Historisches Ereignis in Düsseldorf Jüdische Schule verleiht erstmals Abiturzeugnisse

Düsseldorf · Landesweit sind die Albert-Einstein-Gymnasiasten die ersten, die an einer jüdischen Schule den Abschluss machten.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller beglückwünschte den ersten Abiturjahrgang des Albert-Einstein-Gymnasiums.

Foto: Georg Salzburg (salz)

(akir) Erstmals haben Schüler in Nordrhein-Westfalen an einer jüdischen Schule Abitur gemacht. Zur ersten Verleihung der Abiturzeugnisse des Albert-Einstein-Gymnasiums in Rath am Freitag betonten Lehrer, Schüler und auch Politprominenz die Besonderheit dieses Ereignisses. Die Schule sei ein Ort, an dem sich jüdische Kinder und Jugendliche sicher fühlen und jüdisches Leben entfalten könnten – eine nicht selbstverständliche Möglichkeit. Die 32 Abiturienten – viele schon seit Klasse fünf dabei und damit die ersten Schüler dieser Schule – zeigten sich stolz, nun fester Bestandteil der Schulgeschichte zu sein.

„Masal tow, ihr habt es geschafft“, sagte Schulleiter Michael Anger bei der Zeugnisvergabe, die er als „historischen Moment“ bezeichnete. Neben dem persönlichen Erfolg, dass die Schüler erfolgreich ihre Schullaufbahn abgeschlossen haben, blicke man an diesem Tag auch stolz auf die Entwicklung der Schule zurück. Es sei eine „unvorstellbare Freude“, nach acht Jahren nun auch den Abschluss eines Jahrgangs zu feiern.

Der per Videobotschaft zugeschaltete Ministerpräsident Hendrik Wüst bezeichnete den Freitag als „Feiertag“. Man sei stolz, dass sich jüdisches Leben in NRW so entfalten und sichtbar sein könne.

Auch Schulministerin Dorothee Feller, die der Zeugnisvergabe beiwohnte, würdigte die Errungenschaften der Schulgemeinde. Die Werte und Traditionen einer Kultur zu kennen und zu erleben, stärke die Persönlichkeit und die kulturelle Identität der Schüler, sagte Feller. Es sei eine Gemeinschaft entstanden, die sowohl die jüdische Kultur aktiv im Alltag lebe, als auch anderen Kulturen offen gegenüberstehe. „Diese Offenheit ist ein Vorbild für die Schüler und die Gesellschaft“, sagte Feller. Rund 70 Prozent der Schüler sind jüdischen Glaubens.

Schülerin sagt, die Schule zu besuchen sei ein Privileg gewesen

Die Abiturienten zeigten sich am Freitag sehr zufrieden. „Ich bin unbeschreiblich glücklich und dankbar“, sagte Schülerin Elina bei ihrer Abschlussrede. Es sei ein Privileg gewesen, die Schule zu besuchen, die in gewissem Maß auch ein Zuhause gewesen sei. Auch für Mitschüler Joel fühlte sich die Schulgemeinschaft fast wie Familie an. „Einige kenne ich schon seit der Grundschule“, sagte Joel, der der dritte Schüler überhaupt war, der sich 2016 an der Schule anmeldete. „Es ist sehr besonders. Diesen Tag werde ich so schnell nicht vergessen“, sagte er nach der Zeugnisverleihung.

Die ersten Abiturienten des Gymnasiums haben in ihrer Schulzeit nicht nur eine gute Gemeinschaft erlebt, sondern auch eine solide schulische Leistung gezeigt: Der Notenschnitt der Abiturienten liege im Durchschnitt der Stadt, sagte Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, die der Schulträger ist.

Unter den 32 Schülern erreichten drei die Note 1,0. Auch wenn es bei der Schulgründung vor acht Jahren Unsicherheiten und Zweifel gegeben habe, sei für Horowitz nun klar: „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“