Wut über Pöbler und Raser in Düsseldorf Krisentreffen in der Altstadt

Altstadt. · Der Leiter der Polizeiinspektion diskutierte mit Bewohnern der Alt- und Carlstadt über Autotuner und Pöbler.

Thorsten Fleiß, Leiter der Polizeiinspektion Mitte, diskutierte mit Anwohnern der Altstadt und der Carlstadt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Am Dienstagabend versammelten sich rund 30 Düsseldorfer im Brauhaus zum Schlüssel, die zum Teil seit mehreren Jahrzehnten im Herzen der Stadt leben. Die Verzweiflung war den Menschen deutlich anzumerken. In einem mehrstündigen Gespräch stand Thorsten Fleiß, Leiter der Polizeiinspektion Mitte, Rede und Antwort.

Die neue Initiative Rheinkultur mit Bewohnern der Carlstadt, des Horionplatzes, des Mannesmannufers bis hin zum Fürstenwall hatte die Veranstaltung initiiert, weil Probleme mit Pöbeleien und der Autotuner-Szene Überhand nehmen. Maria Beck, Stimmtrainerin und Schwester von Bäckermeister Josef Hinkel, ist hier ­federführend.

Hinkel – er war ebenfalls am Dienstag dabei – ist wie seine Schwester leidenschaftlicher Düsseldorfer und hat sich als CDU-Politiker und stellvertretender Vorsitzender der Altstadtgemeinschaft einige Themen auf die Fahne geschrieben, wie zum Beispiel gegen „PS-Protze“ am Mannesmannufer vorzugehen – dieses Problem nahm die Polizei bereits in Angriff.

Auch die neue Bürgerinitiative Altstadt war geladen – hier haben Anwohner rund um Sankt Lambertus und den Stiftsplatz mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie die Anwohner rund um die Carlstadt.

Schnell machten die Anwohner ihre Probleme griffig: Zumeist jugendliche Pöbler formieren sich an bestimmten Plätzen im Großraum Altstadt, „wo wir leben und unsere Ruhe haben wollen“, sagte eine Düsseldorferin. Von Wildpinklern war die Rede, von Drogenhandel, Rasern, Bedrohungen, von geparkten E-Scootern, die den Weg versperren und solchen, die auf Fußwegen gefahren werden, „so dass wir uns wundern, dass es so wenig Unfälle gibt“.

Ein großes Unsicherheitsgefühl verspüren viele Düsseldorfer mittlerweile, die im Zentrum der Stadt leben, die Freitag- und Samstagabende seien für sie „der vollkommene ­Horror“.

Fleiß versicherte, dass die Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt und Polizei bestens sei. Er räumte aber auch ein, dass er und seine Kollegen nach den Corona-Lockerungen vor großen Herausforderungen stünden. Die Rheinuferpromenade, der Burgplatz und die Freitreppe an den Kasematten seien die Haupt-Problemorte. Hier zeige die Polizei starke Präsenz.

Wochenenden sind für Anwohner
und Polizei ein Horror

Das habe eine Verdrängung zur Folge, und zwar in Richtung Stiftsplatz, Carlstadt oder auch Kö-Bogen. Erneut plädierte der Leiter der Polizeiinspektion Mitte dafür, „Anzeigen zu erstatten, so dass wir Platzverweise aussprechen können“. Dass die Wochenenden auch für die Beamten ein Horror sein dürften, legt diese Aussage Fleiß’ nahe: „Es vergeht keines, an dem wir es nicht mit Angriffen zu tun haben, bei dem Messer oder Glas im Spiel sind.“

Weitere Treffen sollen folgen. In ihrer Not formulierte die Bürgerinitiative Altstadt bereits einige Vorschläge wie Abpollerung der Straßen. Die Stadt könnte in Augen vieler Bürger die Sperrstunde, die es bis 2009 gab, wieder einführen. Auch von autofreier Innenstadt, hohen Bußgeldern und Alkoholverbot auf offener Straße ist die Rede.

Einen Eindruck von der Vielschichtigkeit des Themas dürfte auch dieses Beispiel vermitteln: Mit Schrecken und Traurigkeit beobachtet auch der Chef des Restaurants Vente, Thomas Vente, an der Lambertus-
straße, dass sich das Nacht-Publikum seit dem Corona-Shutdown „massiv verändert“ habe. Es gäbe kaum noch Hemmschwellen, sagt Vente, der seit 30 Jahren Altstadt-Gastronom ist und ebenfalls der Bürgerinitiative Altstadt angehört. Nach Terrassenschluss erlebte er schon manche „schlüpfrige Szene und eine große Gewaltbereitschaft, um es gelinde ­auszudrücken“.

Auch problematisch: Die Drogenszene, die durch das Shelter an der Liefergasse zusammenkommt und sich auf dem Lieferplatz versammelt. Viele Gastronomen wiederum sind den Anwohnern im Zentrum ein Dorn im Auge. Das Treiben auf den Terrassen sei zu laut und sie seien viel zu lange geöffnet, lautet einer der Vorwürfe.