Verkehr Die Zahl der Leihräder in Düsseldorf ist so hoch wie nie
Düsseldorf · Mehr als 3000 Mietfahrräder stehen mittlerweile im öffentlichen Raum bereit. Beschwerden sind laut Stadt selten. Die Anbieter freuen sich über mehr und mehr Ausleihen.
Sie sind knallig orange, silber, blau oder auch gelb: die Leihfahrräder im öffentlichen Raum der Stadt. Fester Bestandteil der neuen Welt der Mobilität sind sie mittlerweile in Düsseldorf. Doch was mit dem Anbieter Nextbike im Jahr 2008 in Kooperation mit der Stadt in kleinem Rahmen startete, hat zuletzt immer größere Ausmaße angenommen. Die Zahl der Leihräder ist vor allem in den vergangenen anderthalb Jahren enorm gestiegen. Neue Anbieter drängten auf den Markt, die die Zahl ihrer Räder zum Teil kräftig nach oben geschraubt haben. Mit dem verbesserten Angebot nahmen jedoch auch Fälle von wild und störend abgestellten Rädern zu. Der Verkehrsexperte der CDU-Fraktion Andreas Hartnigk stellte sogar die inwzischen zurückgenommene Forderung nach Parkgebühren für Fahrräder und auch für Leihfahrrad-Anbieter in den Raum. Ein Bild der Lage:
Wie viele Leihräder im öffentlichen Raum gibt es in der Stadt? Genaue Zahlen gibt es zwar nicht, aber es sind mittlerweile sicher mehr als 3000 Mieträder bei insgesamt vier Anbietern. Die Flotte von Nextbike umfasst 400 Räder, das Angebot von Ford-Pass-Bikesharing (Deutsche Bahn) hält seit dem Start vor anderthalb Jahren 1200 Räder in der Landeshauptstadt bereit. Zurückhaltender gibt man sich bei Mobike, das Unternehmen kommuniziert keine konkreten Zahlen. Im Juni vergangenen Jahres legte der Anbieter aus China mit einigen „Hundert Fahrrädern“ los, wie es damals hieß. Mittlerweile dürfte das Angebot das größte in der Stadt sein, 1500 Räder sollen es in etwa sein. Eine Sprecherin sagt nur: „Wir haben unsere Flotte der Nachfrage entsprechend vergrößert.“
Und noch ein paar Leihräder müssen seit 2018 hinzugerechnet werden. Das Düsseldorfer Start-up „FlexBEEe“ hat im Juli rund 100 seiner markanten, knallgelben Achtgangräder in der City verteilt.
Wie hat sich das Angebot verändert? Das ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Nextbike tauscht etwa aktuell die Räder seiner Flotte durch neue Modelle aus. Damit geht auch eine einfachere Ausleihe einher. So können die Räder jetzt wie bei Mobike und Flexbeee automatisch per App geöffnet werden — mit einem Scan des QR-Codes. Die alten Räder verfügten über Zahlenschlösser. Neu wird zudem ein Monatstarif sein. Für zehn Euro kann pro Ausleihe jeweils eine halbe Stunde lang ohne weitere Kosten gefahren werden. Außerdem arbeitet Nextbike daran, die Rückgabe eines Rades in einem bestimmten Gebiet und nicht mehr stationsgebunden möglich zu machen. Ein sogar bei der Ausleihe innerhalb des Geschäftsgebietes ortsunabhängiges System bietet Mobike, während Ford-Pass-Bike komplett auf Stationen setzt, da das verlässlicher sei, wie eine Bahnsprecherin sagt.
Bei Mobike ist vor allem die Erweiterung des Geschäftsgebietes neu. Nach einem sehr city-konzentrierten Start sind die Räder nun auch in Stadtteilen wie Grafenberg, Oberkassel, Niederkassel, Lierenfeld, Golzheim und Heerdt zu finden. Aber auch Nextbike ist etwa in Kaiserswerth, Ford-Pass-Bike an der Heine-Uni präsent.
Preislich nehmen sich die Anbieter bei den Standardtarifen übrigens nicht viel, 30 Minuten kosten einen Euro, bei Mobike gibt es für diesen Betrag allerdings nur 20 Minuten.
Wie stark werden die Räder genutzt? Wer glaubt, der stärkere Konkurrenzkampf mache es den Anbietern schwer, täuscht sich. Zumindest lassen die Aussagen der Unternehmen andere Schlüsse zu. Von 39 000 Kunden spricht Ford-Pass-Bike Köln/Düsseldorf. „Wir sind sehr zufrieden, dass unser Angebot gut angenommen wird“, sagt eine Sprecherin. Mit weiteren Marktteilnehmern gewinne Bikesharing sichtbar an Bedeutung. „Eine unübersehbare Präsenz im Straßen- und Stadtbild ist wichtig, um die Bekanntheit zu steigern.“
Nextbike sieht sogar mit Blick auf die eigenen Ausleihzahlen einen sehr positiven Effekt: „Wir verzeichnen etwa 30 Prozent mehr Ausleihen als im Vorjahr“, sagt Sprecherin Mareike Rauchhaus. Und auch von Mobike-Sprecherin Beate Overbeck heißt es: „Unsere Anzahl der Kunden steigt kontinuierlich, man spürt die Akzeptanz und die Selbstverständlichkeit, dass Mobikes als Alternative im Straßenverkehr und Ergänzung zum ÖPNV in Düsseldorf angekommen sind. Das freut uns natürlich sehr.“
Wie sieht die Stadt die Entwicklung? Ingo Pähler, Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement, hält Leihräder auch für eine sinnvolle Ergänzung im Straßenverkehr. Und mit Blick auf nicht ordnungsgemäß abgestellte Räder sagt er: „Die Beschwerdelage ist sehr gering.“ Das bestätigt auch das Ordnungsamt. Von Wildwuchs könne keine Rede sein, die Probleme seien nicht ausgeprägter, als bei Privat-Rädern. Auch der Zustand der meisten Räder ist laut städtischer Einschätzung in Ordnung, die Betreiber seien sehr hinterher, Mängel zu beseitigen, da sonst das Geschäftsmodell nicht funktioniere.