Besuch aus Czernowitz Ukrainische Studierende lernen Düsseldorf kennen
Düsseldorf · Eine Woche sind Studierende der Universität Czernowitz gemeinsam mit Studierenden der Hochschule Düsseldorf unterwegs, um Kultur, Politik und Verwaltung kennen zu lernen.
Nach 34 Stunden Fahrt erreichte am Sonntag eine Gruppe Studierende der Universität Czernowitz Düsseldorf. Eine Woche lang werden sie die Stadt erkunden. Unterstützt und begleitet werden sie dabei von Studierenden des Fachbereichs Design der Hochschule Düsseldorf und Design-Professorin Kathrin Tillmanns. Zu den geplanten Stationen gehören unter anderem ein Treffen mit OB Stephan Keller sowie ein Tag in den Museen K20 und K21.
Am Dienstag stand eine Fragestunde mit dem Landtagsabgeordneten Bastian Hartmann auf dem Programm. Der SPD-Politiker empfing die Gruppe im Fraktionsraum seiner Partei im Landtag. Er nahm sich mehr als die angesetzte Stunde Zeit, die Fragen der Studierenden zu beantworten und im Anschluss den Plenarsaal zu zeigen. Die Gruppe – übrigens ausschließlich junge Frauen, denn männlichen Studierenden ist aufgrund des Krieges derzeit die Ausreise aus der Ukraine nicht erlaubt – hatte sich gut auf das Treffen mit dem Landtagsabgeordneten vorbereitet. Die Studierenden interessierten natürlich die Fragen besonders, die sich mit der aktuellen Situation in der Ukraine befassten. Zum Beispiel, ob die Unterstützung der Bundesregierung auch weiterhin bestehen bleibt und wie Bastian Hartmann über den Beitritt der Ukraine zur EU und zur NATO denkt. Der Abgeordnete erklärte, dass beides erst möglich wäre, wenn die Ukraine sich nicht mehr im Krieg befände.
Aber er fand auch klare Worte für die Entwicklungen der AfD von deren Anfängen bis zum aktuellen Stand. Der Abgeordnete berichtete von den Wahlergebnissen in Thüringen, beruhigte seine Gäste aus der Ukraine, dass nach seiner Sicht die Demokratie in Deutschland nicht in Gefahr sei; räumte aber ein: „Die Probleme häufen sich schon, aber die Politik ist dabei sie zu lösen.“
Eine Studierende wollte wissen, wie es in Deutschland denn mit der Korruption aussehe und wie der Abgeordnete die Bedrohung durch Russland auf sein Land einschätze. Korruption, so Hartmann, gebe es sicher, aber er vertraue auf die verschiedenen Aufsichtsbehörden, wie zum Beispiel den Verfassungsschutz, solchen Tendenzen nachzugehen. Zur Bedrohung durch Russland erklärte der Landtagsabgeordnete, dass Deutschland lernen musste sich wirtschaftlich und im Bereich Energie von Russland unabhängig zu machen. Das hätte bislang gut geklappt. Die wahre Bedrohung, vor allem für die EU, sehe er aber vielmehr in den anstehenden US-Wahlen und einer möglichen zweiten Amtszeit von Donald Trump. Auf die Frage nach der Rolle der Sozialen Medien räumte er ein, dass zum Beispiel die AfD diese mehr für sich nutzt, als es andere Parteien tun und es da noch Nachholbedarf gäbe. Die Studierenden sprachen den Politiker auch auf den aktuellen Vorfall auf Sylt und ähnliche Social Media Posts an, darunter auch ein entgleister Versuch seiner eigenen Fraktion, rechte Worthülsen für eine Kampagne abzuwandeln. Das sei der unglückliche Versuch gewesen, rechte Parolen zu entkräften, so Hartmann.