Besserer Schutz für Düsseldorfer Kinder Diskussion um Hotline für Düsseldorfer Eltern
Düsseldorf · Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte wollen damit Kinder vor Gewalt schützen und werfen Oberbürgermeister Geisel Untätigkeit vor.
. Vor allem abends und nachts kann die Situation in einigen Familien schnell eskalieren: Viele Eltern sind dann müde und erschöpft, sorgen sich wegen der Corona-Pandemie vielleicht auch um den Verlust ihres Jobs oder Kurzarbeit. Doch das Kind schreit und lässt sich scheinbar durch nichts beruhigen. Dann können manche Eltern die Kontrolle verlieren: Sie schreien das Kind an, schütteln es heftig, schlagen es vielleicht auch. „Eltern brauchen dann schnelle Hilfe. Sie brauchen jemanden, der sie anleitet, aus der Situation herauszutreten und wieder Kontrolle zu erlangen“, sagt Hermann Josef Kahl. Der Obmann der Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte, der eine Praxis an der Uhlandstraße leitet, und Wilfried Kratzsch, ehemaliger leitender Oberarzt am kinderneurologischen Zentrum der Sana-Kliniken in Gerresheim sowie aktuell Vorstandsvorsitzender der „StiftungDeutsches Forum Kinderzukunft“, setzen sich daher für eine Düsseldorfer Hotline für überforderte Eltern ein. Sie soll dabei helfen, Kinder vor Gewalt und Vernachlässigung zu schützen. Mitarbeiter der Hotline sollen den Eltern zudem Tipps geben, „wo sie regelmäßige Hilfe holen können, um Gewalt und anderen Fehlentwicklungen vorzubeugen“, sagt Kahl.
Experten schrieben den Oberbürgermeister drei mal an
In Städten wie Nürnberg oder Essen hätten sich solche Hilfe-Hotlines für Eltern in den Abend- und Nachtstunden bewährt, gerade auch in den vergangenen Monaten mit Corona, meint Kratzsch. In Düsseldorf gebe es aber „lediglich eine Bereitschaftsnummer für Notfälle in Kaiserswerth, die jedoch nur sehr begrenzt zur Verfügung steht“, sagt der pensionierte Facharzt, der 2018 für sein langjähriges Engagement um das Wohl von Kindern und Jugendlichen mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet wurde und unter anderem als Erfinder der „Frühen Hilfen“ gilt.
Die beiden Experten haben Oberbürgermeister Thomas Geisel deswegen angeschrieben – drei mal, wie sie sagen: Einmal sei eine ausweichende Antwort zurückgekommen, „die aus allerlei nichtssagenden Textbausteinen bestand, zweimal blieben die Briefe unbeantwortet“, kritisieren sie. „Der OB hat selbst in einem Interview mit einer Zeitung gesagt, dass in Coronazeiten die Gefahr für Kinder, Opfer elterlicher Gewalt zu werden, wächst.“ Man erwarte, dass er „seinen Erkenntnissen nun endlich auch Taten folgen lässt und veranlasst, dass die Stadt die Hilfe-Hotline einrichtet“, sagt Kahl.
Eine Anfrage an die Stadt blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Unterstützung für eine Düsseldorfer Hotline für überforderte Eltern erhalten die Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte indes auch von wissenschaftlicher Seite: So unterstützt Kindheitspädagogin Michaela Hopf, Professorin an der Hochschule Düsseldorf, das Schaffen dieses Hilfsangebots.