Rammstein-Frontmann trat solo auf Demonstration vor Konzert von Till Lindemann in Düsseldorf
Düsseldorf · (tino) Die Abstimmung mit den Füßen hatte Till Lindemann (60) gewonnen: Zum Solokonzert des umstrittenen Rammstein-Frontmanns in der Mitsubishi-Electric-Halle pilgerten gut 7500 Fans. Zur Demonstration des Bündnisses „Keine Show für Täter Düsseldorf“ kamen hingegen nur etwas mehr als 200 Demonstrierende. Einige Lindemann-Fans gingen mit erhobenem Mittelfinger, darunter auch Frauen, vorbei, andere riefen den Demonstrierenden ein „Verpisst Euch“ zu.
Die meisten Konzertgänger blieben dem Protest gegenüber emotionslos. Lindemann hatte im Sommer 2023 für Schlagzeilen gesorgt: Er sah sich mit Vorwürfen von Frauen konfrontiert, die auf Rammstein-Konzerten für Aftershow-Partys rekrutiert worden seien. Dort, so hieß es damals, soll es gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte Ende August 2023 ein Ermittlungsverfahren mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt.
„Das allein zeigt doch, dass Till nichts gemacht hat. Deshalb habe ich auch keine Bedenken, weiterhin zu seinen Konzerten zu gehen“, sagte die 28-jährige Jacqueline vor dem Konzert. Ein 21 Jahre alter Student, der seinen Namen nicht nennen wollte, wartete vor der Halle und versuchte, noch zwei Konzertkarten. Eine weitere Karte hatte er bereits online weitergeben können. „Ich habe die Tickets zusammen mit meinen Freunden am 7. Mai gekauft, direkt am ersten Tag, als sie auf dem Markt waren“, erklärte er. „Aber nachdem, was den Sommer über passiert ist, wollen meine Freunde und ich Lindemann nicht mehr unterstützen.“ Ihm wurden einmal 25 Euro für eine Karte geboten, aber das lehnte er ab, hatte er doch 85 Euro gezahlt. „Ich habe kurz überlegt, ob ich nicht doch auf das Konzert gehen soll, 85 Euro sind viel Geld für mich“, sagte Mann. „Aber das kann ich moralisch dann doch nicht mit meinen Gewissen vereinbaren.“
Die Demonstration richtete sich nicht nur gegen das Konzert, sondern sollte allgemein ein Statement sein gegen Machtmissbrauch gegenüber Frauen. „Wir fordern von der Stadt, dass sie Tätern keinen Raum mehr zur Verfügung stellt“, schallte es aus den Lautsprechern. „Alle die, die eine Eintrittskarte gekauft haben, unterstützen einen Täter finanziell und bejubeln ihn gleich. Das führt dazu, dass Täter einfach weiter machen können“.