Erfolgloses Wohnungstauschportal in Düsseldorf Wohnungstauschportal kommt bei Mietern und Vermietern nicht an
Düsseldorf · Das Wohnungstauschportal der Stadt läuft seit einem Jahr – ohne Erfolg. Mieter- und Vermietervertreter überrascht das nicht.
Ein Jahr lang ist das Wohnungstauschportal der Stadt Düsseldorf nun schon online – bislang jedoch ohne auch nur eine einzige Wohnung vermittelt zu haben. Für Hans-Jochem Witzke vom Mieterverein ist das keine große Überraschung. „Die Idee ist ja nicht neu“, sagt er, „und das hat auch früher schon nicht funktioniert.“ Dabei sei der Grundgedanke gut – ältere Menschen bräuchten häufig nicht mehr viel Platz, vielen Familien sei es hingegen zu eng. Aber Witzke sieht mehrere problematische Faktoren – die teilweise auch mit dem Wohnungsmarkt in Düsseldorf zusammenhängen.
So hingen gerade bei Älteren an einer Wohnung viele Erinnerungen und Emotionen – „hier haben sie mit ihrem Ehepartner gelebt, hier wurden die Kinder großgezogen“. Zudem seien Senioren oft auf eine gute Nachbarschaft angewiesen, das habe sich in der Corona-Krise noch einmal deutlich gezeigt. „Einen Umzug stecken sie nicht so leicht weg“, sagt Witzke – und neue Netzwerke zu knüpfen sei auch nicht leicht. Dass es bislang an Tauschwilligen mangelt, hat laut dem Mietervertreter aber auch mit der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt zu tun. „Ein alter Mietvertrag ist oft Gold wert“, sagt er, häufig würden für kleinere Wohnungen mit neueren Verträgen deutlich höhere Preise verlangt. „Und warum sollte ich aus 90 Quadratmetern ausziehen, damit ich für 60 draufzahle?“
Verband sieht den Umweg über das Portal als zu kompliziert
Die Problematik sieht auch Johann Werner Fliescher, Kreis- und Landesvorsitzender des Vermieterverbands Haus und Grund. An den Vermietern scheitert es seiner Meinung nach nicht. Der Verband habe unter seinen Mitgliedern offensiv für das Tauschportal geworben – aber Fliescher sagt auch: „Einen Mieter zu finden, ist in Düsseldorf kein Problem, das besteht auf der anderen Seite.“ Der Umweg über das Portal sei dann schlicht zu kompliziert.
Zudem müssten Wohnungen, aus denen ein Mieter nach langer Zeit auszieht, oft erst einmal gründlich renoviert werden – was dann wiederum zu einer höheren Miete führe, die der mögliche Tauschpartner oft auch nicht mit eingerechnet habe.
Tauschportal benötigt
deutlich mehr Reichweite
Außerdem sei das Portal viel zu unbekannt, sagt Fliescher. Er würde sich eine ganz andere Reichweite wünschen, vielleicht eine Integration bei bekannteren Onlineportalen wie Immoscout24. An sich sei ein Wohnungstausch „eine gute Sache“ für beide Mietparteien. Gegen den Mangel an bezahlbaren Wohnungen kann ein solches Portal aber nicht helfen – da sind sich Fliescher und Witzke einig. Dagegen helfe nur eines: Bauen. „An einem Beispiel wie Hamburg sieht man, dass da, wo massiv in Wohnraum investiert wird, auch die Mieten sinken können“, sagt Fliescher.
Für Witzke ist dabei wichtig, dass auch im öffentlich geförderten und preisgedämpften Bereich etwas passiert. Hier nimmt er die Politik in Bund und Land ebenso in die Pflicht wie die Stadt Düsseldorf. „Das Handlungskonzept Wohnen reicht einfach nicht aus, es braucht jedes Jahr mindestens 1000 neue öffentlich geförderte Wohnungen.“ Zudem müsse der Spekulation mit baureifem Land – wie etwa im Glasmacherviertel – ein Riegel vorgeschoben werden. „Die Wohnungsnot in Düsseldorf ist riesig, für Geringverdiener sowieso, aber auch für Normalverdiener ist es schwierig“, sagt Witzke, „und dagegen hilft nur eines: den Neubau anzukurbeln.“