Düsseldorf Der Kö fehlt ein Event-Konzept
Die Fashion-Night steht vor der Tür. Doch mit früherem Kö-Glanz ist es vorbei. Das soll sich ändern.
Als zum 200. Geburtstag der Kö vor elf Jahren eine Million Menschen auf die Nobelmeile strömten und damit schon viele mit der Renaissance der ehrwürdigen Königsallee liebäugelten, folgte tatsächlich im darauffolgenden Jahr eine Wiederholung der zentralen Modenschau des Jubiläums: 300 000 Menschen kamen damals, um die Shows auf dem 700 Meter langen Catwalk zu sehen. Doch nur ein Jahr später war Schluss. Endgültig.
Seitdem tut sich gerade in puncto Mode — dem Steckenpferd der Königsallee schlechthin — unter freiem Himmel gar nichts mehr. Und das, obwohl gerade die Vogue Fashion Night am kommenden Wochenende zeigt, welchen Stellenwert die Mode für die Kö, ja für die gesamte Stadt hat. Allerdings nicht flankiert von einem Straßenevent wie vor zehn Jahren, sondern vielmehr in den teilnehmenden 125 Geschäften rund um die Königsallee.
Stattdessen gibt es den Bücherbummel und das Gourmet-Festival — letzteres immerhin mit 60 000 Besuchern. „Wir finden, zwei Festivals sind ausreichend pro Jahr“, sagt Peter Wienen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Königsallee (IG Kö).
Das mag für die Quantität stimmen, für die Qualität stellen das viele Händler und auch Politiker in Frage. Es fehle das Alleinstellungsmerkmal, das Besondere an der Kö und an Düsseldorf. Norbert Czerwinski, Fraktionssprecher der Grünen und im Ausschuss für Planung und Entwicklung mit dem Einzelhandelsgutachten beschäftigt, drückt das so aus: „Das darf ruhig auch etwas sein, was in der Tagesschau kommt.“ Und das müsse gar nicht mal mit Mode zu tun haben. Czerwinski: „Es ist die Frage, was ,State of the Art’ ist. Die Modewirtschaft hat sich völlig verändert.“ Möglicherweise funktionierten Shows in Industriehallen in Lierenfeld heute besser als auf der Kö.
Diese Meinung teilt auch Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands. Es müsse ein Konzept her, bei dem sowohl der Luxusanspruch des internationalen Publikums bedient werde als auch die Neigungen derjenigen, die am meisten Geld auf der Kö lassen. „50 bis 60 Prozent des Umsatzes werden von Menschen gemacht, die in einem Radius von bis zu 150 Kilometer im Umland von Düsseldorf zu Hause sind.“ Auch ein Kö-Fest könne reaktiviert werden — allerdings nicht als alter Aufguss: „Das muss besonders garniert sein.“ Am Ende sei entscheidend: „Es ist alles gut, was für Frequenz sorgt.“
Roman von der Wiesche, Sprecher der Marketing und Tourismus GmbH (DMT), sagt, dass der Antrieb für Veranstaltungen von den Kö-Händlern kommen müsse. „Hier sind Privatinitiativen gefordert.“
Das will Czerwinski so nicht stehen lassen. „Wir können nicht warten, bis in einigen Jahren neue Ideen präsentiert werden.“ Und er sagt: „Die DMT müsste das können.“ Allerdings werde die Gesellschaft jetzt neu aufgestellt. Noch in diesem Jahr wolle man aber mit der neuen Ausrichtung der DMT an einem Konzept arbeiten. „Das hängt auch mit der Frage zusammen: Wie will sich die Stadt künftig verkaufen?“ Hierfür werden eine Marke gesucht — und zwar nicht eine, die das Schicki-Mickie-Bild befeuere. „Es fehlt im Moment eine Übereinkunft, wie wir uns selbst sehen und wie wir gesehen werden wollen.“
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