Kultur im Lockdown  Junge Bands wollen spielen

Düsseldorf · Anfang des Jahres gewannen Friday And The Fool eine Förderung. Dann kam Corona – und bis heute weiß niemand, wie es weitergeht.

Die Ratinger Band Friday And The Fool hat die „Bandprofessionalisierung“ der Stadt Düsseldorf gewonnen.

Foto: RP/Karsten Lenger

Fünf Menschen auf einer Bühne, erleuchtet von blauen Lichtkegeln. Vor der Bühne Menschen, viele Menschen, die eng beieinanderstehen und sich gemeinsam nach links und nach rechts bewegen, im Takt der Musik. Die sich an den Händen fassen, auf den Schultern eines anderen sitzen, mit ihrem Handy Aufnahmen machen und die Melodie mitsingen, die ihnen da vorne auf dem Saxofon vorgespielt wird und mit jedem Beat schneller wird . Da vorne auf der Bühne stehen Felix Große (Schlagzeug), Anton Lenger (Gesang, Keyboard), Jonathan Dangelmeyer (Gitarre), Erik Chudzik (Bass) und Svenja Kupschus (Gesang, Saxofon). Friday And The Fool heißt ihre Band. Es ist das „Unison Festival“ der Hochschule Düsseldorf, und die Stimmung ist gut. Am 24. Mai 2019 ist das gewesen, ein Mitschnitt des Konzerts ist noch auf Youtube zu sehen. 18 Monate her – und doch eine andere Welt.

Ein Konzert vor so vielen Zuschauern, die tanzen und applaudieren und danach laut „Zugabe“ rufen, weil der Abend noch nicht vorbei sein soll. Heute klingt das nach Vergangenheit oder Zukunft. Im vergangenen Jahr aber war dieses Konzert im Mai nur ein ziemlich guter Abend in einer Reihe von vielen. 30 bis 40 Auftritte hatte die Band Friday And The Fool, die aus Ratingen stammt und sich musikalisch zwischen den Genres Pop, Rock, Funk und Soul bewegt, im Jahr 2019. In Düsseldorf – wie etwa auf dem „Open Source Festival“. Aber auch in Leipzig, Berlin oder Hamburg. Dazu kam mit dem „Jetzt & Immer“ die Organisation eines eigenen Festivals. Sieben Bands, zwei Bühnen, etwa 2000 Besucher und ein Gelände direkt am See. Alles war bereit für das, was da noch kommen sollte.

Anfang des Jahres dann die Nachricht: Die Band Friday And The Fool hatte zusammen mit der Band Bloodflowers die Förderung des Projekts „Bandprofessionalisierung“ der Stadt Düsseldorf gewonnen. Seit 2011 gibt es diese Form der Förderung für Künstler unter 30 Jahren, die sich in der lokalen und regionalen Musikszene bereits etablieren konnten und nun über die Grenzen von Düsseldorf hinaus wollen. Über einen Zeitraum von einem Jahr werden die Gewinner dabei von Fachleuten betreut und gefördert, dazu kommt ein Betrag von 5000 Euro pro Band, der zur freien Verfügung steht. Friday And The Fool nutzten das Geld für eine Kampagne auf der Streaming-Plattform Spotify und für neues Equipment, um den Sound bei ihren Live-Auftritten zu verbessern. Alles sollte noch besser klingen in diesem Jahr, das wieder vollgepackt war mit einem Festivalsommer und einer Tour am Ende. Doch dann kam Corona.

„Wir sind eigentlich eine totale Live-Band und müssen jetzt erst einmal umschulen zu einer Band, die hauptsächlich Studioarbeit macht“, sagt Anton Lenger: „Das ist gar nicht so einfach, denn es fehlen die kleinen Erfolgsmomente. Für uns waren das immer die Momente, in denen wir vor einem großen Publikum standen.“ Gerade für junge Bands sei das Live-Spielen wichtig, auch um auf diese Weise überhaupt Leute auf sich aufmerksam zu machen, die dann vielleicht auf Spotify die eigene Musik hören oder T-Shirts und CDs aus dem eigenen Shop kaufen. Diese Aufmerksamkeit falle gerade weg. Während die Band zu Zeiten, in denen sie viel unterwegs war, zwischendurch über 20 000 monatliche Hörer auf Spotify gehabt habe, sind es aktuell etwa 2500.

Auch Miguel Passarge, Musikplaner im Zakk und Jurymitglied bei der Auswahl der Gewinner der „Bandprofessionalisierung“, sorgt sich um die Zukunft des Düsseldorfer Musiknachwuchses. Vor allem um die Musiker, die bisher noch gar nicht in Erscheinung getreten waren. „Bands wie Friday And The Fool konnten ja überhaupt erst durch den Prozess des Live-Spielens und Probens zusammenwachsen. Was jetzt, glaube ich, passiert, ist, dass sich dieses Jahr ganz wenige neue Bands finden werden“, sagt Passarge: „Das macht mir wiederum als Veranstalter Sorge, weil eine ganze Generation von Musikern gar nicht erst auf den Plan tritt. Denn auch um Förderungen zu bekommen, muss man ja überhaupt erst einmal nachweisen können, dass man in der Vergangenheit schon als Musiker gearbeitet hat.“

Sich als Band auch mal in die Haare kriegen. Übermüdet irgendwo auftreten. Auf einem Festival den Nightliner des Headliners bewundern, während man selbst mit einem bis obenhin vollgestopften Bus ankomme. All das seien Erfahrungen, die zusammenschweißen würden, nun aber auf einmal wegfallen, sagt auch Felix Große. Nur ein Konzert konnte die Band Friday And The Fool in diesem Sommer unter Corona-Auflagen in Ratingen spielen.

Die Band bleibt trotzdem in Kontakt. Und versucht, Alternativen zu finden: Ein eigenes Youtube-Format mit dem Namen „Sipgate Artworks“, das mit dem Sponsoren-Geld für das ausgefallene „Jetzt & Immer Festival“ im Kliemannsland produziert werden konnte zum Beispiel. Oder ein Festival-Podcast.

Und dann ist da natürlich auch noch die EP, die gerade zumindest immer mit zwei Leuten gleichzeitig im Studio aufgezeichnet werden kann und etwa im März 2021 erscheinen soll. Es soll trotz der Corona-Pandemie weitergehen mit der Musik. ­Irgendwie.