Barbara Frères in Düsseldorf Luxus-Mode für Kinder: Wo Mädchen-Kleider 1700 Euro kosten
Düsseldorf · Barbara Frères verkauft Luxus-Mode für Kinder. Nach überwundener Insolvenz eröffnet sie jetzt wieder an der Kö – zum vierten Mal.
Givenchy und Gucci, Missoni und Moncler, Stone Island: Diese Luxus-Marken sind an der Königsallee nichts Besonderes – wäre da nicht diese spezielle Zielgruppe. Das Schaufenster von Barbara Frères wirbt mit Mannequins und Models, die wie Miniatur-Versionen von klassischen Kö-Läden wirken. Ein vielleicht fünf Jahre junges Mädchen trägt ein Kleid im Wert von 1800 Euro, in der Vitrine liegen 600-Euro-Schuhe für Jungs, die Kleinkind-Mütze im typischen Burberry-Muster kostet 150 Euro. „Aber lassen Sie uns nicht so viel über Preise sprechen“, sagt Barbara Frères. „Der Kunde entscheidet, was er kauft.“
Und Frères weiß, was die Kunden wollen – seit 45 Jahren. Die Frau mit den langen blonden Haaren ist schon länger im Geschäft als so manche Marken, die sie verkauft. 1978 der erste Laden an der Kö, damals noch Ecke Bahnstraße, auf drei Geschossen, als Pionierin. „Ich habe die Designermode für Kinder nach Deutschland gebracht“, sagt Frères. Drei Mal musste sie umziehen, immer wegen Baustellen, jetzt wagt sie im Kö-Center ihre vierte Neueröffnung. Mehrere tausend Familien zählt ihre Stammkundenkartei, viele kommen schon in der zweiten Generation. Langfristige Beziehungen sind das Erfolgsgeheimins der Händlerin. In guten wie in schlechten Zeiten.
2018 musste Barbara Frères Insolvenz anmelden, die Sanierung übernahm sie selbst – in Eigenverwaltung. „Das lief sehr gut“, sagt Christian Holzmann von der Kanzlei Brinkmann & Partner. Der Düsseldorfer Anwalt wachte als Sachwalter über die Neuaufstellung des Unternehmens. Mieten mindern, Bürgschaften ablösen – so weit die Standard-Stützmaßnahmen. Bei Barbara Frères kam aber noch etwas hinzu, sagt Holzmann: „Bestandskunden aus der ganzen Welt haben ihr geholfen.“
Als die Händlerin ihre bestellte Ware nicht mehr bezahlen konnte, stand ihr die Stammkundschaft zur Seite. Nicht nur mit warmen Worten, sondern mit einem Vertrauensvorschuss in Form von Vorkasse. Frères erinnert sich: „Manche haben mir bis zu 15 000 Euro überwiesen und gesagt: Bis Ende des Jahres hole ich mir dafür bei Ihnen Sachen ab.“
Trotz Corona-Krise schaffte es die Unternehmerin, eine Regelinsolvenz zu vermeiden. Angetrieben habe sie dabei ein Satz des britischen Staatsmannes Winston Churchill: „Im Leben darf man nie aufgeben.“ Sie wiederholt das Wort „nie“ dabei sechs Mal, macht dazwischen eine Kunstpause, schaut ihrem Gegenüber durch die blau-getönte Brille fest in die Augen. Diesen Kampf hat sie gewonnen.
Pünktlich zur Suche nach neuem Standort Insolvenz aufgehoben
Im Mai dieses Jahres wurde die Insolvenz aufgehoben, pünktlich zur Suche nach einem neuen Standort. Weil der Umbau des Trinkaus-Karrees vor ihrem Laden für Lärm und Staub sorgte, wechselte sie auf die andere Straßenseite, ins Kö-Center. „Dass jemand nach einer Insolvenz unweit des bisherigen Standorts weitermacht, ist etwas Besonderes“, sagt Carina Peretzke vom Handelsverband NRW. Barbara Frères sagt: „Wäre ich an eine andere Straße gegangen, hätte ich vielleicht die ein oder andere Marke verloren.“ Aber erst durch Marken wird sie selbst zur Marke – und genau deshalb kommt alle Welt in ihren Laden. „Wir haben Ärzte, Anwälte, Unternehmer und Konzern-Manager verschiedenster Nationalitäten“, sagt die Händlerin. An einem Vormittag unter der Woche betritt ein indisch aussehender Mann das Geschäft. Um seinen Hals baumelt ein Besucherausweis der Medizintechnik-Messe Medica, er hält sein Smartphone in der Hand um zu filmen. Seine Frau ist per Video zugeschaltet und lässt sich die Ware zeigen. „Do you have Givenchy? Gucci?“ Barbara Frères beschreibt ihre Zielgruppe als markenorientiert. „Wenn Mama und Papa eine Designer-Daunenjacke tragen, soll das Kind die gleiche bekommen.“ Der familiäre Partnerlook als Kaufmotiv. Aber geht es den gut betuchten Eltern nicht auch einfach um Statussymbole in Form von Kinderkleidung? Die 70-jährige Unternehmerin verneint das nicht, verweist aber lieber auf andere Kriterien – zum Beispiel die Qualität. Ein Großteil der Ware werde in Europa hergestellt, das sei der Kundschaft wichtig. Frères sieht aber auch noch einen pädagogischen Ansatz ihrer Produkte. „Kinder sollten lernen, sich zu jedem Anlass passend zu kleiden. In die Tonhalle geht man ja auch nicht mit Gummistiefeln.“ Sondern vielleicht doch eher mit Gucci-Kleid – zumindest in gewissen Kreisen. Sie habe aber auch Kaschmir-Kleidchen für 169 Euro. „Die Leute denken manchmal, wir sind ein mega-teures Geschäft. Das stimmt nicht.“ Mit ihrem neuen Laden und in finanzieller Freiheit will sich Frères kommendes Jahr noch vergrößern. Ein Investor hat ihr vorgeschlagen, das Konzept in andere Städte und Länder zu bringen. Ruhestand? Kann sie sich nicht vorstellen. „Klar könnte ich auch zu Hause sitzen. Aber wenn am Samstag die Familien in den Laden kommen und die Kinder lächeln, könnte ich heulen vor Freude.“