Neuer Bezirksbürgermeister für den Stadtbezirk 10 Was der Bezirksbürgermeister derzeit im Blick hat

Düsseldorf · Seit fast zwei Wochen ist Jürgen Bohrmann im Stadtbezirk 10 neuer Bezirksbürgermeister. Was er für seine zweijährige Amtszeit plant und was es mit dem Schal auf sich hat, erzählte der SPD-Mandatsträger im Gespräch.

Jürgen Bohrmann unterwegs auf dem Garather Markt.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Der rote Schal ist sein Markenzeichen. Zum Interview erscheint der Garather Jürgen Bohrmann mit dem Schal um den Hals. Bei diesen Minusgraden ist das sicherlich eine gute Wahl. Doch auch bei wärmeren Temperaturen wird der neue Bezirksbürgermeister für den Stadtbezirk 10 selten ohne dieses besondere Accessoire gesehen. Natürlich liegt es da nahe, eine Verbindung zu der Partei zu ziehen, für die Bohrmann bei der Kommunalwahl 2020 wieder in die Bezirksvertretung 10 eingezogen ist: die SPD.

Doch die Gründe für Bohrmanns Rote-Schal-Liebe liegen schon lange zurück: „Meine Großmutter und meine Tante haben mich als Kind mit Selbstgestricktem eingekleidet, Pullovern wie Schals. Und dabei entdeckte ich dann mit Rot meine Lieblingsfarbe. Die allermeisten meiner 70 Krawatten sind Rot.“ Die Farbe steht aber nicht nur für seine Kindheit, sondern auch für seinen Lieblingsverein, die Fortuna: „1966 bin ich mit meinen Eltern aus dem Florapark nach Garath gezogen. Da es damals noch keine Infrastruktur gab, spielten wir auf den Baustellen. Unter uns Jungs damals stand fest, dass wir alle Fortunaspieler mit Namen kennen mussten.“ Bis zur Corona-Pandemie hatten er und seine Lebensgefährtin eine Dauerkarte. Und ab und an kam das damalige Mitglied im Sportausschuss – Bohrmann saß zwischen 2014 und 2020 im Stadtrat – auch schon mal an eine VIP-Karte für ein Fortuna-Spiel. Details der Freikarten-Affäre eines anderen Ratsmitgliedes kennt er nur aus der Berichterstattung. Seine Meinung dazu: „Die Menge, von der die Rede ist, ist nicht mehr in Ordnung.“

Aber noch einmal zurück auf Rot. Auf die Frage, ob ihm klar sei, dass das eine Signalfarbe sei und der Träger damit auffalle, kommt die schnelle Antwort: „Ich stand schon von Kindheit an gerne im Rampenlicht.“ In der Schule als Klassen -und Schulsprecher, bei den Wettkämpfen im Gewichtheben, von denen er so viele gewann, dass er einmal deutscher Vize-Meister und sechs Mal hintereinander Landesmeister wurde. „Es ging mir beim Sport nie um die Attacke, sondern um das bewusste Drangehen an den Gegner, daran, ein Zeichen zu setzen.“ Nun will er auch in seiner zweijährigen Amtszeit die Dinge angehen, die Richtung zeigen, wie sich der Stadtbezirk mit seinen beiden Stadtteilen Garath und Hellerhof weiterentwickeln könnte, dazu Anregungen geben.

Nach der Kommunalwahl 2020 hatten sich die beiden großen Fraktionen von CDU und SPD in der Bezirksvertretung (BV) 10 darauf geeinigt, die fünfjährige Amtszeit des Bezirksbürgermeisters und seines Stellvertreters aufzuteilen: Die ersten zwei Jahre der CDU-Mann Klaus Erkelenz, dann ein SPD-Kandidat. Im letzten Jahr der Legislaturperiode geht das ehrenamtliche Spitzenamt zurück an die CDU. Am Dienstag vor nun fast zwei Wochen wählte die BV Jürgen Bohrmann ins Amt, einstimmig, bei sechs Enthaltungen, zugleich mit der Wahl von Erkelenz zum Stellvertreter.

Mit diesem will Bohrmann „auf Augenhöhe“ weiterarbeiten: „Wir haben abgesprochen, dass wir uns gegenseitig über alles informieren.“ Der langjährige Genosse, mit 15 trat Bohrmann in die SPD ein, hatte noch nie Probleme mit Politikern anderer Coleur. Mit Klaus Mauersberger (CDU) verbindet ihn „eine Männerfreundschaft“. Mit ihm werde er sich sicherlich auch bei den verschiedensten Themen austauschen. Als eine Art möglichen Berater sehe er Mauersberger, der das Amt an der Spitze der BV viele Jahre inne hatte, aber nicht.

Zwei Themen, die direkt anstehen und für den Stadtbezirk wichtig sind, hat Jürgen Bohrmann im Blick. Die BV hatte angeregt, dass der Schnellbus SB 57 mit der Taktverdichtung im Projekt Rheintakt abends länger fahren sowie an den Samstagen fahren soll. Düsseldorfs Mobilitätsdezernent Jochen Kral hat dem Garather Politiker zugesagt, dass die Verwaltung diesen Wunsch noch einmal prüft: Der Schnellbus sei eine sehr gut genutzte schnelle Verbindung aus dem Stadtbezirk mit nur einmal Umsteigen bis in die Innenstadt: „Man ist mit dem Bus in zehn Minuten an der Uni.“

Anderes Thema ist der Ausbau der Bezirkssportanlage Koblenzer Straße. Ein Vorzeigeprojekt, das den Stadtbezirk wie eine neu zu planende Hellerhofer Mitte nach vorne bringen werde. Bohrmann möchte von der Verwaltung wissen, ob und wie das Vereinsheim der Garather Jonges, deren Mitglied er ist, erhalten bleiben oder neu gebaut werden soll.