Prozess Drogenfarm in Gerresheim: Bunker-Besitzer angeklagt
Nach fast vier Jahren soll sich der 78-Jährige zusammen mit einem weiteren Verdächtigen vor dem Landgericht verantworten.
Düsseldorf. Es war einer der spektakulärsten Drogenfunde, die es in Nordrhein-Westfalen jemals gegeben hat. Praktisch als „Nebenprodukt“ einer Razzia in dem ehemaligen Rocker-Club „Red Pearl“ entdeckten die Fahnder im Gerresheimer Bunker eine riesige Cannabis-Plantage. Vier vietnamesische „Gärtner“ waren dort über Monate wie Sklaven gehalten worden. Die sind schon seit August 2012 verurteilt. Doch jetzt hat die Staatsanwaltschaft nachgelegt. Auch der 78-jährige Besitzer des Bunkers soll sich vor dem Landgericht verantworten. Ihm wird in der Anklageschrift bandenmäßiger Handel mit Betäubungsmitteln und Menschenhandel vorgeworfen. Außerdem konnte inzwischen ein weiterer Verdächtiger festgenommen werden, der zu den Hintermännern gehören soll.
Über Monate durften die vier Vietnamesen den Bunker nicht verlassen und bekamen kein Tageslicht zu sehen. Stattdessen mussten sie sich um die mehr als 3000 Cannabis-Pflanzen kümmern, die auf zwei Etagen des Bunkers in die Höhe schossen. Drei der „Erntehelfer“ wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt, ein 32-Jähriger zu drei Jahren Haft. Alle vier wollen nach dem Prozess so schnell wie möglich nach Vietnam zurückkehren.
Doch nach dem Urteil blieben viele Fragen nach den Drahtziehern offen. Zumal einer der Angeklagten angegeben hatte, dass der Bunker-Besitzer sie persönlich mit Lebensmitteln versorgte. Inzwischen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der 78-Jährige keineswegs nur der ahnungslose Vermieter war.
Der Geschäftsmann soll nicht nur 12 000 Euro monatlich für die Vermietung des Bunkers kassiert haben. So soll der 78-Jährige die Stromversorgung für die Plantage eingerichtet haben. Auch Leuchtstoffrohre und Holz habe der Mann auf Anweisung des vietnamesischen Mieters besorgt. Außerdem beaufsichtigte der Bunker-Besitzer angeblich mindestens einmal in der Woche die „Erntehelfer“ und versorgte sie mit Nahrungsmitteln und Getränken.
Der 78-Jährige wird vermutlich nicht alleine auf der Anklagebank sitzen. Denn in der Zwischenzeit wurde in den Niederlanden ein weiterer Verdächtiger festgenommen, der zu den Hintermännern gehören soll. Unklar ist, inwieweit dessen Aussagen dazu geführt haben, dass nach fast vier Jahren nun auch Anklage gegen den Bunker-Besitzer erhoben wurde. Möglicherweise wird sich dieser nur als Mittäter vor dem Landgericht verantworten müssen.
Wann der Prozess stattfinden wird, steht bisher noch nicht fest.