Känguru von Vandalismus betroffen Ärger um zerstörten Jacques-Tilly-Mottowagen

Düsseldorf · Ein bekannter Karnevalswagen von Jacques Tilly wurde Opfer von Zerstörungswut. Warum der Besitzer keine Anzeige erstattet hat – und wie es nun für das bekannte Känguru-Motiv weitergeht.

Der von Jacques Tilly gebaute und von Joachim Johänning gekaufte Mottowagen wurde zerstört.

Foto: Kim-Khang Tran

(kkt) Das von Jacques Tilly gebaute Känguru mit brennendem Rücken und schreiendem Maul sollte die Zerstörung der Umwelt symbolisieren. Nun wurde es jedoch selbst zerstört.

Tatort ist eine „Märchenland“-Halle in Flingern. Joachim Johänning, der den Tilly-Mottowagen vor zwei Jahren gekauft hat, fand ihn am vergangenen Donnerstag stark beschädigt vor: eine Seite des Gesichts aufgeplatzt, sodass das Innere zu sehen ist, weitere Löcher am Hals, am Bein und am Schwanz. Der Vandalismus wirft Fragen auf, zumal die anderen Karnevalswagen in der Halle unbeschädigt geblieben sind: Ging es bei der Tat um die Ukraine-Flagge, die am Hals des Kängurus hängt? Oder sind es Klimawandelleugner, die den Mottowagen zerstört haben?

Die Polizei hat Johänning nicht verständigt. Er wolle lieber nach vorne blicken, denn wichtig sei ihm, dass das Känguru wie geplant beim Karnevals-Sonntag in Frankfurt gezeigt werde. So hat er das Känguru am Montagnachmittag zu Jacques Tilly in die Wagenbauhalle gebracht, wo es nun repariert wird. Zwei Tage soll das voraussichtlich dauern, so der Wagenbauer.

Auf den Vandalismus reagiert Tilly eher gelassen: „Klar, es tut natürlich weh, aber das passiert ab und zu“, sagt Tilly. So sei bereits eine seiner Kreationen angezündet worden, bei einer anderen Figur das Gesicht zerhackt worden.

Hinter dem Vandalismus vermutet Tilly keine politisch motivierte Tat: „Ich denke nicht, dass die den Wagen überhaupt verstanden haben.“ Der Wagenbauer geht eher von Jugendlichen mit einer „Lust an Zerstörung“ aus, nicht von Klimawandel-Leugnern: „Die hätten ihn ganz zerstört, dass er nicht mehr reparabel ist, und nicht nur reingehauen.“ Auch Tilly sieht keinen Bedarf, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten: „Der Schaden hält sich ja wirklich in Grenzen. Und wie soll man da auch einen Täter ermitteln?“

Gebaut wurde das Känguru für den Rosenmontagszug 2020 in Düsseldorf – und zwar drei Wochen lang, so Tilly, was für einen Mottowagen ziemlich lange sei. „Es ist sieben Meter lang und steht auf zwei Beinen, da ist also viel Stahl drin und es wurde aufwendig geschweißt.“ Hinzu komme noch eine wetterfeste Beschichtung. „In dem Wagen steckt echt viel Arbeit, insofern ist es gut, dass wir ihn reparieren und er weiterleben darf. Die Botschaft bleibt ja leider aktuell.“ So sei es weiterhin ein Anliegen seines Teams sowie des Karnevalskomitees, dem Thema Klimaschutz jedes Jahr einen Wagen zu widmen.

Seit seinem Debüt war das Känguru unter anderem auf „Fridays-for-Future“-Demos sowie bei den Vereinten Nationen in Bonn zu sehen. „Erst schmunzeln die Leute und denken: Boah, wie toll“, erzählt Besitzer Johänning. „Dann verstehen sie, was es uns sagen will.“ Für ihn stehe auch nach dem Vorfall fest: „Das Känguru wird überleben.“