Studie aus Düsseldorf Schwere Defizite durch die Pandemie
Düsseldorf · Studie mit Daten aus Düsseldorf zeigt, wie Vorschulkinder durch Corona-Maßnahmen benachteiligt wurden.
Wissenschaftlerinnen von Heinrich-Heine-Universität (HHU) und Uniklinik (UKD) haben in einer Studie das nachgewiesen, was während der gesamten Corona-Pandemie befürchtet wurde: dass Kita-Kinder die großen Verlierer, ja Opfer der Pandemie sind. In einer Studie zeigen Simone Weyers und Mariann Rigó vom Institut für Medizinische Soziologie an der Medizinischen Fakultät der HHU nun detailliert, wie verheerend die Pandemie sich auf die Gesundheit und Entwicklung von Düsseldorfer Schulanfängern ausgewirkt hat.
Die Wissenschaftlerinnen zeigen dabei, dass das Ausmaß von Entwicklungsproblemen bei den Kindern, die 2021 eingeschult wurden, besonders groß ist. Also bei den Kindern, die wegen der Lockdowns oder anderer Beschränkungen nicht regelmäßig ihre Kitas besuchen konnten. Dabei zeigten sich auch Unterschiede in der sozialen Lage der Kinder: So war im Einschulungsjahrgang 2021 etwa jedes vierte Kind aus einem belasteten Wohnquartier von Übergewicht betroffen, jedoch nur jedes sechste Kind aus einem besser gestellten. Die Kinder verloren mit der Schließung der Kitas demnach den Zugang zu gesundem Essen. Besonders gravierend ist das Ausmaß von Problemen in der Sprachentwicklung bei den Kindern, die nicht mit deutscher Muttersprache aufwachsen: Hier hatten 70 Prozent der Kinder auffällige Werte bei den Untersuchungen. Für ihre Studie verglichen die Wissenschaftlerinnen fünf Jahrgänge von Düsseldorfer Schulanwärtern in Bezug auf Übergewicht, Sprachentwicklung und Motorik. Die Daten waren im jeweiligen Jahr von den amtsärztlichen Untersuchungsteams des Gesundheitsamts erhoben worden. Die Wissenschaftlerinnen gehen aufgrund der Datenlage davon aus, dass die Kluft zwischen Kindern aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen sogar noch größer ist, weil eine Besonderheit der Düsseldorfer Schuleingangsuntersuchung ist, dass gefährdete Kinder (mit gesundheitlichen Problemen oder aus benachteiligten Stadtvierteln) in der Regel vorrangig untersucht werden. Die begrenzte Anzahl von Untersuchungen in den Pandemiemonaten führte in den Wellen 2020/2021 und 2021/2022 demnach zu kleineren Stichproben mit einer statistischen Verzerrung hin zu gefährdeten Kindern. Um die fünf Stichproben für die Analyse vergleichbarer zu machen, schlossen die Wissenschaftlerinnen jeweils die ersten 800 Kinder ein. Daher gelten die Ergebnisse hauptsächlich für gefährdete Kinder und können nicht für alle Vorschulkinder verallgemeinert werden.
Weyers und Rigó kommen in ihrer Studie zu dem Schluss, „dass Übergewicht und Sprachentwicklung bei der Prävention priorisiert werden sollten“. Das gelte insbesondere für sozial benachteilige Kinder und Kinder mit Migrationshintergrund. Zudem schlussfolgern die beiden, dass Kindergärten bei einem erneuten epidemischen Szenario geöffnet bleiben sollten.