Studie des WZB So schneidet Neuss im Armutsranking ab
Neuss · Die jüngst veröffentlichte Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung belegt erstmals die Trennung von Arm und Reich in 153 Städten – auch in Neuss. Wie sich die sozialen Gruppen in der Quirinusstadt verteilen.
(jus) Wo wohnen in Neuss die Armen? Wie ungleich ist die Verteilung der sozialen Gruppen in der Quirinusstadt im Vergleich zu den umliegenden Regionen? Dies lässt sich nun aus einer neuen Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung ablesen. Mithilfe von Daten der Kommunalstatistik und der Bundesagentur für Arbeit hat Marcel Helbig, Forscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), eine soziale Landkarte der 153 größten deutschen Städte entwickelt. Diese zeigt, wie sich die räumliche Verteilung von Armut, Reichtum, Bildung und Ethnie innerhalb deutscher Städte von 2005 bis 2021 verändert hat.
Mit Blick auf die Verteilung der sozialen Gruppen belegt Neuss mit knapp 30 Punkten den 37. Platz von insgesamt 96. Der Index gibt in einem Wertebereich von 0 bis 100 für die Gesamtstadt an, wie ungleich eine soziale Gruppe gegenüber der restlichen Bevölkerung über die statistischen Gebiete verteilt ist. Das heißt: Circa 30 Prozent der Neusser, die Bürgergeld beziehen, müssten umziehen, um im gesamten Stadtgebiet eine gleiche Verteilung zwischen Arm und Reich zu erzielen. Seit 2014 ist diese Zahl um 0,2 Punkte leicht angestiegen.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Bewohner mit hohem Einkommen finden sich in Neuss häufig am Rand der Stadt – jedoch nur an einer. Ausgehend vom Zentrum verteilt sich im Norden des Stadtgebiets die ärmere Bevölkerung, während im Süden vor allem Akademiker wohnen.
Darüber hinaus zeigt sich laut Studie bei der Verteilung der Armut ein Zusammenhang mit den Ausländeranteilen der Städte. Dort, wo besonders viele arme Menschen wohnen, leben demnach auch besonders viele Menschen mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit. Neuss erreicht mit Blick auf die sogenannte ethnische Segregation (die Konzentration von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund auf bestimmte Wohngebiete) knapp 25 Punkte und landet damit im Vergleich von 93 deutschen Städten auf Platz 44.
Insgesamt zeigt sich, dass arme Menschen vor allem in ostdeutschen Städten und im Ruhrgebiet zunehmend in bestimmten Wohnvierteln leben. In süddeutschen Städten geht der Trend dagegen zu mehr sozialer Durchmischung. Besonders die soziale Schere zwischen den Plattenbausiedlungen einerseits und den Innenstädten oder Vororten andererseits sei demnach größer geworden. Im untersuchten Zeitraum hat sich vor allem die Armutssegregation verschärft, also die ungleiche Verteilung von Menschen, die staatliche Transferleistungen beziehen.