Nach dem Ferienende Das waren in Düsseldorf die Top-Themen am ersten Schultag
Düsseldorf · An 180 Standorten startete das neue Schuljahr. Lob gab es für top ausgestattete Neubauten, Kritik muss die Schulministerin einstecken.
Mit dem Start des neuen Schuljahres hat sich die Schullandschaft Düsseldorfs erneut vergrößert und modernisiert. Drei neue Schulen starten in dieser Woche in Heerdt (Gesamtschule), in Eller (Gymnasium) und in Unterrath (Realschule). Pünktlich zum ersten Tag nach den Ferien wurden auch Erweiterungs- und Neubauten fertig.
Herausragendes Beispiel ist das Wim-Wenders-Gymnasium in Oberbilk. Sieben Jahre nach dem Start in den Gebäuden einer früheren Hauptschule betreten an der Schmiedestraße am Mittwochmorgen knapp 900 Schüler ein komplett neues Gebäude. „Es ist großartig und ich hätte hier gerne mehr als nur mein letztes Jahre verbracht“, sagen Ouissal (17) und Paul (16). Die beiden sind Schülersprecher, gehen in die Q2 und machen im kommenden Jahr ihr Abitur. Sieben Jahre haben sie in Provisorien gelernt. Gefehlt hat ihnen dort nichts, „aber das hier ist dann doch etwas ganz anderes“, sagen die beiden. Tatsächlich macht der Neubau praktisch erfahrbar, wohin die vielen Millionen fließen, die die Stadt seit Jahren in ihre rund 180 Schulstandorte investiert.
So genannte Cluster liegen zwischen den Räumen
Hell, transparent, ausgestattet mit modernster Technik und auf Begegnung ausgerichtet ist der Neubau. Die meisten Türen zu den Klassenräumen bleiben auch während des Unterrichts offen, denn das neue Wim-Wenders ist keine Flurschule mehr. So genannte Cluster liegen zwischen den Räumen. Hier können sich die Schüler auch klassenübergreifend treffen. Für die Fünftklässler ist es der erste Tag an der weiterführenden Schule. In der 5b löst das Aquarium an der Rückwand viel Begeisterung aus. Nein, so schön hätten sie sich die neue Schule nicht vorgestellt, meinen einige der Neulinge. „Wir sollten einen Wettbewerb machen, welchen Namen das Aquarium bekommt“, meint einer aus der ersten Reihe.
„Es ist wunderbar, dass Düsseldorf beim Thema Schulbau vorneweg marschiert, allerdings wünsche ich mir mit Blick auf die zeitlichen Abläufe manchmal etwas mehr Transparenz“, sagt Annette Willms, Vorsitzende der stadtweiten Schulpflegschaft EDS. Lange hat sie sich an der Thomasschule in Derendorf engagiert. „Dort war uns oft nicht klar, wann es denn tatsächlich soweit ist mit den jeweils angekündigten Baumaßnahmen. So wurde beispielsweise ein sehr marodes Klettergerüst auf dem Hof jahrelang nicht erneuert. An unserer Schule werde ja eh schon bald wieder neu gebaut, hieß es dann immer“, berichtet Willms.
Ein paar Kilometer weiter starten an diesem Tag Marielène und Oussama ins neue Schuljahr. Für dieses Schuljahr steht bei den beiden das Betriebspraktikum auf dem Plan. Oussama möchte gerne ans Schauspielhaus. „Und ich würde gerne bei Borussia Düsseldorf in den Trainerbereich beim Tischtennis schauen“, sagt Marielène. Lehrerin Sibel Demirak leitet die „Courage“-AG, in der das Label „Schule ohne Rassismus“ mit Leben gefüllt wird. Sie sagt: „Wir wollen in diesem Schuljahr an den Geburtstag von Anne Frank erinnern.“ Auf das neue Schuljahr blicken einige aus dem Kollegium der Düsseltaler Schule durchaus mit gemischten Gefühlen. Manche schulpolitischen Entscheidungen im Land könne er nicht nachvollziehen, manchmal seien diese einfach nicht praxistauglich, meint Demiraks Kollege Hubertus Halder. Wünschen würde er sich „eine vorausschauende Planung und manchmal auch eine bessere Kommunikation“. Trotzdem freuen sich die beiden Pädagogen auf das neue Schuljahr. „Wir haben hier eine wirklich nette Gemeinschaft, in der man sehr viel Wertschätzung erfährt“, sagt Demirak.
In den Düsseldorfer Grundschulen ist an diesem Tag die noch frische Ankündigung von NRW-Schulministerin Dorothee Feller, künftig in den ersten vier Klassen mehr Mathematik und Deutsch zu unterrichten eines der Top-Themen. Dass diese Stunden aus dem Förderunterrichtskontingent genommen werden sollen, sorgt für massive Kritik. Für Holger Thrien, Sprecher der Düsseldorfer Fachgruppe für die Grundschulen, grenzt diese Art der geplanten Umsetzung „an unterlassene Hilfeleistung“. Schüler, die auf eine individuelle Förderung in Kleingruppen angewiesen seien, würden diese dann nicht mehr erhalten. Und das Ergebnis könnte sein, dass viele Kinder am Ende ihre Klassenziele nicht mehr erreichen. „Es ist ein hoher Preis, der hier für ein vermeintlich besseres Abschneiden bei internationalen Bildungsvergleichen gezahlt wird“, sagt der Leiter der Beckbusch-Schule in Stockum.