Düsseldorf kämpft gegen Fremdenfeindlichkeit

Das Bündnis Düsseldorfer Appell gibt es jetzt seit 25 Jahren. Bis März 2018 stehen 90 Veranstaltungen auf dem Plan.

„Die Welt wäre eine bessere, wenn es uns nicht geben müsste“, sagt Diakonie-Vorstand Thorsten Nolting. Zweilfelsohne: Seit nunmehr 25 Jahren arbeitet das Bürgerbündnis Düsseldorfer Appell gegen Fremdenfeindlichkeit. Gegründet wurde es Anfang der 90er Jahre, als Reaktion auf die Hochphase der Übergriffe auf Ausländer in Hoyerswerda, Rostock, Solingen. Bis heute hat sich die Welt nicht genug verändert, um die Arbeit Düsseldorfer Appells überflüssig zu machen.

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Eine, die sich gut an die Geschehnisse der frühen 90er Jahre erinnern kann, ist die Schirmherrin der Appell-Aktionen, Serap Güler (CDU). Die NRW-Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration ist die Tochter türkischer Einwanderer. „Damals hatte meine Familie das Gefühl, dass wir jetzt die Koffer packen und Deutschland verlassen müssen“, sagt sie . Die Lichterketten, die als Reaktion auf die ausländerfeindlichen Attacken im ganzen Land organisiert wurden, habe sie als sehr beruhigend empfunden.

Und die Lichterkette auf der Düsseldorfer Königsallee war gewissermaßen die Geburtsstunde für den Düsseldorfer Appell. Auf Initiative des Jugendrings und anderer Organisationen sollte ein überparteiliches Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit gesetzt werden. Eine große Spende der Toten Hosen machte die Strukturierung der Aktionsgemeinschaft möglich. Im Jahr 2010 hat die Diakonie die Trägerschaft übernommen.

„Unser letzter großer Herausforderer waren die Pegida- und Dügida-Demonstrationen von 2014 bis 2016“, erzählt Volker Neupert, der Geschäftsführer des Düsseldorfer Appells. „Aber auch ohne konkrete Anlässe wie diese haben wir viel zu tun.“ Dafür habe man 2001 die Programmgemeinschaft Respekt und Mut gegründet, die mit Konzerten, Ausstellungen und Diskussionen den Kampf für eine pluralistische Gesellschaft unterstützen will. Knapp 70 Institutionen gehören heute Respekt und Mut an, darunter Ratsfraktionen, die Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Fortuna Düsseldorf, die Polizei und viele Kultur- und Integrationsinstitutionen.

Ein Tiefschlag für den Düsseldorfer Appell war der Brandanschlag auf die Synagoge in Golzheim im Oktober 2000. „Hier hat sich aber wieder gezeigt: Die Düsseldorfer Gesellschaft ist unheimlich klar in ihrem weltoffenen Selbstverständnis. Es gab so viel Unterstützung“, erinnert sich Henrike Tetz, Superintendentin und Sprecherin des Appells. Auch damals erhellten die Kerzen einer Lichterkette Düsseldorf.

„Leider muss man ja feststellen, dass heute Dinge sprachfähig sind, die vor einigen Jahren noch undenkbar waren“, sagt Thorsten Nolting mit Blick auf die zunehmende Polpularität rechten Gedankenguts. Das bekomme man überall mit, seien es Aussagen über das Entsorgen von Menschen, wie sie der AfD-Politiker Gauland kürzlich tätigte, Hetze im Netz oder Gespräche in der Straßenbahn. „Darauf muss man vorbereitet sein. Wir wollen mit unserer Arbeit helfen.“