Karneval So war die Schunkel-Parade auf der Kö

Viele bunte Kostüm-Gruppen, ausgelassene Stimmung und ein bisschen Sonnenschein beim Straßen-Karneval.

Hans-Dieter Glück (li.) und seine asiatischen Winke-Katzen waren echte Hingucker. Sogar die japanischen Schriftzeichen wurden übersetzt.

Düsseldorf. „Uns kritt nix klein. Narrenfreiheit, die muss sein“ — selten hat ein Karnevals-Motto so gut in die Zeit gepasst. Beim Straßenkarneval auf der Königsallee schunkelten sich am Sonntag mehrere zehntausend Narren beim Familien-Karneval warm für den Rosenmontag. Zur Tradition gehört nicht nur die bunte Kostüm-Parade, sondern vor allem, dass die Stimmung auf dem Boulevard ebenso ausgelassen wie friedlich ist. Das war diesmal nicht anders, zumal sich zwischendurch auch mal die Sonne sehen ließ und für zusätzliche gute Laune sorgte. Am späten Nachmittag löste sich das jecke Treiben auf.

Schon seit über 20 Jahren ist Rosi mit ihren Jecken Bajazzos mit dabei. Die Sprecherin der fröhlichen Truppe, die aus dem Sportverein TG 81 hervorgegangen ist, fasst zusammen, was die meisten Jecken am Sonntag trotz der Straßensperren rund um die Kö empfanden: „Wir lassen uns keine Angst machen. Überall kann etwas passieren. Dann kann man ja gar nicht mehr vor die Tür gehen.“ Die 16 Bajazzos sind auch heute beim Zoch dabei und laufen mit den Unterrather Funken.

Die Kö—Blömsches hatten einen umgebauten Golf—Caddy zum Bagagewagen umgebaut.

Jecken feiern den Straßenkarneval beim Kö-Treiben
37 Bilder

Jecken feiern den Straßenkarneval beim Kö-Treiben

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Was den Karneval auf der Kö besonders macht? Dass viele Gruppen unglaublich viel Kreativität beweisen. Wie Hans-Dieter Glück, der mit dreizehn asiatischen Winke-Katzen unterwegs war. Die japanischen Schriftzeichen auf seinem Kostüm sind nicht einfach willkürlich: „Bei mir steht mein Name. Wir haben auch Kostüme, auf denen Helau oder Katze zu lesen ist. Ein japanischer Freund hat uns das übersetzt. Viele Leute denken übrigens, die Winke-Katzen stammen aus China, tatsächlich stammen sie ursprünglich aus Japan.“ So kann man auch im Karneval noch etwas lernen.

Kreativ sind auch die Kö-Blömsches aus Wersten, die seit 16 Jahren beim Straßenkarneval blühen. Inzwischen sind die gut gelaunten Pflänzchen auf stattliche 26 angewachsen. „Weil immer wieder jemand Bekannte mitbringt“, sagt Sprecherin Iris. Der Bagagewagen der Blömsches ist einzigartig: Sie haben einen Golf-Caddy für das närrische Treiben umgebaut.

Aus der Tiefsee auf die Königsallee haben es zwei Kraken geschafft. Die originellen blauen Kostüme haben Nina und Tobias selbst gebastelt — eigentlich für den Rosenmontag. „Da laufen wir mit der Gruppe des Aquazoos. Mit vielen verschiedenen anderen Tieren. Insekten, Pinguinen und einem Krokodil“, verrät Nina.

Einige Jecken widmeten sich auch ernsten Themen. „Fünf vor zwölf“ war das Motto einer Gruppe von wandelnden Uhren. „Natürlich wegen der aktuellen politischen Situation“, sagt Sprecher Uwe. Kennengelernt haben sich die Jecken übrigens in einer Bilker Spielgruppe: „Damals waren unsere Jungs ein Jahr alt. Heute sind sie schon 24.“

In einem Original-Prinzen-Kostüm hat sich Christoph Faßbender in den Trubel gestürzt. „Aber ich sage sofort, dass ich kein echter Prinz bin, wenn die Leute sich mit mir fotografieren lassen wollen“, erklärt der 43-Jährige. Was nicht ist, kann aber noch werden, denn Faßbender ist Mitglied der Prinzengarde Rot-Weiss. Das Kostüm hat er schon.

Mitten im Trubel ein echtes Prinzen-Paar: Thomas Merz und Carsten Franke. Die beiden sind nicht nur verheiratet, sie wissen auch, was es heißt, das Narrenzepter zu schwingen. „Es gibt drei Wunschtermine, die du dir als Karnevalsprinz aussuchen kannst. Mein Wunsch war es als, als Prinz über die Kö zu gehen“, sagt Carsten, „hier kann jeder mitfeiern. Egal, ob er Geld hat oder nicht.“

Auffallend war, dass nicht nur Karnevalsmusik aus den Boxen dröhnte. Beim DJ des Carnevals Comitees konnten die Narren sich wieder Musik wünschen. Der griff manchmal ganz tief in seine Platten-Kiste, packte Vicky Leandros aus und ließ nicht nur die Sterne funkele. Auch zu „Ich liebe das Leben“ kann man schunkele. Passte auch.