"Die Große": Ausstellung von Künstlern für Künstler
Künstler kuratieren sich selbst und präsentieren eine Verkaufsschau mit Schnäppchenpreisen.
Düsseldorf. Die Große Düsseldorfer, die Ausstellung von Künstlern für Künstler aus NRW, bricht alle Rekorde. 780 Maler, Bildhauer und Fotografen aus ganz NRW bewarben sich diesmal zur Teilnahme an der Schau im Kunstpalast, aber nur 145 dürfen ihre 300 Werke zeigen. Die Arbeiten kommen in der Regel frisch aus den Ateliers und nicht aus dem Handel. Am Samstag wird die „Große“ um 18 Uhr mit viel Prominenz im Robert-Schumann-Saal am Ehrenhof eröffnet. Dann geht es zur Ausstellung.
Künstler „ticken“ anders als Kuratoren. Sie schielen nicht so nach Berlin, haben eher einen Überblick und sorgen auch für Wiederentdeckungen. Michael Kortländer, Vorsitzender des Vereins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen, bietet Altmeistern ein Comeback und lädt auch junge Leute wie diesmal die Klasse Tony Cragg ein. Michael Dekker, erst vor einem Jahr Meisterschüler geworden, präsentiert eine raffinierte Raumkonstruktion aus nichts als weiß gestrichenen Holzscheiten.
Zu den Trouvaillen gehören die großformatigen Radierungen von Barbara Grosse, Mutter der Spraykünstlerin und Professorin Katharina Grosse. Danach zu urteilen, hat die berühmte Tochter auf alle Fälle ihr Temperament und ihre Kraft von der Mutter geerbt. Günter Haese, einer der wichtigsten Künstler in der letzten Jahrhunderthälfte, wurde von den Museumsleuten fast vergessen und ist nun am Ehrenhof zu seinem 90. Geburtstag präsent.
Das Gleichgewicht zwischen den Medien Malerei, Skulptur, Grafik und Fotografie ist zahlenmäßig gewahrt, dennoch gibt es einen eindeutigen Schwerpunkt: die Fotografie. Sie ist hochkarätig vertreten. Der Bogen reicht vom Becher-Schüler Boris Becker bis zu Sebastian Riemer, Meisterschüler von Thomas Ruff. Riemer zeichnet sich durch einen besonderen Witz aus. Er präsentiert das taufrische Breitwandpanorama eines kaputten Fotos vom Trödelmarkt, das er augenzwinkernd in die Malerei zurückführt. Er fand das Ausgangsbild völlig ruiniert. Vermutlich hatte es der Eigentümer hinter Glas in die pralle Sonne gehängt, so dass die Oberflächenpigmente in der Hitze abblätterten. Nun sieht das Motiv einer Küstenlandschaft wie eine leicht verrutschte, impressionistische „Malerei“ aus.
Der Kulturausschuss lief am Freitag durch die Schau und genehmigte den Kauf wunderbarer Blätter für die Düsseldorfer Museen. Dazu gehören außer dem Werk von Riemer auch die Arbeiten von Katja Stuke, die sich mit der Überwachung an politisch brisanten Plätzen auseinandersetzt. Die Künstlerin pflegt ihre Motive von eigenen Videos abzufotografieren, diesmal am Platz des Himmlischen Friedens. Am Nationalfeiertag der Chinesen filmte sie einen Zivilisten sowie Mitglieder der „Volksbefreiungsarmee“. Die Aufnahmen tragen das typische Raster von Filmstills und wirken dadurch verfremdet.
Der Kunstkauf muss nicht teuer sein. Gleich im Eingang hängen Bilder zu Preisen von 100 bis 400 Euro, darunter die beliebten Tiere der Angelika Freitag für 300 Euro. Schnäppchen zu 300 Euro bietet auch der berühmte Porträtfotograf Alexander Basta, der normalerweise Vips wie Kurt Masur und Daniel Barenboim ablichtet. Diesmal fotografiert er mit dem gleichen Ernst und derselben Großbildkamera Obdachlose. Einige dieser Motive gibt er ab, wobei die eine Hälfte des Erlöses an die Porträtierten und die andere Hälfte an ein Obdachlosencafé geht.