Die Toten Hosen: Auf die nächsten 30 Jahre
Jubiläumskonzert der Punkrocker im Bremer Schlachthof.
Bremen. Es ist ein denkwürdiger Tag für Andrea Berzen, als sie am Dienstagmittag ins Auto steigt und sich auf den 300 Kilometer langen Weg nach Bremen macht. Diese Strecke ist sie auf den Tag genau vor 30 Jahren ebenfalls gefahren, in ihrem Ford Fiesta die Gitarren für das erste Konzert der Toten Hosen. „Als ich auf der Autobahn liegen blieb, bin ich beim Pannenhelfer in den Automobilclub von Deutschland eingetreten, sonst wäre ich vielleicht nie da angekommen.“ So aber erlebte sie im Bremer Schlachthof die ersten Schritte der heute erfolgreichsten deutschen Band auf der Bühne. „Wobei, so unerfahren waren sie ja nicht“, erinnert sich Berzen an den Auftritt, „und die Fans wollten Lieder von ZK hören. Die kannten sie, da konnten sie mitsingen.“
Campino war bei ZK dabei, aber am 10. April 1982 war er nun Sänger der Toten Hosen. Welche Songs das bedeutete, zeigte das Jubiläumskonzert der Düsseldorfer Band im Bremer Schlachthof zu Beginn. Die erste halbe Stunde rockten die Hosen im Magazinkeller vor 200 Fans ab wie damals und spielten Songs wie „Wir sind bereit“, „Reisefieber“, und „Opel-Gang“ - Campino trug eine schmale Krawatte und dazu eine Opel-Jacke, Andi schreckte nicht vor einem gelben Hemd mit Mega-Kragen zurück. Und natürlich wurde kurz Walter November auf der Bühne begrüßt, der damals als „Show-Gitarrist“ dabei war — gut im Punk-Posing, aber unterirdisch am Instrument. Letztes Stück dort: „Bis zum bitteren Ende“, das bei dieser Spielfreude weitere 30 Jahre fern sein dürfte.
In der Kesselhalle darüber folgte dann vor rund 900 Gästen ein mitreißendes Best-of der Gruppe, eingeleitet durch den „wahren Heino“ Norbert Hähnel, der im Voll-Playback mit „Caramba Caracho“ einen stimmungsvollen Abend einleitete. „Modestadt Düsseldorf“, „Glückspiraten“, „Mehr davon“, „Wünsch Dir was“, „Paradies“ und selbstredend „Hier kommt Alex“. „Freunde“ widmete Campino seinem besten Freund Uli Hiemer, dem ehemaligen DEG-Spieler, und der neue Hit „Tage wie diese“ wurde gefeiert. Die Band spielte, als habe sie bereits 50 Konzerte ihrer neuen Tour hinter sich, dabei startet sie erst jetzt mit 20 Wohnzimmerkonzerten — das erste auf einer Barkasse im Hamburger Hafen.