Interview Dieter Nuhr und Torsten Sträter: Mehr als nur Kollegen

Düsseldorf · Dieter Nuhr und Torsten Sträter sprechen im Interview über Freundschaft und Ungerechtigkeit und warum man in manchen Momenten nicht auf Zigaretten verzichten kann.

Dieter Nuhr (l.) und Torsten Sträter vor ihrem Auftritt für SOS-Kinderdörfer in Holthausen.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Ein ehemaliges Industriegebäude in Holthausen. In zwei Stunden wird im Lofthaus die Gala „Nu(h)r für SOS 2018“ beginnen. Mit der Veranstaltung bedankt sich die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer weltweit bei Spendern. Zum ersten Mal wird an dem Abend neben dem in Ratingen lebenden Komiker Dieter Nuhr auch sein Kollege Torsten Sträter dabei sein. Während sich Nuhr seit 13 Jahren für SOS einsetzt, ist Sträter erst seit diesem Jahr Botschafter. Als beide sich sehen, geben sie sich fünf.

Sie haben sich eben sehr herzlich begrüßt. Das heißt, Sie verstehen sich auch sonst ganz gut?

Dieter Nuhr: Er ist der einzige Kollege, mit dem ich ab und zu auch privat was mache. Und meist schleppt er mich in sehr schlechte Filme.

Zum Beispiel?

Torsten Sträter: Wir waren in „Venom“ – es lief nichts anderes. Ein großartiges Sittengemälde und eine Allegorie darauf, dass wir Fremde durchaus ins Land lassen können, weil sie uns dann ja auch helfen.

Nuhr: Wenn sie nicht mutieren.

Sie kennen sich seit 2013, wenn ich richtig informiert bin.

Sträter: Ja, seit dem 4. Mai.

So genau wissen Sie das?

Sträter: Ich habe neulich Fotos durchgeschaut. Da habe ich zufällig das Datum gesehen.

Wissen Sie noch, was Sie damals über den Anderen gedacht haben?

Sträter: (lacht) Ich habe Dieter ja schon im Fritz-Henßler-Haus in Dortmund gesehen – das war in den 90ern. Es waren damals schon 300 bis 350 Leute da.

Nuhr: Das war ein Riesen-Saal für mich.

Sträter: Für mich auch. Und ich denke immer wieder daran, dass ich vor mehr als 20 Jahren da gesessen habe. Ich finde, es ist immer ein Glück, wenn man Menschen irgendwann kennenlernt und feststellt, dass sie tatsächlich keine Arschlöcher sind.

Sträter klinkt sich aus dem Gespräch aus, um ein Foto zu machen.

Das ist Ihre Gelegenheit...

Nuhr: ... auch mal was zu sagen. Es ist nicht so leicht, bei Torsten dazwischen zu kommen. Ich bin eher ein ruhiger und leiser Sprecher und Torsten spricht meistens sehr schnell und vor mir. Deswegen machen wir auch keine Dialoge in der Sendung.

Was war der Grund, dass Sie Torsten Sträter in die Sendung genommen haben?

Nuhr: Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht mehr. Meistens haben wir die Leute irgendwo bei Youtube gesehen oder auf irgendwelchen Gemeinschaftsevents. Ich bin sehr froh, dass ich das damals gemacht habe. Weil er nicht nur in der Sendung, sondern auch um die Sendung herum extrem lustig ist. Wir gehen nachher immer etwas trinken. Es macht sehr viel Spaß sich mit Torsten zu unterhalten. Ich rauche etwa fünf Zigaretten im Jahr und die rauche ich komplett mit Torsten.

Sie haben 500 000 Fans auf Facebook, auf Twitter folgen Ihnen 500 000 Menschen. Wie wichtig ist Social Media für Sie?

Nuhr: Soziale Medien sind eine Notwendigkeit für mich. Ich habe damit angefangen, weil es so viele Accounts auf meinen Namen gab. Dann habe ich gemerkt, dass das ein enormes Potenzial hat. Man hat zum Beispiel die Möglichkeit, sich gegen dumme Vorwürfe zu wehren. Es stand ja kürzlich in der WZ, dass ich, wie Jutta Ditfurth im „Stern“ behauptet hat, Antisemit sei. Weil ich behauptet habe, der 8. November sei wichtiger als der 9. November, weil dann meine Sendung kommt. Das war natürlich ein schnodriger Witz und im Nachhinein nicht ernstzunehmen.

Torsten Sträter kommt zurück.

Sträter: Hat das Interview einen leichten Knick bekommen?

Nuhr: Ich habe einfach die Möglichkeit, mich mit meinen Accounts gegen solche Anschuldigungen zu wehren. Und das ist mehr ein großer Trost, weil ich ein sensibler Mensch bin. Und weil ich gar nicht gut damit umgehen kann, wenn ich ungerecht behandelt werde.

Das ist aber bemerkenswert, wenn Sie als sensibler Mensch auf großen Bühnen stehen.

Nuhr: Das ist mir passiert. Das entspricht nicht meinem Naturell. Meine ersten Auftritte waren so, dass ich mir fast in die Hosen gemacht habe.

Sträter: Das war nicht Bestandteil des Auftritts?

Sie reisen für SOS-Kinderdörfer viel durch die Welt. Hilft Humor, um sich von negativen Dingen auf der Welt ein Stück weit zu distanzieren?

Nuhr: Für mich ist Humor in erster Linie ein Mittel der Selbsttherapie. Ich kann nicht ohne Humor durch die Welt gehen. Wenn man Humor hat, heißt das ja nicht, dass man keine ernsthafte Seite hat. Mich interessiert die Welt, mich interessiert, was aus ihr wird. Auch weil ich eine Tochter habe, die muss wahrscheinlich noch etwas länger in ihr leben als ich.

Sträter: Ich habe ja auch einen Sohn, aber der braucht nur W-Lan.

Haben Sie Torsten Sträter SOS-Kinderdörfer empfohlen?

Nuhr: Torsten hat ein sehr großes Herz und möchte gerne allen Leuten helfen. Ich habe ihn zu den SOS-Kinderdörfern gebracht. Weil ich der festen Überzeugung bin, dass das ein guter Ort ist.

Sträter: Ich bin nach Bosnien-Herzegowina gereist, um mir die Arbeit anzusehen. Am letzten Tag habe ich einen Jungen kennen gelernt, der in seinem Leben extrem viel durchgemacht hat. SOS-Kinderdörfer hat ihn komplett begleitet. Er macht ein Praktikum bei der Deutschen Bank und studiert nebenher.

Nuhr: Was ich fast noch beeindruckender finde, ist die Arbeit, die um das Kinderdorf herum passiert. Es gibt Schulen, Arztstationen, Familienstärkungsprogramme und Kreditvereine. Das führt dazu, dass Kinder oft gar nicht erst im Dorf landen, sondern in ihren Familien bleiben können. Die Projekte führen zur Zivilisierung ganzer Stadtteile oder Städte.