Den Stadtteil zur Marke machen
Aus der Wohnstadt soll eine Produktionsstätte werden. Künstler laden darum Garather Bürger zum kreativen Schaffen ein.
Düsseldorf. In Garath wird gewohnt, nicht produziert. Dieses Bild haftet dem südlichen Stadtteil von Düsseldorf seit seiner Gründung Anfang der 1960er Jahre an. Doch die Künstlergruppe „Mühlenkampf“ will dies gemeinsam mit den Garather Bürgern ändern. „Made in Garath“, lautet das Motto des Kunstprojekts „Import-Export? Vor Ort!“.
„Laura will mit euch Pilze züchten“, „Dominik und Therese wollen mit euch ein Modelabel gründen“ — wer in den letzten Wochen in Garath unterwegs war, wird auf die Plakate der Mühlenkämpfer aufmerksam geworden sein. Die Künstlergruppe will neugierig machen auf sich und ihr neues Projekt.
„Wenn die Garather Einwohner aber keine Lust auf Pilzzucht haben, können sie auch eigene Ideen äußern. Wichtig sind uns die Visionen der Bürger, nicht unsere eigenen“, sagt Eva Holling. Die studierte Theaterwissenschaftlerin hat das Mühlenkampfprojekt mitinitiiert. Mühlenkampf ist eine lose Künstlergruppe mit etwa zehn Mitgliedern. Seit fünf Jahren ruft sie kulturelle Projekte ins Leben, seit 2010 ist sie in Garath tätig.
Mit ihrer neuen Aktion wollen die Künstler herausfinden, was Garath zu bieten hat und wohin es noch gehen kann. Garath soll ein Ort der Produktion werden. Im neuen Diskussions- und Produktionslabor der Gruppe, das nun an der Emil-Barth-Straße im Garather Zentrum eröffnet wurde, können die Anwohner darum fortan künstlerisch tätig werden um ihren Wohnort zu verschönern.
Am Eröffnungstag ist der kleine Projektraum schnell gefüllt. Anwohner sitzen unter orangen Sonnenschirmen und diskutieren über ihr Garath. Manche haben sogar Fotos dabei. Vom Garather Schloss, von der Bonhoeffer-Kirche. Sie wohnen gern im Düsseldorfer Süden, sehen aber noch viel Potenzial in ihrem Bezirk.
„Man kann gut wohnen im grünen Garath, aber außer ein paar Jugendhäusern gibt’s hier nichts. Es muss also noch einiges getan werden. Aber da ist Garath nicht der einzige Stadtteil“, sagt Jürgen Fallasch. Er ist zur Projekteröffnung gekommen, weil er sich ärgert über das schlechte Image seines Viertels. Der Garather hat viele Ideen für den Stadtteil, in dem er seit 35 Jahren lebt. Seine Vision: „Ich will aus Garath eine Touristenattraktion machen.“
Gefördert wird das Projekt noch bis Ende des Jahres von der Stiftung VivArte für Kulturförderung. Die Mühlenkämpfer bieten eine Plattform für Garather Bürger, die aktiv in die Entwicklung ihres Wohnorts eingreifen wollen. Geplant sind unter anderem Workshops mit Künstlern, Festivaltage und die Gründung eines eigenen Modelabels. Garather Jugendliche können dann sogar eigene T-Shirts bedrucken und so kreativ zur „Marke Garath“ beitragen.