Düsseldorf Dokomi-Messe: Schaulaufen von Japans Comic-Helden

Auf der Dokomi-Messe in Stockum trafen sich am Wochenende tausende Anime-Fans und zeigten ihre spektakulären Kostüme.

Düsseldorf. Nur zwei Wochen nach dem Japan-Tag sind die so auffällig gekleideten und bemalten Japanfans auch am Pfingstwochenende wieder sehr präsent in der Stadt — vor allem in Stockum. Der Grund dafür ist die am Samstag eröffnete Messe Dokomi, die sich in ihren acht Jahren zu einem Treffpunkt für Fans japanischer Kultur entwickelt hat.

Foto: Sergej Lepke

Die meisten der 40 000 Jugendlichen und Junggebliebenen besuchen die Messe wegen den Fanartikelständen bekannter Animes, also japanischer Zeichentrickserien. Auf den Ständen stapeln sich Figuren, T-Shirts oder Kissen; Hauptsache, das Motiv sieht niedlich aus. Die Messe ist außerdem eine Gelegenheit, um sich mit Bekannten aus ganz Deutschland zu treffen, zu denen sie sonst nur online den Kontakt halten. „Man hat sofort ein Gesprächsthema und findet schnell Gleichgesinnte.

40 000 Anime-Fans auf der DoKomi in Düsseldorf
27 Bilder

40 000 Anime-Fans auf der DoKomi in Düsseldorf

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Aus manchen Messebekanntschaften haben sich echte Freundschaften entwickelt“, sagt die 23-jährige Lisa Bergan. „Wir wurden von einigen sogar schon auf Hochzeiten eingeladen“, fügt ihr Freund Alexander Säureg (25) hinzu. Die beiden sind wie fast alle hier verkleidet unterwegs. Sie tragen bunte Klamotten, Rüstungsteile aus Pappmasche oder haben sich ihre Haare in stundenlanger Detailarbeit zu verrückten Frisuren hergerichtet, um ihre Lieblingsfigur aus einem Anime oder einem Videospiel möglichst gut zu imitieren.

Das sogenannte Cosplay, kurz für Costume Play, ist ein wichtiger Teil der Kultur. Und anders als zum Beispiel beim Karneval geht es hier um mehr als nur ums Verkleiden. Unter Cosplayern gilt das ungeschriebene Gesetz: An dem Kostüm soll möglichst viel selber gemacht werden. Das kann, wie beim 27-jährigen „Schneddi“ , der den Charakter Darius aus dem Onlinespiel „League of Legends“ darstellt, schon mal über ein Jahr dauern. „Das hier ist das erste Kostüm, mit dem ich vor rund zwei Jahren angefangen habe. Es ist schön zu sehen, wie man sich beim Kostümemachen verbessert. Heute würde ich wohl zwei Monate dafür brauchen“, erklärt er seine Faszination für dieses Hobby.

Doch auch für diejenigen, die nicht verkleidet zur Dokomi gehen, gibt es mit Karaokewettbewerben oder Videospielturnieren einige Möglichkeiten, die japanische Jugendkultur kennenzulernen. Und auch die traditionelle Kultur ist auf der Dokomi vertreten. Seit fünf Jahren hat die Kimonoverleiherin Rebecca Hemer auf der Messe einen Stand, auf dem sich Besucher einen Kimono binden lassen können. Was sich simpel anhört, ist in Japan eine respektierte Kunstform und dauert 20 bis 30 Minuten.

Unterstützt wird sie dabei von Yoko Sawa, einer der bekanntesten Kimono-Binderinnen Japans, die jedes Jahr zur Dokomi nach Deutschland fliegt. Sie hat Spaß daran, ihre Kultur anderen Menschen nahezubringen, bedauert aber das einseitige Bild Japans, das in Europa herrscht: „Anime und Cosplay ist auch in Japan nur eine Subkultur und kein Massenphänomen. Ich wünschte mir, dass solche Messen die Vielfalt japanischer Kultur stärker betonen würden.“ Sie weiß aber auch, dass die Animekultur für viele ein Einstieg ist, um sich irgendwann auf mit den anderen Bereichen zu beschäftigen.