Düsseldorf: Barbara Gladysch bekommt Jan-Wellem-Ring zurück

Oberbürgermeister Thomas Geisel ehrte die „Mutter für den Frieden“ als „Brückenbauerin“.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Wilfried Meyer

Düsseldorf. Barbara Gladysch (78) ist ein Engel und ein Quengel, eine Friedenskämpferin und ein Querkopf. Eine „Mutter für den Frieden“, die diese Initiative 1981 gegründet hat. Für die Friedensbewegung ging sie früher auf die Barrikaden, nahm an Blockaden vor Atomraketen-Stützpunkten teil und mischte sich unter die Protestierenden bei Kundgebungen und Fastenaktionen. Aber sie beließ es nicht beim Protest, sondern sie half. Flüchtlinge und Tschernobyl-Kinder wurden zu ihren Themen. Die Orden, die sie dafür erhielt, ergeben eine lange Liste. Doch einen Orden gab sie selbst zurück und war am Sonntag im Rathaus heilfroh, als Oberbürgermeister Thomas Geisel ihn ihr wiederum zurückgab. Es handelt sich um den Jan-Wellem-Ring, mit dem Menschen für besondere Verdienste um die Stadt geehrt werden. Geisel gab ihn ihr — auf den Tag genau — 21 Jahre nach der erstmaligen Übergabe.

Die Frau mit dem schlohweißen Pagenkopf, Friedensaktivistin und Menschenrechtlerin, erklärte, warum sie den Ring damals zurückgegeben hatte. Es sei um Erwins Tibet-Politik gegangen. Sie wollte eine Tibet-Flagge als Zeichen der Solidarität am Rathaus hissen, und er verwehrte ihr das.

Sie hisste die Fahne dennoch, oder genauer: Sie holte sich zwei sportlich durchtrainierte Männer, die nachts mit einer Leiter auf das Denkmal des Jan Wellem kletterten und ihm die symbolträchtige Fahne überreichten, die die Ordnungshüter prompt wieder entfernten. Heute sei die Tibet-Politik der Chinesen etwas friedlicher, sagt sie. Sie würde deshalb nicht mehr so energisch protestieren.

Barbara Gladysch ist mit zunehmendem Alter weiser geworden. Dem OB Erwin habe sie verziehen. Sie sei geradezu erschrocken, als er nur wenige Wochen nach der Rückgabe des Rings verstorben ist.

Mit OB Geisel gibt es keine Probleme. Gladysch und Geisel umarmten sich in der extrem nüchternen „Ehrenhalle“ im Rathaus. Dort lobte Geisel ihre Klarheit und Prinzipientreue, aber auch ihre „wunderbare Herzenswärme“. Ihre wichtigste Funktion sei es, Brücken zu bauen. Sie sei ein „leuchtendes Vorbild für ehrenamtliches Engagement und den Einsatz für den Frieden in der Welt“.

Für ihn, so Geisel, sei es eine Freude, ihr den Ring zurückzugeben. Und sie beeilte sich, ihm zu erklären, wie glücklich sie sei, dass sie ihn zurückbekommt. Sie werde ihn für ihre Enkel aufheben. Ihr Mann Robert stand mit leicht skeptischer Miene neben ihr. Er hatte sie vor 21 Jahren tüchtig ausgeschimpft, weil man so eine Ehrung nicht einfach zurückgibt. Auch die frühere Oberbürgermeisterin Marlies Smeets sei über die Reaktion seiner Frau enttäuscht gewesen.