In der FDP muss man jetzt hartgesotten sein
Austritt tabu: Bilker Liberale stehen tapfer hinter ihrer Bundespartei.
Düsseldorf. Als Liberaler hat man es nicht leicht im Moment. Auch die Düsseldorfer FDP-Mitglieder müssen Spott und Mitleid ertragen. Der Bilker Ortsverein hatte jetzt sein erstes Treffen nach der desaströsen Wahlschlappe in Berlin. Eine Ursachensuche: Das Wichtigste zuerst — Michael Latka, Vorsitzender des Ortsvereins, betont die gute Arbeit der Liberalen in Düsseldorf. Die Stadt entwickeln, sie attraktiv und gerecht gestalten, dafür stünden die Gelben hier seit zwölf Jahren.
Und dennoch: Auch die hiesige FDP bleibt von der Talfahrt nicht unberührt. „Wir werden mitleidig angesehen, gefragt, ob wir schon ausgetreten sind“, sagt Bernhard Piltz. Für ihn kein Grund, Trübsal zu blasen: Aufs und Abs kenne man in der FDP. „Wir sind keine Schön-Wetter-Liberalen“, sagt Jan Mathes, Latkas Stellverteter. Doch wie konnte das Vertrauen von der Bundestagswahl 2009 so schnell verspielt werden? „Ein Großteil der Probleme ist hausgemacht“, gibt Latka zu. Die FDP vertrete die richtigen Themen, bringe sie aber nicht an den Mann. Den Datenschutz würde die Piratenpartei besser verkaufen, die Grünen würden sich als die wahren Bürgerrechtewahrer aufspielen, sagt Matthes. Und die Aussetzung der Wehrpflicht sei vom Grundsatz ein liberales Thema — aber werde von der CDU okkupiert.
Dazu kämen Ungeschicklichkeiten: Dirk Niebel, der das Entwicklungsministerium abschaffen wollte, ist jetzt dort Minister; Guido Westerwelle, der sich von China aus nicht angemessen zu Innenpolitischem äußern könne; seine Enthaltung beim Nato-Einsatz in Libyen und natürlich die Senkung der Steuer für Hoteliers. Darauf werde die FDP reduziert. Und das mache unglaubwürdig.
Die neue Parteispitze gleich wieder absägen aber wollen die Bilker nicht. Philipp Rösler habe sich schon in Niedersachsen profiliert, meint Latka. „Er hat zwar nicht das Charisma eines Genschers, doch auch der stand nicht zu Beginn seiner Karriere auf einem Prager Balkon.“