Düsseldorfer Karneval Der bestbewachte Zoch aller Zeiten
Tonnenschwere Barrieren und Polizisten mit Maschinenpistolen prägten das Bild. Die Narren störte es nicht.
Düsseldorf. Es war ein Anblick, an den sich die meisten Karnevalisten erst noch gewöhnen müssen. Tonnenschwere Container und Kräne an Zufahrtsstraßen und Kreuzungen, Polizisten mit Maschinengewehren im Anschlag an zahlreichen Orten in der Innenstadt. Der diesjährige Rosenmontagszug war wohl der am besten gesicherte in der langen Geschichte des Düsseldorfer Karnevals.
Am Ende eines langen Tages konnten alle Beteiligten ein positives Fazit ziehen. Die Polizei, die mit mehr als 1000 Beamten im Einsatz war. Die Veranstalter vom Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), das allein um die 700 Helfer am Zugweg hatte und sich die Sicherheitsmaßnahmen 200 000 Euro kosten ließ. Und auch die Stadt, die die Mitarbeiter des Ordnungsamtes in die U-Bahn-Stationen sowie in die Altstadt geschickt hatte, um ihr Glasflaschenverbot umzusetzen. Zudem waren überall in der Innenstadt private Sicherheitsdienste zu sehen, die Gebäude und Einfahrten schützten.
Das wirkte auf den ersten Blick befremdlich, schließlich soll es an Karneval doch um Lebensfreude gehen. Doch die Narren störte all das kaum. Nicht mal die Maschinenpistpolen schreckten die Besucher ab. Im Gegenteil: An der Kurze Straße in der Altstadt stand eine Gruppe Jugendlicher aus Essen sogar staunend um die Polizei herum und begutachtete die Waffen, die sie sonst nur aus Filmen und Computerspielen kennt. „Wir unterhalten uns ganz nett mit den Polizisten“, sagte der 17-jährige Lucas. Angst hätte er keine. „Man darf sich die Freude nicht nehmen lassen“, fand auch Anna.
Es waren Sätze, die immer wieder zu hören waren. Auch dieser: „Man muss sich den Zeiten halt anpassen. Man kann heutzutage nicht so tun, als sei alles in Ordnung“, sagte Thomas Majewski, der mit seiner kleinen Tochter gekommen war und nicht nur deswegen genauer hinschaute. „Wenn hier Leute unverkleidet und völlig alleine rumstehen, wird man schon für einen kurzen Moment stutzig.“
Weniger beachtete er die Container und Kräne, die verhindern sollten, dass Attentäter mit Lastwagen in die Menge rasen. Von einem Großteil der Narren wurden sie eher achselzuckend hingenommen. Oder gleich als Tribünen zweckentfremdet wie an der Heinrich-Heine-Allee. Mehr als 25 dieser Barrieren hatte das CC aufbauen lassen. Manchen Passanten waren sie nicht mal aufgefallen. Eine Düsseldorferin, die ihren Namen nicht nennen wollte, fand sie an der Ecke Graf-Adolf-Straße/Poststraße praktisch, um sich vor dem Wind zu schützen.
Ganz unbeschwert konnte dennoch nicht jeder feiern. Mit Polizisten und Barrieren habe er kein Problem, sagte Dennis aus Duisburg, der seinen Nachnamen nicht nennen wollte, „aber die Kameras nerven mich. Man fühlt sich beobachtet“, sagte er und zeigte auf den Kamerawagen der Polizei auf der Heinrich-Heine-Allee. Peter Massa wiederum fand die Polizisten mit ihren Maschinenpistolen am Bilker Bahnhof „schon ein wenig bedrohlich“. Es sei „traurig, dass das nötig ist“, sagte er. Ähnlich erging es Elke Wilfert aus Krems an der Donau. „Wenn die Sicherheitsvorkehrungen nicht wären, und es würde etwas passieren, wäre der Aufschrei groß.“ Doch es passierte nichts.
Auch sonst war es relativ ruhig geblieben. Nur fünf „zum Teil alkoholisierte Randalierer verbrachten den Tag im Polizeigewahrsam“, teilte die Polizei am Abend mit. 24 Platzverweise habe sie aussprechen müssen. Ganz zur Freude von CC-Sprecher Hans-Peter Suchand: „Wir sind sehr froh, dass die Besucher gefeiert und nicht über die Stränge geschlagen haben.“ Ob das etwas mit dem Polizeiaufgebot zu tun hatte, wird wohl niemand beantworten können. Aber fest steht: Die Anschläge von Paris, Nizza und Berlin haben die Gedanken zum Thema Sicherheit verändert. Vielleicht für immer.