Die Kulturverbindung zwischen Düsseldorf und Rumänien
Dreitägiges Kulturfest mit Künstlern aus Deutschland und dem Balkanland ab dem 6. September.
Düsseldorf. Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen zog 1866 vom Schloss Jägerhof nach Bukarest, wurde Fürst von Rumänien und regierte von 1871 bis 1914 als König des Balkanstaates. An dieses denkwürdige Datum, das die NRW-Landeshauptstadt mit der heutigen Republik Rumänien verbindet, erinnert ab 6. September ein facettenreiches Kultur-Programm. Hohe Gäste werden zu diesem Fest im Schumannsaal, Schloss Jägerhof, Schloss Benrath und in den Böhlerwerken erwartet: neben dem rumänischen Ministerpräsidenten Dacian Colos auch ein Nachfahre des legendären Hohenzollern-Königs, Prinz Radu von Rumänien.
Höhepunkt des dreitägigen Festes ist ein Konzert im Schumannsaal am 7. September. Neben Tänzern aus dem rumänischen Temeschburg (Timisoara), die mit einer Choreographie ihren berühmten Bildhauer Constantin Brâncusi zum Leben wiedererwecken werden, treten auch Solisten der Rheinoper auf. Denn im Ensemble des Düsseldorf/Duisburger Hauses sind zahlreiche Sänger aus Rumänen beliebt als dramatische Darsteller und mauserten sich zu Spitzenkräften des Schöngesangs.
Adela Zaharia und Bodgan Talos, Ramona Zaharia und Bogdan Baciú und Ovidiu Purcel - sie sind Beweis für die in den letzten Jahen gewachsene Nähe zwischen den beiden Kulturen. Immerhin geht Opernchef Christoph Meyer regelmäßig auf Talentsuche an die Hochschule in Kluj (Klausenburg). Organisiert hat den dreitägigen Festakt der deutsch-rumänische Kulturverein Atheneum — 2010 gegründet und geleitet von Livia Grama Medilanski. Durch den Verein kommen Künstler beider Nationen zusammen, besuchen sich gegenseitig zu Konzerten und Museums-Ausstellungen. So gastierte ein Neusser Chor kürzlich an alten Kulturstätten Rumäniens — auch in dem Märchenschloss in Peles, vor 150 Jahren die Residenz Karls I. Der Verein trägt den Verein des Prachtbaus der Jahrhundertwende mitten in Bukarest - eine Mischung aus Zirkus, Konzertsaal und Abgeordneten-Haus. Medilanski zählte früher einmal zu Rumäniens Bodenturner-Elite, ist vor Mitte der 1970er aber nach Düsseldorf gezogen und hat über 30 Jahre lang als Bundestrainerin die deutschen Bodenturnerinnen auf Olympia vorbereitet. Heute mit 70 Jahren fühlt sie sich beiden Ländern zugehörig, will Menschen zusammenbringen.
Eine unermüdliche ehrenamtliche Netzwerkerin, die mit ihrem Engagement keinen Cent verdient. „Mein Ziel ist es, mit den Begegnungen auch Vorurteile gegenüber Rumänen und die uralten Klischees abzubauen“, sagt sie. Deshalb wohl der historische Brückenschlag zu der Epoche, als ein deutscher Fürstensohn Herrscher von Rumänien wurde. Dass ein Nachfahre am 6. September zum Jubiläums-Event erscheint, sei kein Zeichen von Geschichts-Träumerei oder Verherrlichung der Monarchie. Aber: „Es ist ein wesentlicher Teil unserer Geschichte“, so die Organisatorin.
Daran erinnert sich die Bevölkerung nach überwundener Ceauçescu-Tyrannei gerne. Zumal Karl I. und sein Nachfolger, sein Neffe Ferdinand, das Land mit Donaudelta und Küstenstreifen am Schwarzen Meer nach Westen geöffnet haben - kulturell, künstlerisch und wirtschaftlich. An diese Blütezeit konnten Rumänen nach der kommunistischen Zwangsherrschaft anknüpfen.