Festakt in Düsseldorf Handwerkskammer ehrt Meister in Arena
Düsseldorf · Die Meister bekamen eine große Bühne. In den 130 anerkannten Handwerksberufen fehlen aktuell bundesweit 250.000 Fachkräfte.
Isabelle Domingues-Jung war geschockt. Die Handwerkskammer Düsseldorf hatte ihr mitgeteilt, dass sie die Meisterprüfung für das Friseurhandwerk nicht bestanden hatte. „Da ist uns aber ein Fehler unterlaufen“, sagt der Kommunikation-Abteilungsleiter der Handwerkskammer Alexander Konrad. „Frau Domingues-Jung hat im Gegenteil die Meisterprüfung im Jahr 2021 als Jahrgangsbeste bestanden.“
So war die Friseurmeisterin am Sonntag genauso wie 825 weitere Meister ihrer Fächer zur großen Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf in die Merkur Spielarena gekommen und freute sich über ihre Ehrenurkunde. „Ehrlich gesagt war die Meisterprüfung nicht von Anfang an mein Ziel. Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich in dem Beruf bleiben möchte. Aber während meiner Ausbildung hat sich eine Passion dafür entwickelt“, sagt die 30-Jährige. „Dass ich jetzt Jahrgangsbeste geworden bin, ist eine Überraschung.“
Domingues-Jung ist neben Augenoptikermeisterin Jennifer Gerecke die einzige Jahrgangsbeste, die ihren Wohnsitz in Düsseldorf hat. Für Gerecke ist die „Lehrzeit“ aber noch nicht vorbei, denn sie will auch noch die Qualifikation zur Optometristin (Messungen und Bewertungen von Sehfunktionen) erwerben. „Der Beruf des Optikers wird immer medizinischer. Die Zusammenarbeit mit Augenärzten immer wichtiger“, sagt Gerecke. „Als Optometristin habe ich beruflich später mehr Möglichkeiten.“
Für die Meisterfeier hatte die Handwerkskammer eine große Bühne bereitet. Nicht nur die räumliche Dimension in der Arena war beeindruckend, auch die Anzahl und Bedeutung der Gratulanten hatte es in sich. So waren neben Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), NRW-Grünen-Vorsitzende Mona Neubaur, Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU), die Bundestagabgeordneten Thomas Jarzombek (CDU), Manfred Todtenhausen (FDP) und Andreas Rimkus (SPD) und als Festredner Hans Peter Wollseifer (Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks) in der Arena.
Ehlert und Wollseifer schrieben den Politkern so einiges über die Bedeutung des Handwerks in die Agenda. „Wir müssen endlich wieder eine positive Erzählung von der Zukunft prägen. Die Debatten dürfen sich nicht immer nur darum drehen, warum etwas nicht geht oder funktioniert. Sondern: Wie machen wir etwas möglich? Wie machen wir Deutschland und Europa wettbewerbsfähiger? Wie schaffen wir es, wirtschaftliche Vernunft mit sozialer und ökologischer Verantwortung zu verbinden? Und vor allem: Wie gestalten und prägen wir die Entwicklungen und Dynamiken der Zukunft?“, fragte Wollseifer und gab direkt einen Teil der Antworten selbst. „Es ist kein hohles Pathos, wenn ich sage: Das Handwerk braucht Sie. Unser Land braucht Sie.“ Er mahnte auch eine Gleichbehandlung von akademischer und beruflicher Ausbildung an, damit Deutschland bei Energiewende, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Mobilität, Digitalisierung und bei der Bewältigung des demografischen Wandels vorankommt.
„Wenn die Bundesregierung pro Jahr 400 000 Wohnungen bauen will, dann braucht sie das Handwerk“, so der Zentralverbandspräsident. „Wenn die Bundesregierung bis 2030 sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen will, dann braucht sie Handwerkerinnen und Handwerker, die Ladesäulen installieren.“ Doch es fehlen in den 130 anerkannten Handwerksberufen aktuell bundesweit bereits 250 000 Fachkräfte.
Andreas Ehlert wagte einen persönlichen Blick in die politische Zukunft. „Wir haben den Innenminister und Mona Neubaur extra nah neben einander gesetzt. Da können sie sich schon mal dran gewöhnen, wie es demnächst bei den Kabinettsitzungen sein wird“, so Ehlert. Und weiter: „Ich kann mir Mona Neubaur sehr gut als Ministerin für Klimaschutz, Wirtschaft und Handwerk vorstellen.“