Musik Bethlehem: Dieter Falk probt mit Chor im Internet

Düsseldorf · Wegen der Corona-Krise startet das Projekt jetzt digital. Jeder, der Lust hat, kann mitmachen.

Bei den Proben für das Chormusical „Bethlehem“ (hier am 8. März im Spektakulum). Unter den Mitwirkenden war auch die Gewinnerin der Castingsendung „Deutschland sucht den Superstar“, Marie Wegener (M.). Das Musical stammt von dem Autor Michael Kunze und dem Komponisten Dieter Falk (li. mit Sohn Paul, rechts). Jetzt laufen die Proben im Internet.

Foto: epd/Hans-Juergen Bauer

„Leute, es gibt wieder was zu singen“, gab sich Dieter Falk zum Startschuss seines neuen Großprojektes im vergangenen Jahr ganz locker. Am 5. Dezember soll das neue Musical „Bethlehem“ im Dome uraufgeführt werden.

Im März sollten die Proben mit 2500 Sängern in die heiße Phase gehen. „Aber in den vergangenen Tagen ist mit klar geworden, dass bis auf Weiteres keine Chorproben stattfinden werden“, erklärte der Komponist und Produzent der WZ. Zusammen mit dem Weltbild-Verlag und weiteren Partnern ist Falk jetzt auf die Idee gekommen, die Proben ins Internet zu verlagern. Mitmachen können nicht nur die Sänger, die bereits angemeldet sind, sondern alle, die gerade zu Hause Langeweile haben.

„Das Ganze ist zunächst eine Art Experiment“, erklärt Falk die Idee. Unter Motto „Singen zu Hause“ können sich alle anmelden, die Lust haben, daran teilzunehmen. Auf Facebook und Instagram wird am Dienstagabend um 19.20 Uhr die erste virtuelle Chorprobe stattfinden: „Das wird nicht lange sein. Etwa 20 Minuten. Wir werden erst einmal nur drei Songs einstudieren.“

Die Noten für die Refrains können sich alle Interessierten kostenlos herunterladen. Das letzte Lied sollen die Sänger dann selbst bearbeiten und mit ihrer eigenen Stimme zurück schicken. Wahrscheinlich wird das „Menschen in Not“ sein. Falk: „Das passt einfach in diese Zeit. Auch wenn es in dem Lied eigentlich um die Suchen nach einer Herberge in Bethlehem geht.“

Für den Wahl-Düsseldorfer soll die digitale Chorprobe auch ein Angebot für alle sein, die zurzeit zu Hause sitzen und sich ein bisschen Abwechslung wünschen. Wenn die Premiere am Dienstag ein Erfolg ist, könnte das gemeinsame Singen im Internet auch zu einer Dauereinrichtung werden. Dass das Netz zusammenbricht, wenn zu viele Sangesfreudige mitmachen, befürchtet Falk nicht: „Auch Coldplay haben Live-Streams mit Hunderttausenden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es technische Probleme gibt.“

Mit „Die zehn Gebote“ und „Luther“ hat Dieter Falk zusammen mit Michael Kunze schon zwei Großprojekte gestemmt. „Rund 50 000 Menschen haben in den Chören mitgesungen.“ Falk ist davon überzeugt, dass die erfolgreichen Projekte dazu beigetragen haben, dass gemeinsames Singen sich inzwischen zu einer Trend-Freizeitbeschäftigung entwickelt hat: „Viele Chöre sind auch nach der Teilnahme an dem Event gewachsen und haben neue Mitglieder gewonnen.“

Michael Kunze gehört zu den erfolgreichsten deutschen Songwritern. Für Udo Jürgens schrieb er Klassiker wie „Griechischer Wein“ oder „Ich war  noch niemals in New York“. Später schrieb er die deutschen Adaptionen von Musicalerfolgen wie „Evita“, „Cats“ oder „Der König der Löwen“ sowie eigene Musicals wie „Elisabeth“.

Dieter Falk wurde als langjähriger Produzent von Künstlern wie Pur, Pe Werner, Monrose oder Paul Young bekannt. Mit seiner Familienband „Falk and Sons“ widmete er sich modernen Versionen der Kirchenmusik. Über 50 Goldene und Platin-Schallplatten haben sich für mehr als 15 Millionen Tonträger angesammelt.

Die Heiligen Drei Könige sind eigentlich Wissenschaftler

„Bethlehem“ soll dem Publikum über religiöse Grenzen hinweg etwas von der Botschaft der Weihnachtsgeschichte vermitteln. „Es gibt sehr viele Bezüge zur Gegenwart. Das beginnt damit, dass Menschen ein Zuhause suchen“, erzählt Falk.

Zusammen mit Michael Kunze will er Fragen stellen, was die Geschichte aus heutiger Sicht zu sagen hat. Kunze: „Da sind zum Beispiel die Heiligen Drei Könige. Die sind ja gar keine Könige, es sind Weise, Wissenschaftler also.“

Die werden als Gelehrte deutlich machen, wie sie mit dem Unerklärlichen umgehen. Die Zuschauer begegnen Herodes, der um seine Macht kämpft, die aber nichts wert ist. Und Flüchtlingen, die niemand haben will. „Das Ganze wird auch sehr emotional“, versprechen die Protagonisten.

Im Mittelpunkt wird wie in den beiden Vorgänger-Projekten das Zusammenspiel der 2500 Chorsänger mit den zwölf Solisten auf der Bühne stehen. Die Künstler werden die Fragen stellen und der Chor soll die Antworten geben. Das sei die typische Form eines Oratoriums, so Falk. Die Solo-Parts übernehmen professionelle Musicaldarsteller. Außerdem werden ein großes Sinfonieorchester und eine Band bei „Bethlehem“ auf der Bühne stehen.

Und so geht es: Auf der Website www.singenzuhause.de  bzw. unter  https://www.facebook.com/singenzuhause/ stellt Dieter Falk Noten zur Verfügung. Während der digitalen Probe singt und spielt Dieter Falk am Flügel die Einzelstimmen. Über eine Musiksoftware wird ein schon aufgenommener Chor dazu gespielt. Jeder, der Lust hat, zu Hause mitzusingen, ist herzlich eingeladen. Besonders Mutige können sich live auf Instagram unter https://www.instagram.com/weltbild_official/ zuschalten lassen. Gerne können auch zu Hause gemachte Videos von eigenen Proben via Facebook (https://www.facebook.com/singenzuhause/) zugeschickt werden. Vielleicht findet sich ja auf die Art und Weise noch manches Talent, das dann am 5. Dezember im Dome mit auf der Bühne stehen wird.