Tonnengarde Mit dem Jauchefass ins närrische Jubiläum der Tonnengarde

Düsseldorf · Beim Empfang der Tonnengarde zum 12 x 11-jährigen Bestehen am heutigen Freitag im Rheingoldsaal ist Oberbürgermeister Thomas Geisel als Ehrenknecht dabei.

Seit 12 x 11 Jahren geht es mit einer Heringstonne oder einem Jauchefass durch Niederkassel.

Foto: ja/Stadtarchiv

Alles begann in der Tonnengarde mit einem stinkenden Jauchefass. So geschehen vor 132 Jahren oder vor 12 x 11 Jahren. Es wurde eine Erfolgsgeschichte, mit einer stetig wachsenden Mitgliederzahl. Die Kinder vom „Dorf“, wie man das immer mondäner werdende Niederkassel noch heute lnennt, geben die Tanzmariechen ab. Die Größeren agieren in der Damentanzgruppe. Und die Erwachsenen produzieren selbst ihre Anekdötchen auf der Bühne.

Die Schweine sucht man zwar vergebens rund um die Niederkasseler Straße, doch das „Schlachtfest“ wird weiter gefeiert, nur stammt das Fleisch nicht mehr aus einem Stall von nebenan. Selbst das Schwänzkes-Essen, das sich aus einer urigen Hauschlachterei entwickelt hat, gibt es noch. Man könnte es heute allerdings eher als Promi-Essen bezeichnen, werden doch bei dieser Gelegenheit Freunde, Gönner und Sponsoren als Dankeschön beköstigt.

 Die Tonnenbäuerinnen sind nicht auf Mund gefallen

Wäre noch die Tracht zu nennen. Sie besteht für die Tonnenbauern aus einem blauen Kittel und einem karierten Tuch, das durch eine Kartoffel gezogen wird. Hinzu kommen weiße Hosen und das obligate Narrenschiff.

Frauen kennt die Tonnengarde eigentlich nicht, schließlich will der erfolgreiche Dino Conti Mica sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Das weibliche Geschlecht kann offiziell nicht Mitglied werden. Insofern gibt es noch einen alten Zopf im jung gebliebenen Verein. Die Tonnenbäuerinnen scheren allerdings inzwischen aus. Sie tragen längst die schicksten, sehr modischen Kleider, und sie sind auch in ihren Reden nicht auf den Mund gefallen.

Eine Besonderheit aber pflegen die Narren aus dem linksrheinischen Düsseldorf, das sie von allen anderen Karnevalsvereinen unterscheidet: Sie veranstalten am jeweiligen Karnevalssonntag das Tonnenrennen. Diese Veranstaltung entstand aus einer Schnapsidee. Der Bauer Karl Dahners vom Käshof soll 1887 drei Taler ausgesetzt haben für den, der am schnellsten mit der „Schörskar“ und einer leeren Abtrittstonne (als Jauchefässer dienten alte Heringsfässer) die Rundstrecke bewältigen würde. Der erste Sieger war Wilhelm Vossen. Er spendierte die drei Taler zum allgemeinen Verzehr.

Trän drop als Schlachtruf kam, als eine Katze über den Weg lief

Bei einem solchen Rennen lief einem Teilnehmer eine Katze in den Weg. Er zögerte, die Katze zu überfahren, doch sein Vater ermutigte ihn: „Trän drop“. Also: „tritt drauf“. Der Schlachtruf der Narren war geboren. Und eine Katze wurde seitdem auch nicht mehr in Niederkassel während des Rennens gesichtet.

1952 übernahm er Peter Steinhauer mit 16 Jahren die Kasse des Vereins, 1971 beerbte er den legendären Präsidenten Fritz Kriegleder und fungierte 27 Jahre selbst als Präsident. Er war das größte Talent der Tonnengarde in der Bütt. Ihm zu Ehren trägt heute ein Fußweg seinen Namen.

Das 12 x 11-Jährige wird in diesem Jahr am laufenden Band gefeiert. Heute gibt es einen Jubiläumsempfang unmittelbar vor der schon traditionellen Handwerkersitzung in der Rheinterrasse. Dabei wird Oberbürgermeister Thomas Geisel im Rheingoldsaal ein Grußwort sprechen, schließlich ist er „Ehrenknecht“ der Niederkasseler Karnevalisten.

Info: Kinderkarneval Sonntag, 15 Uhr, Aula Comenius-Gymnasium, Hansaallee 90. Umzug und Tonnenrennen am 3. März, Karnevals-Sonntag, ab 14 Uhr