Interview „Die Gefahr, Opfer von Kriminalität zu werden, ist zurückgegangen“
Trotz gesunkener Zahl der Straftaten fühlen sich viele nicht sicher — diese Rückmeldung bekommt die Polizei in Gesprächen.
„Gefühlte Sicherheit“ ist ein diffuser Begriff — trotzdem ist er immer wieder Thema für die Polizei, auch wenn er schwer messbar ist. Wie kommt die Polizei überhaupt zu ihren Erkenntnissen in dem Bereich und was rät sie denen, deren Angstgefühl übersteigert ist? Das haben wir Andreas Czogalla, den Pressesprecher der Düsseldorfer Polizei, gefragt.
Herr Czogalla, der Polizeipräsident hatte es ja bei der Präsentation der aktuellen Kriminalitätsstatistik gesagt: Die gefühlte Sicherheit in der Stadt ist ein Problem. Wie kommen Sie überhaupt zu dieser Erkenntnis?
Andreas Czogalla: Es gibt bei diesem Thema keine Zahlen, die wir benennen könnten, und damit auch keine stichfeste Einschätzung zur Entwicklung. Wir gewinnen unsere Eindrücke ausschließlich in Gesprächen mit den Leuten. Und da können wir sagen: Viele fühlen sich immer mehr der Kriminalität ausgesetzt.
Wer sind denn die Personen, die mit den Leuten ins Gespräch kommen?
Czogalla: Das können unsere Vorbeuger sein, die vornehmlich in Altenheimen unterwegs sind oder anderweitig mit Senioren zu tun haben. Aber auch über die Bezirksbeamten bekommen wir viel Rückmeldung zu dem Thema.
Kann man denn sagen, dass sich das Problem der zunehmenden Unsicherheit auf ältere Generationen beschränkt?
Czogalla: Die Tendenz nehmen wir schon so wahr, ja. Und das auch nicht ganz ohne Grund: Es gibt ja gerade bei den Betrugsdelikten, wie etwa dem Enkeltrick, eine hohe Zahl von Versuchen und auch von erfolgten Straftaten. Immer wieder darüber zu lesen, wenn wieder etwas passiert ist oder wir erneut warnen, macht kein gutes Gefühl. Da hilft es auch nicht, wenn ein Mal im Jahr die Kriminalitätsstatistik vorgestellt wird und sogar, wie in diesem Jahr, ein Rückgang der Straftaten zu vermerken ist. Der Eindruck der Leute über das Jahr hinweg ist stärker, die Statistik ändert wenig am Sicherheitsgefühl. Daran müssen wir als Polizei ständig arbeiten, wir wollen nicht, dass die Düsseldorfer sich unsicherer fühlen, als sie es müssen. Die subjektive Sicherheit ist uns sehr wichtig.
Und kann man denn noch nachts über die Straßen der Stadt gehen?
Czogalla: Ja, natürlich. Nicht nur, weil die Zahl der Straßenraube zurückgegangen ist. Solange ich mich nicht zusätzlich in Gefahr begebe, ist das absolut möglich. Auch wenn es natürlich nie eine Sicherheitsgarantie gibt.
Zusätzlich in Gefahr bringen sieht wie aus?
Czogalla: Nachts um vier Uhr torkelnd mit einer Tasche voller Geld durch die Altstadt zu gehen ist sicher nicht klug. Auch Frauen müssen nicht mehr Sorgen vor einem sexuellen Übergriff haben, wenn sie abends über die Straßen gehen.
Woran sollte man sich also halten?
Czogalla: Grundsätzlich gilt: Gewisse Bereiche wie die Altstadt sind zu gewissen Zeiten von einem Klientel bevölkert, das Ärger machen könnte. Denen muss man sich nicht torkelnderweise als leichtes Opfer präsentieren. Aber: Die Gefahr, Opfer von Kriminalität zu werden, ist nicht gestiegen. Im Gegenteil. Aber wenn ich mein Smartphone anmache, sehe ich ohne Ende Meldungen über all das schlechte, was um mich herum passiert. Ich glaube, auch das hat dazu beigetragen, dass viele Menschen den Eindruck haben, die Welt versinkt in Kriminalität.