Freizeit Die Mitmach-Ausstellung im Akki: Hier ist nichts, wie es scheint

Düsseldorf · In der Mitmach-Ausstellung „Lug und Trug“ wird die Welt der Kinder auf den Kopf gestellt. Es wird getäuscht, geschummelt, aber auch analysiert und hinterfragt.

In der Ausstellung „Lug und Trug“ wird alles, was die Kinder bisher kannten, auf den Kopf gestellt. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Foto: Ines Arnold

Die Sechsjährige kneift die Augen zusammen. Wird sie gerade etwa angeflunkert? Kann diese nette Erwachsene, die plötzlich so nervös zwinkert, überhaupt lügen? Eine Sekunde später gibt es Gewissheit: Sie kann. In der Holzbox vor ihr liegt, anders als von ihr behauptet, gar kein Spielauto. Dafür aber ein roter Boxhandschuh. „Du hast gelogen“, ruft das Mädchen entsetzt und wittert ihre Chance, auch endlich mal richtig zu schummeln. Aber so sehr sie auch im Raum nach Inspiration für ihre Flunkerei sucht, es will einfach nicht gelingen. Spaß macht das Spiel mit den „Lügenkisten“ trotzdem.

Im Akki (Aktion & Kultur mit Kindern) an der Siegburger Straße wird die Welt der Kinder ab fünf Jahren auf den Kopf gestellt. In der Mitmach-Ausstellung mit dem vielsagenden Titel „Lug und Trug“ ist nichts so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Alle Sinne werden mächtig auf die Probe gestellt, nicht nur die der Kinder. Auch Eltern haben Spaß dabei, sich hinters Licht führen zu lassen und mit den Kindern den Täuschungen auf den Grund zu gehen.

Kinder haben Spaß, Eltern
wollen die Technik ergründen

Nur eine grüne Kletterwand oder doch eine gefährliche Klippe, unter der das Meer hohe Wellen schlägt?

Foto: Ines Arnold

Zum zweiten Mal wird die Ausstellung im Akki, der Einrichtung für kulturelle Bildung, gezeigt. Schon 2018 war sie ein großer Erfolg, rund 12 000 Besucher sahen sie sich an. Und auch in diesem Jahr sind die Vormittage, an denen Schulklassen und Kitagruppen einen Rundgang machen wollen, ausgebucht. „Montag- bis freitagnachmittags könnten es allerdings noch mehr Besucher sein“, sagt Georg Frangenberg. Er hat die Ausstellung konzipiert.

Und tatsächlich: Am Freitagnachmittag haben drei sechsjährige Mädchen die Ausstellung fast für sich allein. Nicht nur die einzelnen Stationen, auch die zwei Betreuerinnen, die durch die Ausstellung führen, die Exponate erklären und gerne die verschiedenen Spiele mit den Kindern austesten, werden von ihnen in Beschlag genommen. Aufgeregt flitzen die Kinder in verschiedene Richtungen, bleiben dann aber alle staunend vor der grünen Kletterwand stehen. „Ich liebe Kletterwände“, ruft eine von ihnen und wirft die Schuhe von den Füßen.

Erst als sie die ersten Sprossen erreicht hat, fällt ihr Blick auf den Monitor über ihr. Da ist sie zu sehen. Aber der Hintergrund ist ein anderer. Es sieht aus, als klettere sie eine steile Felsenklippe herauf, unter ihr peitschen die Wellen gegen die Steine. Irritiert schaut sich die Sechsjährige um. Alles okay, die Technik spielt ihr nur einen Streich. „Das ist ziemlich cool“, urteilt sie und stürzt sich von der Klippe direkt in die Brandung. Von dort aus geht es auf den nächsten Monitor in ein steiles Treppenhaus und auf das Dach eines Hochhauses.

Die Freundin taucht indes in die nächste künstliche Wirklichkeit ab. Sie geht auf Schatzsuche in ein Labyrinth — mit Virtual-Reality-Brille auf dem Kopf. Während sich die Sechsjährige ohne Hemmungen über den grauen Teppich tastet, navigiert Freundin Pia vor dem Monitor sie mehr engagiert als präzise zum grünen Diamanten. Nach einigen Minuten ist es geschafft. Mit der Brille vor den Augen tastet das Mädchen vorsichtig nach rechts und links. „Da sind Wände, aber ich kann sie nicht berühren. Die sind nur im Computer. Verrückt.“

Verrückt sind auch die Größenverhältnisse, die der „Ames-Raum“ erzeugt. Darin wirkt der kleine Bruder plötzlich ganz groß, die drei Jahre älteren Mädchen auf der anderen Seite des Raumes ganz klein. Ein Trick, mit dem auch Hollywood arbeitet: Bodenmuster und Fenster erwecken den Anschein, dass es sich um ein normales rechteckiges Zimmer handelt, dabei ist es in Wahrheit völlig verzerrt, die Seitenwände sind ungleich lang, Rückwand und Decke schräg.

Während die Eltern noch versuchen, die Technik zu verstehen, sind die Kinder schon an der nächsten Station, dem Geschmacksbrunnen. Acht Gefäße hängen im Rondell, darin sind verschiedenfarbige Flüssigkeiten, die heruntertropfen und von Zungen aufgefangen werden können – allein das ist der Spaß schlechthin. Die Aufgabe: Die Kinder sollen auf ihren Geschmackssinn vertrauen und Magnete mit abgebildeten Obstsorten den Flüssigkeiten zuordnen. Es wird hin- und hergerückt, sich beraten und doch noch einmal umentschieden. Schließlich ist man sich sicher: Die grüne Flüssigkeit muss einfach Kiwisaft sein. Schmeckt eindeutig danach. Die Auflösung, dass in allen Behältern aber doch nur gefärbtes Wasser ist, stößt auf heftige Gegenwehr. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Schein und Sein manchmal sehr schlecht voneinander zu unterscheiden sind.

Das hat wohl auch der kleine Bruder mitbekommen. Der traut dem Braten nämlich nun gar nicht mehr. Auch als er im Foyer von Betreuerin Katja Kuklinski eine Apfelschorle gereicht bekommt, schaut er erst mal sehr skeptisch: „Ist das eine echte Apfelschorle?“ Und da stutzen auch die Großen ganz kurz. Die Dinge zu hinterfragen und nicht alles sofort zu glauben, ist schließlich keine schlechte Idee.