Die Entert(r)ainer der Rhythmusgruppe

Die Band tritt jetzt öffentlich auf. Die Mitglieder haben sich beim Studium kennengelernt.

Foto: Rhythmussportgruppe

Düsseldorf. Sie heizen ihren Zuhörern ganz schön ein. Die acht jungen Männer der „Rhythmussportgruppe“ der Robert-Schumann-Hochschule bieten nicht nur fetzigen Pop und schnurrigen oder röhrigen Big-Band-Jazz. Zu erleben bei der letzten Jazz Rally, bei Festivals und kürzlich auf dem Marktplatz beim Tour-de-France-Vorprogramm „Bonjour le tour“.

Kaum haben sie einen Ohrwurm gespielt, da heißt es „Eins, zwei - eins zwei drei - Links, rechts, runter, hoch.“ Als Sportanimateure toben sie sich aus oder mimen den Entert(r)ainer, ermuntern zu Kniebeugen, Liegestützen oder allerlei rhythmische Koordinations-Übungen, wie sie sagen. Das Publikum folgt munter ihren Anweisungen und lauscht danach entspannt und heiter, wenn die Jungs zur nächsten Nummer ansetzen.

Nicht in geschniegelten Anzügen treten sie auf, sondern in T-Shirt und Turnhose, demnächst in einem selbst designten Fußball-Trikot. Das erklärt Niklas Dahlheimer, der die Truppe organisiert und selber Gitarre spielt. Er verrät im WZ-Gespräch, dass sie demnächst in hellblau/grünem Sportdress erscheinen werden. Ähnlichkeiten zu bekannten Fußball-Clubs haben sie bei der Auswahl der Farben bewusst vermieden. Und dass sie die Instrumente auf der Bühne, ähnlich wie auf dem Fußballfeld, aufstellen.

Im Tor steht der Schlagzeuger, als Verteidiger agiert der Bass, Mittelfeld wird von Gitarre, Klavier und einer Sängerin beherrscht. Und die Stürmer sind die Blasinstrumente, wie Trompete, Posaune und Saxophon. Konsequent nennen sie ihre Auftritte daher „Spiele“. Und sie proben nicht, sondern ‚trainieren’.

Ihre Mannschaft besteht aus acht Männern zwischen 25 und 30 Jahren und einer Sängerin. Kennen gelernt haben sie sich während des Studiums Musik und Medien — ein Studiengang, den bundesweit nur die Robert-Schumann-Hochschule anbietet. Der 29jährige Dahlheimer, in Mainz geboren, liegt in den letzten Zügen seines Master-Studiums. Er arbeitet nebenbei in einer IT-Firma und in einem Tonstudio, wie viele dieses technisch orientierten Studienfachs. Vor zwei Jahren begannen sie zusammen zu musizieren. „Wir hatten einfach Lust darauf“, sagt er. Und da zu dem Rhythmus - häufig im Sieben/Achtel-Takt - Bewegungen passen, kamen sie auf die Idee, dass die Mannschaft zwischendurch ‚Leibesübungen’ macht und das Publikum dabei mitzunehmen.

„Das alles geht nur mit einem Schuss Selbst-Ironie“, schmunzelt Dahlheimer. Dazu passt, dass sie zwischen den Musiknummern auch TV-Einspieler von Wettkämpfen einblenden. So kommt es schon mal vor, dass nach dem zweiten Song das Sportstudio ertönt, oder ein Formel-Eins-Rennen oder ein Bericht von der Tour de France. Unser Musikstil wird immer poppiger, meinen sie. Und der Fokus liege auf den Blechbläsern. Ihre Vorbilder bei dieser zündenden Unterhaltungsmusik?

Musikalisch stand die US-amerikanische Band „Snarky Puppy“ Pate, so Dahlheimer, die 2016 mit dem Grammy Award ausgezeichnet wurden. Inspiriert wurden sie aber auch von der Münchener Brassband ‚Moop Mama’. Letztere seien aber eher eine Marschband und treten, anders als sie, ohne Klavier auf.

Die „Leibesübungen“, wie sie die sportlichen Einlagen nennen, sind in dieser Zusammenstellung ihr Alleinstellungsmerkmal.

Ob sie denn alle so sportliche Typen seien? „Nein. Im Gegenteil. Keiner von uns betätigt sich in einem Sport-Verein. Gerade deshalb macht das ja so ein Vergnügen.“ Können sie denn damit Geld verdienen? „Weniger. Die Band ist unsere Herzensangelegenheit.“ Ihre Brötchen werden die meisten demnächst als Ton-Ingenieure oder -Techniker verdienen.

Oder als Medien-Komponisten für visuelle Musik. Bleibt zu hoffen, dass sie auch weiterhin Zeit für ihre Rhythmus-Sport-Spiele haben werden.