Das Lied „Augenblick“ soll Mut machen

Alessio Lunetto sitzt im Rollstuhl. Er inspirierte Jungrapper Iko zu seinem neuen Song.

Foto: Andreas Vogt

Ein junger Mann im olivfarbenen Jogginganzug rollt zögerlich mit seinem Rollstuhl in den Raum. Er wirkt nervös und spricht nicht viel. Für Alessio Lunetto ist dieser Freitag ein ganz besonderer Tag. Ein Musikvideo wird vorgestellt. Das Lied dazu ist inspiriert von seiner Lebensphilosophie: Niemals aufgeben.

Alessio leidet an Muskeldystrophie Duchenne, einer starken Form von Muskelschwund. Die Krankheit betrifft zu 99 Prozent Jungen und tritt meist im Kleinkindalter auf. Seit seinem 8. Lebensjahr ist Alessio auf einen Rollstuhl und tägliche Pflege angewiesen. Wenn man fragt, wie es ihm geht, antwortet er: „Gut“. Aber durch sein Krankheitsbild sind wirklich gute Tage eher selten. Trotzdem will Alessio die positiven Momente in seinem Leben genießen und festhalten, um sich an schlechteren Tagen daran zu erinnern, sagt er. Seiner Krankheit begegnet er mit Kampfgeist: „Niemals aufgeben“ steht in großer, geschwungener Schrift auf seinem Unterarm.

Und das neue Lied „Augenblick“ soll genau diese Botschaft verkörpern. Es soll Mut machen. Der Düsseldorfer Rapper Iko hat den Song geschrieben, an den Text hatte der Auftraggeber Alessio hohe Ansprüche. Iko: „Normalerweise brauche ich zum Texten eine Woche. Bei ’Augenblick’ waren es vier Monate“, erklärt der Sänger. Bis beide mit dem Inhalt zufrieden waren, dauerte es einige Zeit. Die ersten Gespräche fanden im Winter 2017 statt, der Dreh des Musikvideos folgte im August dieses Jahres. Gedreht wurde an Alessios Lieblingsorten in Düsseldorf: dem Rheinturm, dem Hafen, vor der Graffitiwand an der Vennhausener Allee und auf der Dachterrasse des Dreischeibenhauses. Beim Videodreh bekam das Team Hilfe von vielen Seiten. Der Produzent Paul Rosescu drehte und schnitt kostenlos. Der Assistenzdienst Deutschland organisierte einen Pflegetransport, um Alessio an die Drehorte zu bringen. Auch die Aufnahme im Panorama Beatz-Studio kostete nichts.

Als „Augenblick“ am Freitag live gespielt wird, scheint sich der triste, abgedunkelte Raum mit Zuversicht zu füllen. Alessio wippt leicht mit dem Kopf und den Fingern, mehr Bewegung lässt seine Krankheit nicht zu. Aber er spricht lautlos jeden der schnell aufeinander folgenden Reime mit. Die Bewegungen übernimmt Iko für ihn. Der junge Rapper hat Bühnenpräsenz und er liebt was er tut: „Mein größter Wunsch ist es, eines Tages von der Musik leben zu können.“

Das Lied sei ihm eine Herzensangelegenheit. Es richtet sich an Erkrankte und Gesunde Menschen. Vor allem auch an die Familien von Betroffenen, denn die bräuchten ebenso Mut in der schweren Zeit. Alessio hört „sein“ Lied oft auf dem Handy. „Mir geht es dann immer sofort besser“, sagt er.

„Augenblick ist ein Song, bei dem sich jeder Mensch wieder finden soll. Es steckt auch viel von mir drin“, erklärt Iko. Seine Musikrichtung ist kein Gangsterrap: „Ich mache Rap mit Niveau. Keine Beleidigungen, keine Joints, dafür Gefühl und eine Botschaft“, sagt der Abiturient. Auf seinem Youtube-Kanal „IkoTV“ können sich Interessierte das Musikvideo ansehen. Wer „Augenblick“ live hören möchte, hat dazu beim Weltkindertag am 16. September auf der AOK-Bühne oder am 28. September bei der „Reha Care Messe“die Möglichkeit.