NRW Handwerk im Aufschwung
Düsseldorf · Die Handwerkskammer Düsseldorf hat ihr Herbstgutachten vorgelegt. Die repräsentative Umfrage zeigt: Nach dem Lockdown zu Jahresbeginn geht es aus Sicht vieler Unternehmen bergauf. Trotzdem warten einige Herausforderungen.
Das Konjunkturklima in der Region hat sich im Handwerk spürbar erholt. Das zeigt das Herbstgutachten, das die Handwerkskammer Düsseldorf (HWK) nun vorlegte. 1300 Unternehmen an Rhein, Ruhr und Wupper beteiligten sich an der Umfrage, die zwei Mal im Jahr im Kammerbezirk Düsseldorf durchgeführt wird.
Der Geschäftsklimaindex verbesserte sich im Vergleich zum Frühjahr im Bezirk um sieben Punkte. Er liegt jetzt bei 122 Punkten und damit knapp unter dem Wert, der vor Beginn der Corona-Pandemie im Herbst 2019 ermittelt wurde (129 Punkte). Die positive Entwicklung nach dem Lockdown zu Jahresbeginn spiegeln auch die Umsatzzahlen wieder: „Landesweit musste unser Wirtschaftsbereich im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Umsatzrückgang um 5,8 Prozent hinnehmen“, sagt Andreas Ehlert, Präsident der HWK. „Im zweiten Quartal konnte er mit einem Umsatzanstieg um 12,7 Prozent glänzen.“
Vermehrte Investitionen
in den Gebäudebestand
Grund für den Aufschwung sei zum einen die vermehrte Investition in den Gebäudebestand. Viele Menschen wollen ihr Zuhause verschönern, oder es energiesparender gestalten, erklärt Ehlert. Zudem sei bei den Unternehmen eine ausgeprägte Konjunkturdynamik zu beobachten, die von den Kontaktbeschränkungen besonders betroffen waren. Etwa das Lebensmittelhandwerk oder das Kfz-Gewerbe. Ehlert sieht vor diesem Hintergrund gute Chancen, dass das Handwerk im Kammerbezirk das Jahr „mit einem klaren Umsatzplus abschließen wird“.
Ein grundsätzlicher Optimismus ist mit Blick auf den Index auch bei den Handwerksbetrieben in Düsseldorf zu erkennen. Im Vergleich zum Frühjahrsgutachten hat sich das Konjunkturklima in der Stadt um ganze 15 Punkte verbessert. Rund 200 Düsseldorfer Unternehmen beteiligten sich an der Umfrage. 50 Prozent von ihnen schätzen die Geschäftslage positiv ein, eine Verschlechterung des Umsatzes erwarten nur 17 Prozent der Unternehmen. „Das liegt zum Beispiel an dem zahlungskräftigen Klientel in der Stadt“, sagt Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der HWK. „Handwerk muss man sich leisten können.“
Betriebe rechnen nicht mit
einer Verbesserung der Lage
Mit einer Verbesserung der Geschäftslage in den kommenden Monaten erwarten dennoch nur 24 Prozent der Betriebe. Über die Hälfte der Befragten rechnet mehr damit, dass ihre aktuelle Situation vorerst unverändert bleibt. Gleiches gilt im Bereich der Verkaufspreise und der Auftragslage. „Eine Konjunkturdynamik ist eher in Randbezirken zu beobachten“, sagt Alexander Konrad, Pressesprecher der HWK.
Gute Mittelfeldposition
für Düsseldorf
In Innenstädten sei es schwieriger für Unternehmen Standorte zu finden, oder mit Blick auf die Gentrifizierung in Stadtteilen wie Bilk oder Flingern zu halten. Fuhrmann und Konrad betonen jedoch, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt gut funktioniere. „Wir werden in die Planungen zur Stadtentwicklung mit einbezogen und unsere Anliegen gehört“, sagt Konrad.
Düsseldorf nehme im Gutachten eine „gute Mittelfeldposition“ ein. „Die Stadt macht den konjunkturellen Aufschwung voll mit“, sagt Fuhrmann. Bremsen könne den Aufschwung der Unternehmen trotz positiver Entwicklung zwei Dinge: Die stark gestiegenen Preise für Produkte wie Metall und Holz und der Personalmangel. 37 Prozent aller befragten Firmen im Bezirk gaben an, unbesetzte Leerstellen zu haben. „Mehr als je zuvor bei einer Konjunkturumfrage der Kammer“, betont Ehlert. „Wir brauchen hier ein gesamtgesellschaftliches Umdenken. Es muss viel klar werden: Eine Ausbildung im Handwerk ist kein gesellschaftlicher Abstieg.“