Düsseldorf Festival Großer Jubel für die Zirkusshow im Zugabteil

Düsseldorf · Zum Auftakt des Düsseldorf Festivals feiert das Publikum die Artisten aus Montréal für ihre Performance im Zelt auf dem Burgplatz.

In Szenen wie bei einer Zugreise mischen sich Tanz und Akrobatik.

Foto: Susanne Diesner

Wenn das Theaterzelt den Burgplatz beherrscht und damit für drei Wochen das Rhein-Panorama verändert, wissen Düsseldorfer: Es ist wieder Zeit für das Düsseldorf Festival. Bis 30. September lockt es mit einem breiten Angebot an Musik, Tanz, Theater und Zirkus in die Altstadt.

In diesem Früh-Herbst wurde es am Mittwochabend eröffnet von einer außergewöhnlichen Kompanie aus Montréal, die weltweit Furore macht mit einem Mix aus Zirkus, Theater, Illusion, Musik und Tanz. „Passagers“ (Passagiere im Zug) heißt die Produktion von „7 doigts de la main“, die gleichzeitig in Düsseldorf Deutschlandpremiere feiert. Jubel und stehende Ovationen gab es erneut für die Truppe, die sich am Rhein seit 2012 eine immer größere Fan-Gemeinde erobert hat.

Die Artisten, Sänger und Schauspieler überraschen und begeistern nicht nur mit immer neuen Geschichten, sondern halten die Zuschauer auch mit virtuosen Akrobatik-Nummern hoch unter der Zirkuskuppel in Atem.

Melancholische Szenen treffen auf spektakuläre Akrobatik

Die Choreographie von Shana Carroll und Isabelle Chassé nimmt das Publikum dieses Mal mit auf eine Reise. Nicht im Flugzeug, sondern in einem Zug treffen acht Reisende aufeinander. Sie steigen ein, legen Koffer in das Gepäcknetz, langsam setzt sich die Bahn in Bewegung. Das rhythmische Stampfen der Lokomotive oder das Rattern der Eisenräder spiegeln sich in Bewegungen der Figuren. So wiegen einige ihren Oberkörper, andere wippen oder schlottern mit den Gliedmaßen.

Die einen lesen im Buch, andere spielen Karten oder gucken aus dem Fenster. Ihr Blick fällt auf Landschaften, die als Videoprojektionen vorüberziehen. Stadtbilder, Brücken, Bahnhöfe, Felder, Berge. Impressionen, die eingefleischte Smartphone-Dauer-Benutzer kaum noch kennen dürften. Es geht um Themen wie Ankunft und Abfahrt, zufällige Begegnungen und immer wieder um die fortschreitende, unweigerlich verlorene Zeit. Auf jüngere Zuschauer könnten diese locker collagierten Szenen wie ein Nostalgie-Trip wirken. Für die Künstler selber, die meist auf Tournee sind, eher wie ein Teil ihrer Lebenswirklichkeit.

Doch das Montréaler Ensemble verquickt diese Melancholie in einem Zugabteil mit einer suggestiven Zirkus-Atmosphäre – besonders durch hochkarätige Akrobaten – und Artisten-Nummern am Trapez, mit Tüchern und steilen Gerüsten. Originelle Luftschrauben, Salti oder Schlangenbewegungen erinnern schon mal an Moskauer Staatszirkus. Ebenso eine vielseitige Artistin: sie verblüfft mal durch Kunststücke mit sieben Hula-Hoop-Reifen, später als Meister-Zupferin auf der Ukulele.

Das Schwanken zwischen Rückschau und Hoffnung auf eine Zukunft – wie stets bei einer Zugfahrt – wird unterstützt durch eine Musikmischung, die perfekt zu Bewegungen und vorbeiziehenden Filmen passt. Neben den Eigenkompositionen von Colin Gagné sind es auch seine schnurrigen Arrangements – sei es „Creep“ (von Radiohead) oder „Burma Shave“ von Tom Waits. Ebenso vom kanadisch-mexikanischen Hip-Hop-Musiker Boogat oder von Alexandre Désilets, einem Liedermacher aus Montréal.

Fazit am Ende des Abends: eine unterhaltsame Show mit spektakulären Nummern, die nicht nur Zirkus-Freunden zu empfehlen ist.