Engist vor dem En de Canon, in dem die Bauarbeiten laufen. Das Gebäude ist mittlerweile auch eingerüstet.

Foto: ale

Hier zechte Jan Wellem so gerne, dass er besondere Vorkehrungen traf. Er deponierte einen seiner Weinpokale in seinem Lieblingslokal und ließ sich einen eigenen, mit hoher Lehne geschnitzten Sessel aufstellen. Rund 350 Jahre später schließt sich an der Zollstraße ein Kreis. Aus dem einstigen Weinausschank En de Canon wird wieder einer. Winzer Herbert Engist ist nach jahrelangem Leerstand neuer Pächter des Traditionshauses aus dem 17. Jahrhundert.

Die Düsseldorfer kennen Engist seit mehr als 20 Jahren vom Weihnachtsmarkt. Vor dem Rathaus verkauft er seinen selbstgemachten, weißen Glühwein, für den angeblich nur er und seine Frau das Rezept kennen. „Und das liegt im Safe“, sagt er mit großem Ernst.

Jetzt, mit 56, sei eigentlich ein guter Zeitpunkt erreicht, um es ein wenig ruhiger angehen zu lassen im Leben. Doch Engist sagt, er wäre nicht mehr glücklich geworden, wenn er seinen Traum vom En de Canon nicht verwirklicht hätte. So schlug er Warnungen von Freunden in den Wind. Und obwohl es ein bisschen nach Klischee klingt, Engist sagt es so leidenschaftlich, dass man es ihm abnimmt: „Es war Liebe auf den ersten Blick. Als ich das Gebäude hier 1996 sah, wusste ich, da will ich mal rein.“ Jetzt ergriff er die Chance, trotz zahlreicher schlafloser Nächte, wie er sagt. Denn einen Millionenbetrag wird er wohl erstmal in die Hand nehmen müssen, auch wenn er auf die Frage nach der Höhe der Investition nicht genauer antworten will: „Viel“, sagt er nur.

Die Bauarbeiten haben bereits begonnen und sollen möglichst im August abgeschlossen sein. Das Haus wird in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt kernsaniert. Vieles muss raus: die Technik, die braune Wandvertäfelung, die Theke, die Hecke an der Terrasse, die durch Weinpflanzen ersetzt werden soll. Ein altes Wandbild mit einer Szene vom Marktplatz will Engist erhalten, auch ein Segelmast, der merkwürdiger Weise als Querbalken genutzt wurde, bleibt vielleicht drin. Die Toiletten werden in den ersten Stock verlegt, die Küche unten vergrößert. Ein Durchgang zum Haus des Karnevals soll geschaffen werden, um es künftig mitbeliefern zu können. Auch zur Terrasse hin soll ein zweiter Durchbruch anelegt werden. Allein draußen wird es 70 bis 80 Sitzplätze geben, drinnen im Erdgeschoss 50, oben in der ersten Etage noch einmal 45 Plätze.

Engist ist seit 30 Jahren Winzer, auf sechs Hektar wachsen seine Reben im Kaiserstuhl. In seinem Probier-Stüble hat er gastronomische Erfahrungen gesammelt, auf die er nun in Düsseldorf baut. Sein Konzept: Regionale Küche mit Klassikern wie Schäufele (Schweineschulter) mit Kartoffelsalat sowie Wurstsalat mit Brägele (Bratkartoffeln) oder Bibbeliskäs (Quark). Selbst produzierte Hausweine aus dem Fass soll es in Weiß und Rot für 2,50 bis drei Euro pro 0,1 Liter geben. Aber auch Raritäten für 60 bis 70 Euro pro Flasche werden sicher auf der Karte zu finden sein, kündigt Engist an.

Auch Bier will der Kellermeister in dritter Generation anbieten — ein badisches Pils und ein Alt einer Düsseldorfer Hausbrauerei. Eine Entscheidung ist da aber noch nicht getroffen.

Doch wie passt eigentlich ein Weinlokal in die Altstadt? Die Bolkerstraße samt Partypublikum ist ja gleich um die Ecke. „Ja, aber trotzdem ist sie auch weit weg.“ Engist hofft, dass die Altstadt auf der anderen Seite des Marktplatzes in seiner Nachbarschaft einen Aufschwung erlebt. Mit dem Restaurant Robert von Robert Hülsmann an der Promenade und auch einem bald feststehenden neuen Konzept für die Alte Kämmerei.