Mehr Hilfe für Hörgeschädigte

In Düsseldorf können rund 60 000 Menschen nur eingeschränkt hören. Es gibt Hilfen, aber die sind schwer zu finden. Andere Städte sind weiter, die Landeshauptstadt will nun aufholen.

Foto: Melanie Zanin

Das Problem für Hör-Geschädigte in Düsseldorf ist an zwei Zahlen festzumachen: 12 und 40. Zwölf ist die Zahl der Hinweise für Menschen mit Hörbehinderungen, die in der allgemeinen Aufstellung „Düsseldorf barrierefrei“ zu finden sind. 40 ist die Zahl der Seiten, die ein spezieller Wegweiser für Hör-Geschädigte in Münster hat, allein 17 davon für „Einrichtungen mit stationären induktiven Höranlagen“. Die Landeshauptstadt hat offensichtlich Nachholbedarf, die CDU-Fraktion will dieses Thema im nächsten Gesundheitsausschuss (11. April) mit einem Antrag zur systematischen Zusammenstellung der Hilfen angehen.

Die Gesellschaft der Hör-Geschädigten gibt an, dass in Deutschland mehrere Millionen Menschen leben, deren Gehör auf die eine oder andere Weise geschädigt ist. Umgerechnet auf Düsseldorf bedeutet das, dass es rund 60 000 Bürger mit dieser Einschränkung gibt. Sie können privaten Unterhaltungen oder öffentlichen Veranstaltungen nicht gut folgen, oftmals ziehen sich die Betroffenen mehr und mehr zurück. Eine wichtige Hilfe bieten induktive Höranlagen. Sie sind durch ein blaues Schild mit weißem Ohr gekennzeichnet.

Das bedeutet, dass Induktionsschleifen in einem Gebäude dafür sorgen, dass Töne so ausgesendet werden, dass Menschen mit Hörgerät sie über eine Empfangsspule verstärkt empfangen. Unter anderem auf diese Höranlagen bezieht sich der erwähnte Antrag der CDU. Sie möchte die Verwaltung beauftragen, die technischen Hilfen für Menschen mit einer Hör-Behinderung aufzulisten und in einer Karte einzutragen.

Beides soll dann in einer Broschüre, der Düsseldorfer Stadtkarte und der Düsseldorf-App veröffentlicht werden. „Wir haben festgestellt, dass in Düsseldorf die Betroffenen oft nicht aus ihrer Einsamkeit geholt werden, weil es kein Verzeichnis der Hilfen gibt. Das wollen wir ändern“, sagt Andreas-Paul Stieber, CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses. Mit einer Liste beziehungsweise Karte gewänne die Stadt auch einen Eindruck, wie weit verbreitet die technischen Hilfen sind, ob und wie viel getan werden muss. In „Düsseldorf barrierefrei“ ist zu finden, dass es beispielsweise in vier Hotels Höranlagen gibt, in der Oper im Parkett und im zweiten Rang sowie im Landtag auf der Besuchertribüne.

Nach Angaben des Flughafens haben alle an der dortigen Information beschäftigten Mitarbeiter ein Sensibilisierungsseminar absolviert, „um ein besseres Verständnis für Menschen mit Hör-Behinderung zu entwickeln“. Dass die Liste aber bei weitem nicht vollständig ist, ergibt sich aus einem Blick auf die Kirchen. In der genannten Broschüre ist ausschließlich die Johanneskirche aufgeführt.

Aber alleine bei der Evangelischen Kirche gibt es 13 Gotteshäuser mit Induktionsanlagen. Das zeigt beispielhaft, dass es an einer systematischen Erfassung der Hilfen fehlt. Was aus einem solchen ersten Schritt entstehen kann, ist abermals in Münster zu sehen. Dort ist aus der Liste der Hilfen ein umfangreiches Angebot für Hör-Geschädigte erwachsen. So gab es zum Beispiel jetzt in den Osterferien ein Programm für Kinder mit und ohne Hörbehinderung auf dem Abenteuerspielplatz im Südpark der Stadt.