DLRG schlägt Alarm: Viele Kinder sind unsicher im Wasser

Schwimmen können zwar einige - die Frage ist, wie gut.

Sicher schwimmen, das heißt für die DLRG: 200 Meter am Stück durchs Becken schwimmen und mindestens zwei Meter tief tauchen.

Foto: Silas Stein

Düsseldorf. Pünktlich zu Beginn der Badesaison schlug die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Alarm: Zu viele Kinder in Deutschland könnten nicht sicher schwimmen. Laut Forsa-Umfrage besitzen 59 Prozent der Zehnjährigen kein Jugendschwimmabzeichen — ein gefährliches Manko, gehört Ertrinken doch immer noch zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern. Sicher schwimmen, das heißt für die DLRG: 200 Meter am Stück durchs Becken schwimmen und mindestens zwei Meter tief tauchen. Dieser Befund kontrastiert mit der statistischen Entwicklung in Düsseldorf: Beim letzten sportmotorischen Test „Check“ 2015 kam heraus, dass 95 Prozent der Fünftklässler schwimmen können: Laut Eltern waren 77 Prozent „sichere Schwimmer“. Sportdezernent Burkhard Hintzsche spricht von sehr guten Quoten bei der Schwimmfähigkeit: „Die vielen Aktionen von Stadt, Bädergesellschaft und Vereinen haben sich da positiv ausgewirkt.“

Nun sind Statistiken das eine, die Realität im Wasser oft etwas anderes. Immer wieder berichteten der WZ Schwimmlehrer, dass einige Viertklässler keineswegs sicher im Becken unterwegs seien. Für Düsseldorfs führende Kinder-Schwimmexpertin Lilli Ahrendt liegt die Wahrheit in der Mitte: „Ja, die Stadt tut seit einigen Jahren mehr für die Schwimmfähigkeit, es werden aber längst nicht alle Familien erreicht.“ Das gilt auch für „Check“: Theoretisch sollen alle Zweit- und Fünftklässler teilnehmen, tun es aber nicht — man kann sie nicht zwingen. Im Zweifel sind es die, die nicht sicher schwimmen können.

Doch was heißt das? Das Seepferdchen-Abzeichen (25 Meter schwimmen) genüge nicht, so Ahrendt. „Andererseits definieren die NRW-Richtlinien für den Sport in der Grundschule eben dieses Seepferdchen als ausreichend“, sagt die Projektleiterin der Bädergesellschaft. Letztlich lerne ohne Übung und Training niemand, sicher und ausdauernd zu schwimmen, dafür erfordere es zu viel an Koordination, Technik und Ausdauer.

Da hänge immer noch sehr viel von den Eltern ab: fördern sie ihre Kinder, begleiten sie zum Schwimmkurs, auch wenn es widrig ist? „Von sich aus wählen Kinder, die sich im Wasser nicht wohl fühlen in der OGS nicht die Schwimm-AG, dabei hätten sie es besonders nötig“, sagt Ahrendt. In den Niederlanden sei der Staat mehr hinterher, ab dem 4. Lebensjahr seien dort zwei Jahre Schwimmunterricht Standard.

In Düsseldorf gibt es trotz der Schwimmprojekte auch Mankos: Zum einen fehlen durch die Schließung des Oberkasseler Hallenbades schlicht Bahnen. Außerdem spart die Stadt beim Bustransfer zu den Bädern, weshalb so manche Grundschule ihre Schwimm-Kontingente nicht ausschöpft.