Drogen-Plantage: Riesenschaden für die Stadtwerke
Der Chef-Ermittler im Prozes umd die größte Drogen-Plantage berichtete von einer technisch perfekten Anlage. Der Angeklagte schirmte sich lange perfekt ab.
Düsseldorf. Wer ist der Mann, der Düsseldorfs größte Drogen-Plantage betrieben haben soll? Zum Auftakt des Prozesses vor dem Landgericht sagte Nordin Z. zunächst nichts. Fast eineinhalb Jahre tauchte der 39-Jährige unter, fuhr aber einen Porsche und machte offenbar schon wieder neue Rauschgiftgeschäfte. Dabei schirmte sich der Angeklagte perfekt ab. Trotz einer intensiven Handy-Überwachung bissen die Fahnder lange auf Granit, ehe Nordin Z. durch Zufall von einem Polizisten auf der Straße erkannt wurde.
Der Kriminaloberkommissar, der die Ermittlungen geleitet hatte, kam fast ein bisschen ins Schwärmen, als er von der Cannabis-Plantage an der Rather Straße erzählte. Die sei technisch perfekt gewesen, mit Tauchpumpen, Bewässerung und Beleuchtung: „So etwas habe ich noch nicht gesehen. Die Anlage war völlig autark. Es mussten nur einmal in der Woche die Wassertanks nachgefüllt werden.“
Im Oktober 2013 hatte Nordin Z. die alte Fabrik-Halle unter seinem richtigen Namen angemietet. Am 19. Mai 2016 fand die Razzia statt. Zuvor hatte die Polizei die Eingangstür im Erdgeschoss einen Monat lang mit einer Kamera überwacht. Ohne Ergebnis. Des Rätsels Lösung: Die Täter betraten das Gebäude durch die Tür im Keller.
Die Miete von 3150 Euro hatte der Angeklagter immer pünktlich bezahlt. Auch den Abschlag von 60 Euro für den Strom. Allerdings wurde die Hauptleitung für die Plantage schon vor dem Zähler abgeleitet. Während der Chefermittler von einem Millionenschaden für die Stadtwerke sprach, geht der Energieversorger von anderen Zahlen aus. „Das basiert natürlich nur auf Hochrechnungen. Aber der Schaden liegt unter einer Million,“ ist Stadtwerke-Sprecher René Schleucher überzeugt. Für das Unternehmen sei es kaum festzustellen, wenn Strom abgezapft wird: „Er wird dann vom Zähler schlicht nicht erfasst. Außerdem haben wir Netzschwankungen. Das heißt, auf dem Transport geht Strom verloren.“ Bei der großen Menge falle dann auch eine solche Plantage nicht auf.
Nicht nur seine Handys hatte Nordin Z. so perfekt abgeschirmt, dass man ihn lange nicht ausfindig machen konnte. Auch von einer sichergestellten Schuldnerliste mit Spitznamen und fünfstelligen Geldbeträgen konnte nicht ein einziger Zwischenhändler ermittelt werden. Aber einen Fingerabdruck des 39-Jährigen wurde gefunden - auf einer Flasche Apfelschorle.