Das Luxusteil zum kleinen Preis
In Secondhand-Läden gibt es günstige Schätze von Prada, Escada und Co.
Düsseldorf. Ein Kleid von Max Mara, ein Blazer von Escada oder doch lieber ein Paar Schuhe von Chanel? Für die Frau von nebenan ein schöner Traum, der meist auf den Seiten schicker Modemagazine haften bleibt. Es sei denn, es stört sie nicht, dass das Objekt der Begierde früher bei einer anderen Dame im Kleiderschrank hing. Düsseldorf ist nämlich nicht nur eine Metropole in Sachen Luxus, sondern auch Zentrum für kleine Secondhand-Shops, in denen es exklusive Kleidung von Chanel, Gucci und Co. zu einem Bruchteil ihres ursprünglichen Preises zu kaufen gibt.
„Hier kann man wirklich sparen“, sagt Barbara Lehmberg, Inhaberin des Geschäfts „Noblesse“ an der Steinstraße. Sie führt Marken wie Strenesse, Escada und René Lezard ab 20 Euro. Nur makellose Teile landen auf den Stangen, so lautet ihr oberstes Gebot. „Die Kleidung muss aktuell, wenig getragen und in tadellosem Zustand sein“, betont Lehmberg. Das erklärt sie auch den Frauen, die ihr Mäntel, Kleider und Pullover zum Weiterverkauf zur Verfügung stellen. Frauen, die in der Regel viel Geld haben und gerne in großem Stil shoppen gehen. „Es sind aber auch ganz normale Leute dabei, die einfach ab und zu einen teuren Fehlkauf wieder loswerden wollen.“
Solche Fehlkäufe warten auch in der Boutique „DaCapo“ an der Talstraße darauf, jemand anderem mehr Freude zu bereiten. Inhaberin Elke Liesk hat sich ebenfalls auf Luxusmarken spezialisiert. Eine kleine Kostprobe: Einen Blazer von Escada, der vormals 800 Euro kostete, gibt es dort für etwa 150 Euro zu kaufen, für einen Mantel von Max-Mara zahlt der Kunde 300 statt 1300 Euro. Das ist zwar nur etwa ein Viertel des Originalpreises, stellt für so manche Kundin aber noch immer eine finanzielle Herausforderung dar. Über mangelnde Kundschaft kann sich Liesk deswegen aber nicht beklagen. „Qualität kostet eben, und das Interesse an Qualität und Luxus ist ungebrochen“, sagt sie.
Selbst dann noch, wenn die Ware schon ein paar Jahre hinter sich hat. Und in manchen Fällen hinterlässt der Gebrauch auch durchaus dekorative Spuren. „Vintage“ nennt sich die gebrauchte und derzeit sehr angesagte Optik von Ledermänteln und -taschen. Aber nicht nur ihretwegen wissen es viele Kunden zu schätzen, wenn das Sortiment auch 10 oder 15 alte Schätze umfasst. Karin Berghoff, leidenschaftlicher Fan von Chanel, hat vor einigen Jahren einen Laden eröffnet, den sie ganz der Couture widmet. Viele Teile stammen aus ihrem eigenen Schlafzimmer. „Chanel produziert immer nur wenige Exemplare von einem Modell“, erklärt sie. „Und die sind schnell ausverkauft.“ Viele Kundinnen seien begeistert, wenn sie im Laden eine Kette finden würden, die damals in den 90ern bereits vergriffen war.
Das kleine Geschäft an der Hohe Straße überbietet preislich alle anderen Secondhand-Läden. Ein Kostüm kostet dort noch immer stolze 1200 Euro (von zuvor etwa 7000 Euro). „Das kann ich mir jetzt natürlich nicht leisten, generell ist das Angebot in der Stadt aber wirklich gut“, sagt Studentin Laura Wiehler, die ein Faible für Mode aus zweiter Hand hat. Weil diese Kleidung anders ist, ihr auf dem Campus nicht an fünf anderen Mädchen über den Weg läuft. „Man kann besondere Teile tragen und wird als Student trotzdem nicht arm dabei, besser geht es doch gar nicht.“