Studierendenforum Diese Organisation verbindet Studierende in ganz Europa

Düsseldorf · Nun besuchte EU-Kommissar Navracsics eine Konferenz des Vereins AEGEE im Rahmen der Kampagne Y-Vote.

Der Vorstand des AEGEE Düsseldorf.

Foto: ja/aegee Düsseldorf

Europa als eine verbindende Idee lebt von der Kommunikation der Menschen über alle Grenzen hinweg. Nur wenn man einander kennen lernt, sich Aug in Aug trifft, miteinander spricht, diskutiert, gelingt auch, aus Verständnis füreinander ein Verstehen und einen Mehrwert für die eigene Weltsicht entsprießen zu lassen. Verbindungen über die Grenzen des eigenen Landes hinweg aufbauen zu können, ist besonders für junge Menschen essentiell, um neben Studium und Berufsausbildung auch Blicke über den Tellerrand Teil des eigenen Erfahrungsschatzes werden zu lassen. Der 1985 in Paris gegründete Verein AEGEE, das ist die Abkürzung für „Association des États Généraux des Étudiants de l’Europe“, er ist auch bekannt als „Europäisches Studierendenforum“, hilft jungen Menschen aus allen Disziplinen dabei, dies zu tun. Auch wenn es der Name suggerieren mag, steht der Verein aber nicht nur Studenten offen.

Den AEGEE gibt es auch
in Düsseldorf

Neben der Dachorganisation mit Sitz in Brüssel gibt es in vielen europäischen Städten Ortsvereine, die mit unterschiedlichen Projekten und Aktivitäten das Rückgrat der Vereinstätigkeit bilden. So findet sich auch in Düsseldorf ein Ableger der „nicht-staatlichen, politisch unabhängigen und gemeinnützigen Organisation“, wie auf der Website des Düsseldorfer AEGEE zu lesen ist. Das Netzwerk von etwa 13 000 jungen Menschen in 200 Städten in 40 Ländern in ganz Europa lebt davon, dass seine Mitglieder grenzüberschreitend miteinander in Kontakt treten können. Voraussetzungen für die Mitgliedschaft gibt es eigentlich nur wenige – man muss unter 35 Jahren sein, erklärt Jonathan Lessing, Schatzmeister bei AEGEE Düsseldorf.

Das Wirken vor Ort zeigt sich unter anderem in wöchentlichen Treffen, bei denen zu europäischen Themen Lesungen oder Gesprächsrunden abgehalten werden, genauso wie in dem Projekt „Free Walking Tour“, bei dem hiesige AEGEE-Mitglieder Besuchern die Stadt aus ihrer ganz persönliche Sicht vorstellen. Auch gibt es im Rahmen der sogenannten Summer-University die Möglichkeit, im Durchschnitt zwei Wochen lang andere europäische Städte zu besuchen, sich dort mit 30 anderen jungen Europäern auszutauschen, gemeinsame Programme zu erleben oder auch nur das Land kennen zu lernen.

EU-Kommissar stellte sich Fragen zur Bildung

Der Düsseldorfer Verein, der 25 Mitglieder hat, war nun Ausrichter einer der Konferenzen der europaweiten Kampagne Y-Vote von AEGEE, bei der sich junge Menschen im Vorfeld der anstehenden EU-Parlamentswahlen über viele Facetten der EU informieren können. Die von Mittwoch bis Sonntag stattfindende Konferenz im Haus der Universität stellt im Wirken des Düsseldorfer Ortsvereins einen Meilenstein dar, wie die Organisatoren betonen. Und in der Tat, die Y-Vote Konferenz, bei der es darum ging, wie man europäische Jugend stärker in den politischen Prozess einbeziehen könne, kann definitiv als ein für den Verein beachtliches Ereignis gelten. Immerhin konnte man den EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, Tibor Navracsics, und die Europaabgeordnete Sabine Verheyen (CDU) für eine eineinhalbstündige Fragerunde laden. Der ungarische Kommissar gehört der Regierungspartei Fidesz an und war zuvor auch Teil von Viktor Orbáns Regierung. Er besuchte zu diesem Anlass das erste Mal die Landeshauptstadt. Bei dem Gespräch standen weniger Fragen der nationalen Politik im Fokus. Die Teilnehmer interessierten sich für Themen rund um die europäische Vernetzung von Bildung.

Welche Möglichkeiten hat die EU Missstände aufzuzeigen, auf Korrekturen hinzuwirken? Wie können sich Universitäten besser vernetzen, welche Chancen bietet eine zunehmende Harmonisierung von Bildung, wie kann die Teilhabe an Bildung verbessert werden, wie können gute Beispiele aus verschiedenen Ländern als Vorbild für andere Länder dienen? Auch die Frage nach der psychischen Gesundheit bei Schülern und Studenten – das wohl ein mehr und mehr virulentes Thema werde – wurde von einer Teilnehmerin aus Großbritannien auf die Agenda gebracht. Fragen, wie die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit oder frühkindliche Bildung thematisierte man gleichfalls.

Doch wurde sowohl von Navracsics als auch von Verheyen mehrfach betont, dass Bildung in all seinen Facetten eine Sache der Staaten sei und die Einflussnahme der EU sich nur auf Analysen oder Empfehlungen beschränken kann. Weiterwicklungen von Programmen wie Erasmus oder auch darüber hinausgehende Projekte gebe es indes. Doch seien die kulturellen Unterschiede derart groß, dass sich Bildung in den einzelnen Ländern gerade in Detailfragen immer unterscheiden werde.

Der ungarische EU-Kommissar betonte, dass weniger die europäischen Werte an sich zur Diskussion stünden, sondern vielmehr was in den Ländern unter diesen Werten verstanden werde. Und dies hänge maßgeblich vom kulturellen Hintergrund ab.