Akrobatik in Düsseldorf Die bärenstarken Zwillinge

Düsseldorf · Beim Duo Twins denken die Zuschauer im Apollo-Varieté oft, die Brüder bieten eine Comedy-Nummer. Doch André und Micolai überzeugen mit Hand-auf-Hand-Akrobatik, die viel Kraft kostet.

Das Duo Twins begeisterte das Publikum im Apollo durch seine Lässigkeit. Ursprünglich kommen die beiden Brüder aus der Ukraine.

Foto: Blendfabrik/Jens Howorka

Es sieht so einfach, so spielerisch aus. Dabei ist es eine akrobatische Höchstleistung die André und Micolai Pysiura auf der Bühne des Apollo-Varietés bieten. Ihre Hand-auf-Hand-Nummer in der aktuellen Show „Meet the Street – Künstler sind auch nur Nachbarn“ ist außergewöhnlich. Sie kommen sehr lässig in langen Hosen und Jackett auf die Bühne, geben sich komödiantisch und dann geht es Schlag auf Schlag. In einem rasanten Tempo präsentieren die Brüder passend zur Musik, zu jedem Takt akrobatische Nummern. Es ist eine Art Wettkampf mit Höchstschwierigkeiten.

Sie sind nicht so muskulös wie manche Akrobaten in ihrem Genre, bei denen außerdem einer der Partner wesentlich kleiner und leichter ist. Im Gegenteil: Sie sind gleich groß und fast gleich schwer. André und Micolai sind Zwillinge – zweieiige. Doch sie sehen sich sehr ähnlich und genau das macht den Charme dieser Nummer aus. Zu erkennen, wer welcher der Brüder ist, ist schwierig, weil auch ihr Habitus, ihre Bewegungen fast identisch sind. Die 29-Jährigen gastieren zum ersten Mal im Apollo-Varieté.

Performance bereits 2016
von Evgeniy Karayakin kreiert

Ein Video haben sie an Vivi Paul, Tochter des Unternehmers Bernhard Paul geschickt, die fürs Casting verantwortlich ist. Und die Akrobaten wurden genommen. Bereits 2016 hat der Regisseur Evgeniy Karayakin für sie die Performance kreiert – eine Hommage an Bob Fosse, dem großen Choreografen und Musical-Regisseur.

Die Zwillinge selbst haben zahlreiche Tricks entwickelt, und sie entwickeln sie immer noch weiter. Ursprünglich kommen die beiden Brüder aus der Ukraine, aus Lviv (früher Lemberg), nahe der polnischen Grenze. Doch zuletzt haben sie in Kiew gelebt. Zwei Wochen bevor der Krieg ausbrach, fuhren sie zu einem Auftritt nach Frankreich. Die beiden Brüder sind viel unterwegs, oft treten sie auch auf Kreuzfahrtschiffen auf. Sie sind froh, dass ihre Mutter in Deutschland ist, und auch ihre Partnerinnen sind in der Bundesrepublik. Letztere arbeiten zurzeit in Mannheim, haben dort ebenfalls ein Engagement im Varieté.

Micolai, der 15 Minuten jüngere Bruder ist verheiratet und hat einen vierjährigen Sohn. Den kleinen Mark und seine Frau versucht er so oft wie möglich zu sehen, denn nach Mannheim sei es schließlich nicht so weit. Deshalb, sagt er im Gespräch mit der Redaktion fast entschuldigend, habe er noch nicht viel von Düsseldorf gesehen.

Die „Twins“, wie sich die Brüder mit Künstlernamen nennen, stammen nicht aus einer traditionellen Zirkusfamilie. „Unsere Mutter schickte uns zuerst in die Zirkusschule in Lviv“, sagt André. „Da waren wir fünf Jahre alt und hatten wohl zu viel Power“, fügt Micolai hinzu. Später gingen die Zwillinge zur renommierten Zirkus-Akademie in Kiew. An der Hochschule machten sie bereits im Alter von 15 Jahren ihren Abschluss und hatten einen guten Lehrer, wie sie sagen. Dieser bildete sie vor allem in der Hand-auf-Hand-Akrobatik aus. Nein, hartes Training für ihren Job benötigen sie nicht. Die Nummer allein sei Praxis genug, meint Micolai. André ergänzt: „Ich glaube, die Natur hilft uns, wir lernen schnell.“

Die beiden Artisten haben sich nicht nur auf eine Richtung spezialisiert. Sie trainieren auch für eine Strapaten- und an einer Jonglage-Nummer. Die beiden sind eben vielseitig. Sie mögen das Programm im Apollo-Varieté und freuen sich über die weihnachtliche Stimmung. Anderes als in den Vorjahren, gibt es während der Show diesmal keine Weihnachtsmusik, sondern nur vor und nach der Vorstellung, erklärt Regisseur Eddie Neumann, der seine erste Regie im Apollo führt. Vielen Zuschauern dürfte er bereits als KGB-Clown im Zirkus Roncalli bekannt sein.

Der Zirkus Roncalli ist übrigens das Stichwort. Da würden die Zwillinge auch gerne auftreten. „Es muss ja nicht direkt New York sein“, sagen sie. Dort feierte der Zirkus erst kürzlich Premiere. Doch noch sind die Brüder im Varieté-Haus unter der Kniebrücke zusehen. Und an einem ihrer freien Tage treten sie auch in Mannheim auf – bei einer Wohltätigkeitsshow „Help fort the Ukraine“.