Die Toten Hosen haben eine neue Single

Der Song „Unter den Wolken“ bietet einen Vorgeschmack auf das Album, das im Mai erscheinen wird.

Foto: Paul Ripke

Düsseldorf. Als am 12. Oktober 2013 in der Arena die letzten Takte von „Das Wort zum Sonntag“ verklungen waren, endete für Die Toten Hosen eine kleine Ära. Eineinhalb Jahre zuvor hatten sie ihr Album „Ballast der Republik“ veröffentlicht und damit nichtsahnend jenen rockenden Stein ins Rollen gebracht, der dann auf ihr Karrierekatapult traf und Campino und Co. mit Wucht auf den Olymp schleuderte. Die ehemaligen Krawallpunks aus Düsseldorf, die nicht selten kurz davor gewesen waren, sich bei Konzerten außer Rand und Band alle Knochen zu brechen und um Kopf und Kragen zu singen, waren zur erfolgreichsten und größten deutschen Rockband der Gegenwart geworden. Die Tour zum Album, die an diesem Abend nach gut zwölf Monaten in Düsseldorf endete, hatte sie nicht durch ausverkaufte Hallen, sondern durch aus allen Nähten platzende Stadien geführt.

Dann aber ging das Licht aus. Die Gitarren wurden ausgestöpselt. Und keiner wusste, wie es weitergeht. Natürlich: Es folgten in den Monaten und Jahren seitdem immer wieder Auftritte bei Festivals oder mit dem Symphonieorchester der Musikhochschule in der Tonhalle. Aber würde es nochmal ein neues Album geben? Von Männern Mitte Fünfzig, die stets die personifizierte Jugend gewesen waren? Zweifel waren angebracht — und liegen jetzt in Trümmern auf jenem Boden, auf dem die Hosen-Fangemeinde wieder zu tanzen angefangen hat. Zu den Klängen der neuen Single „Unter den Wolken“, die als Vorbote des am 5. Mai kommenden Albums „Laune der Natur“ ab dem 7. April in den Läden steht.

Das Lied ist zwar keine Tanz- und Partynummer. Es ist vielmehr ein kleiner, melancholisch-dramatischer Brocken, der die Lage in Land und Welt zwischen Halbrechts, Rechtsaußen, Terror und Trump beklagt, und das leider zur Schlagerparole verkommene „Über den Wolken“ Reinhard Meys bitterböse aus dem Zeitgeist kickt.

Indes: Der Song endet doch tröstlich und hoffnungsvoll. Zudem hat er ein paar knackige E-Gitarren. Und: Er ist vor allem eben das Zeichen dafür, dass diese Band, die derzeit wieder einmal auf „Magical Mystery“-Tour durch die Wohnzimmer von glücklich ausgewählten Fans ist, lebt. Dass sie sogar quicklebendig und kein bisschen altersmüde, satt und zufrieden oder gar eingeschüchtert ist ob des übererfolgreichen Vorgängers, an dessen monolithischen Status man erst einmal wird rankommen müssen.

Zudem bedeutet der Tag der Single-Auskopplung am 7. April einen kleinen Feiertag von tatsächlich vielen für Düsseldorf: Denn mit der Antilopen Gang, den Broilers und nun eben den Toten Hosen haben in den paar Monaten, die das Jahr 2017 jetzt schon alt ist, bereits drei hiesige Bands mit ihren neuen Werken von sich hören lassen und die Republik mit Rap und Rock durchgeschüttelt. Welche Stadt bitteschön kann das sonst von sich behaupten? Eben.