Nach tödlichem Brand in Düsseldorf-Flingern Neue Details zum Motiv – Ermittler sehen Kioskbesitzer als Brandstifter

Düsseldorf · Der 48-Jährige soll seinen Laden selbst angezündet haben. Anscheinend hat er aber nicht mit dem Ausmaß der Explosion gerechnet.

Am 16. Mai um 2.30 Uhr gab es eine heftige Explosion im Erdgeschoss des Hauses an der Lichtstraße. Sogar Autos brannten aus.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Fast zwei Wochen nach einem tödlichen Brand in einem Wohnhaus in Flingern gibt es nun mehr Klarheit zum mutmaßlichen Brandstifter und möglichen Motiven. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass der 48-jährige Kioskbetreiber seinen eigenen Laden im Erdgeschoss angezündet und so die Explosion und das Feuer ausgelöst hat.

Ermittler der Mordkommission „Lichtstraße“ haben in den vergangenen Tagen zahlreiche Spuren ausgewertet und eine Vielzahl an Zeugen vernommen, heißt es. Zum jetzigen Stand der Ermittlungen müsse davon ausgegangen werden, dass der Kioskbetreiber Benzin in seinem Ladenlokal verschüttet und angezündet habe. Dem Anschein nach wurde er selbst von der Explosion des Brandbeschleunigers überrascht, heißt es von den Ermittlungsbehörden. Von einem Suizid gehen die Ermittler also nicht aus.

Der 48-Jährige starb selbst bei der Explosion am frühen Morgen des 16. Mai. Er muss sich zu diesem Zeitpunkt im Hausinneren, an einem Zugang zum Kiosk, befunden haben. Laut den Ermittlern gibt es mehrere Umstände, die Motive für die Tat gewesen sein könnten. So hätten Ermittlungen im Umfeld des Mannes ergeben, dass der 48-Jährige im Streit mit einigen Anwohnern stand. Nachbarn berichteten, dass sein Verhalten immer wieder zu Auseinandersetzungen geführt habe, unter anderem ging es dabei um einen Parkplatz vor dem Haus.

Auch das Ende des Mietvertrags für den Kiosk könnte eine Rolle gespielt haben, so Polizei und Staatsanwaltschaft. Der Vertrag sei befristet gewesen, wäre zum Jahresende ausgelaufen und war nicht verlängert worden. Zudem gibt es Erkenntnisse dazu, dass sich der 48-Jährige wegen einer psychischen Erkrankung in Behandlung begeben hatte.

Die Familie des Kioskbetreibers hat offenbar nichts davon geahnt, dass der 48-Jährige etwas mit der Explosion zu tun haben könnte. Er galt am Tag nach dem Brand als vermisst, Ehefrau und Söhne suchten nach ihm. Nun hätten sie zwar mehr Gewissheit, aber es bleibe viel Unverständnis, sagt Philipp Grabensee, Anwalt der Familie. „Es gab für die Familie keine Anzeichen, die auf so etwas Schreckliches, auf so eine Verzweiflung hingedeutet hätten“, sagt Grabensee. Die Familienangehörigen hätten ihren Ehemann und Vater verloren und ihre Existenzgrundlage. Zudem plage sie das Wissen, welch großes Leid der Brand verursacht hat. „Sie bedauern sehr, was passiert ist.“ Die Familie habe aber Vertrauen in die Ermittlungsarbeit der Polizei und der Staatsanwaltschaft, sagt der Anwalt, vor allem darin, dass in alle Richtungen ermittelt wurde.

Die Explosion und das anschließende Feuer waren verheerend und haben großen Schaden angerichtet. Der Kiosk ist völlig ausgebrannt, die mehr als 20 Wohnungen in dem Haus sind unbewohnbar. Selbst Autos, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen, fingen Feuer und brannten aus. Zwei Bewohner des Hauses, 18 und 55 Jahre alt, kamen bei dem Brand ums Leben. Beide starben an Rauchvergiftungen.

Nicht zu erklären sind bislang die Verletzungen eines Brandopfers. Der 55-Jährige wurde tot in seiner Wohnung gefunden – er hatte Stich- und Schnittverletzungen. Die Wunden waren relativ frisch, sagt Staatsanwalt Stücker. Sie könnten im Zusammenhang mit der Explosion oder dem Feuer stehen, es ließe sich aber nicht eindeutig sagen, wie der Mann sich die Verletzungen zugezogen hat. Es gebe keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung, aber auch ein Suizidversuch sei nicht sicher, sagt Stücker. So könnte es ebenfalls sein, dass der 55-Jährige bei der Explosion von herumfliegenden Scherben getroffen wurde oder unglücklich gestürzt ist. Es ist unsicher, ob diese Fragen jemals geklärt werden können.

Bei dem Brand wurden zudem 16 Menschen verletzt. Eine Frau, die lebensgefährliche Verletzungen erlitt, befindet sich weiterhin in intensivmedizinischer Behandlung, hieß es am Dienstag von der Polizei.

Die Ermittlungen laufen aktuell noch weiter, sagt Staatsanwalt Martin Stücker. Es stünden noch einige Ergebnisse aus, von denen er aber keine gegenteiligen Erkenntnisse erwarte. Wenn alle Befunde vorliegen und hinreichende Gewissheit über die Täterschaft besteht, werden die Ermittlungen eingestellt. Laut Gesetz ist der Tod ein Verfahrenshindernis.