Neue Wohngemeinschaft in Düsseldorf Ein neuer Schritt – nicht nur für Lea

Düsseldorf · In Rath ziehen junge Menschen mit Behinderung in ein extra für sie gebautes Apartmenthaus. 1,2 Millionen Euro wurden investiert.

Lea da Silva Barroca und ihr Vater Jose.

Foto: Anne Orthen (orth)

Lea da Silva Barroca hat die Schule abgeschlossen, arbeitet seit zwei Jahren in einem holz-verarbeitenden Betrieb, spielt Basketball und will mit 25 Jahren endlich eine eigene Wohnung beziehen, endlich auf eigenen Beinen stehen. Aber es ist gar nicht so einfach, etwas Eigenes zu finden im überhitzten Düsseldorfer Mietermarkt. Erschwerend kommt hinzu, dass Lea eine Förderschule besuchte, in der Werkstatt für angepasste Arbeit in Rath arbeitet und das Down-Syndrom hat. Weil aber ihre Eltern Elke und Jose da Silva Barroca den Wunsch ihrer Tochter nachvollziehen konnten und können, machten sie sich Gedanken, wie sie es schaffen, Lea ein möglichst selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu ermöglichen. „Wir haben mit der evangelischen Stiftung Hephata, die sich um Menschen mit Behinderung kümmert, ausgelotet, welche Möglichkeiten es gibt“, erzählt Jose da Silva Barroca. „Als wir uns über betreutes Wohnen informiert haben, kam bei uns die Idee auf, selbst ein Haus für betreutes Wohnen zu bauen.“

Fünf zukünftige Mieter, Lea und ihre Freunde, die sie schon aus dem Kindergarten und der Förderschule kannte, waren schnell gefunden. Doch mit fünf Mietern darf man keine betreute Wohngruppe aufmachen. Das ist zu wenig. „Die Möglichkeit, Menschen mit etwas größerem Hilfebedarf in eigenen Wohnungen zu betreuen, besteht seit 2003“, sagt der ehemalige Hephata-Mitarbeiter Hans Willi Pastors. „Dafür müssen aber viele gesetzliche Vorgaben erfüllt werden. Zum Beispiel ist auch die Größe der Wohngruppe definiert.“ So müssen alle Mieter auch den erhöhten Betreuungsbedarf nachweisen und durch die staatliche Grundsicherung abgesichert sein.

Also planten die da Silva Barrocas ein Haus mit neun 50 Quadratmeter großen Wohnungen, Gemeinschaftsräumen auf jeder Etage und einer Wohnung für die Betreuungsperson. Die Investitionssumme liegt bei 1,2 Millionen Euro. Für die Finanzierung ist Jose zuständig, denn er ist leitender Mitarbeiter einer Bank und kennt sich mit Finanzierungen, Krediten, Rückzahlung und Tilgung aus. Aber ohne, dass ihnen und dem Neffen Tobias Schiefer ein Baugrundstück bereits gehörte, wäre es nichts geworden mit den Wohnungen für die Tochter und deren Freunde. Dabei handelt es sich um das Grundstück der ehemaligen Bäckerei Piscoping am Rather Kreuzweg, die im Krieg zerbombt wurde. Der Antrag auf öffentliche Förderung für das private soziale Bauprojekte wurde 2019 gestellt, der Bauantrag im selben Jahr genehmigt. Die Förderzusage erhielt die Familie Anfang 2020, der Abriss (Mai 2020) und der Neubau konnten initiiert werden. 18 Monate später steht nun das Appartmenthaus und kann bezogen werden. Lea freut sich auf den 7. Januar 2023, denn dann zieht sie in ihre Wohnung ein. Ihr selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben kann dann beginnen.