Boot-Düsseldorf Sean Lines bringt Luxus-Yachten in die ganze Welt
Düsseldorf · Der 49-Jährige glaubt, dass er schon in jedem Land der Erde war, das einen Hafen hat. Für den Transport bei der Boot-Messe ist er nun zum zweiten Mal verantwortlich.
Ab dem 18. Januar ist die Landeshauptstadt wieder der Mittelpunkt des Wassersports, denn dann öffnet die Boot-Messe für neun Tage ihre Türen. Hunderttausende werden nach Stockum strömen, um sich über die aktuellsten Trends der Branche zu informieren. Und einige der Besucher haben sogar das nötige Kleingeld in der Tasche, um sich eine der vielen Luxus-Yachten zu kaufen, um damit über die Weltmeere zu schippern. Diese Schiffe machen sich gerade auf den Weg nach Düsseldorf. Allerdings fahren viele gar nicht selbst, sondern werden auf einem Ponton oder einem Lastenschiff gebracht.
Der logistische Aufwand, die Schiffe nach Düsseldorf und aus dem Rhein zu hieven, ist ziemlich groß. Viele der Yachten hebt der Lastkran „Big Willi“ aus dem Wasser. Doch einige sind viel zu groß oder zu schwer – zum Beispiel die San Lorenzo SL96A mit ihren 28,66 Metern Länge und 105 Bruttoregistertonnen. Vor einigen Jahren hat eine Werft mal bei der “Golden Eye“ eine falsche Gewichtsangabe gemacht und bei dem Versuch, sie aus dem Wasser zu holen, sind die Halteseile gerissen. Die Yacht fiel auf den Boden und wurde schwer beschädigt.
Etwa 20 Millionen Euro kosten die Luxus-Yachten
Am Montag kamen sechs der teuersten Luxus-Yachten in Düsseldorf an. Eingeladen worden waren sie in der Türkei und in Italien, von dort wurden sie dann nach Rotterdam gebracht, wo sie am 26. Dezember angekommen sind. Am vergangenen Sonntag, 5. Januar, haben sie sich dann auf die 24-stündige Reise über den Rhein in die Landeshauptstadt gemacht. Etwa 20 Millionen Euro beträgt der Wert des Transportes. Allein die San Lorenzo kostet in der Grundausstattung rund neun Millionen Euro. Und die Liste der Extras, die man auf dem Schiff unterbringen kann ist sehr lang. Das geht oft in die Millionen. Verantwortlich für den Transport ist Sean Lines von der Firma Seven Star Yacht Transport, dem weltgrößten Transport-Unternehmen für Yachten. Mit der Boot-Messe hat er erst zum zweiten Mal in seinem Leben zu tun. „Normalerweise macht das mein Chef, aber in diesem Jahr muss ich ihn vertreten.“ Das heißt aber nicht, dass der 49-jährige Engländer keine Erfahrung hat. Im Gegenteil, seit fast 20 Jahren verschifft er die teuersten „Spielzeuge der Reichen“, wie er sagt, in alle Ecken dieser Erde. „Ich behaupte einfach mal, dass ich in jedem Land der Erde war, das einen Hafen hat.“ Von daher sind die Schiffe, die es bei der Boot zu sehen gibt, eher noch relativ weit unten in der Preiskategorie anzusiedeln. Die Schiffe der Superreichen kosten auch mal schnell 100 Millionen.
Der Transport wird für jedes Boot individuell berechnet. Da geht es nicht nur um das Gewicht, sondern vor allem um die Höhe der Aufbauten, den Schwerpunkt und auch der Wasserstand des Rheins ist entscheidend. „Wir sind mit einigen Booten über 14 Meter hoch, das ist für manche Brücken schon zu viel. Gerade bei dem aktuellen Wasserstand des Rheins. Deshalb haben wir das Radarsystem der San Lorenzo auch zurückbauen müssen.“
Normalerweise überführt er die Schiffe Wasser zu Wasser. Aber bei der Boot-Messe gehen die Schiffe vom Wasser auf die Straße und da müssen einige Besonderheiten beachtet werden. „Die Lasten müssen immer gleichmäßig verteilt sein, damit das Schiff nicht umfällt. Das passiert im Wasser nicht.“ Die Rampen müssen stabil und genau ausgerichtet sein, bevor sie auf den Tieflader gehoben werden. Einige Stunden hängt der Zeitplan schon, aber das ist kein Grund zur Aufregung. Besser langsam, als das irgendetwas passiert, ist die Devise.
„Wenn ich mit Freunden über meine Arbeit spreche, dann denken die oft, dass mein Leben ein einziger Abenteuerurlaub ist. Aber das ist harte Arbeit, denn eigentlich ist man stets 24 Stunden im Dienst“, erklärt Lines. Und ist er in einem Hafen angekommen, geht es meist auch schon wieder zum Flughafen, um das nächste Schiff zu überführen.
Vielen Promis hat er schon eine Yacht gebracht. Doch über die Namen darf er nicht sprechen. „Das sind Firmengeheimnisse.“ Einem ehemaligen deutschen Formel-1-Star hat er mal ein Schiff von Bremerhaven nach Mallorca gebracht.
Auch in sozialen Netzwerken dürfen die Mitarbeiter nichts über ihre Arbeit posten. „Aber ehrlich gesagt interessiert es mich gar nicht so sehr, wer das Schiff bekommt. Mich interessiert mehr die technische Seite der Arbeit – und dass alles ohne Probleme abläuft.“
Bislang hat das auch in Düsseldorf wieder ohne Probleme funktioniert.